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Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889.

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§ 78. Modefarben auf Baumwolle.

Allgemeine Regeln zur Herstellung von Modefarben lassen sich nicht
geben. Man benutzt mit Vorteil einen hellen Catechugrund und färbt darauf
mit neutral färbenden künstlichen organischen Farbstoffen. Oder man grun-
diert mit Sumach und Eisen oder Quercitronextrakt. Hier nur wenig Bei-
spiele. Wer sich dafür speziell interessiert, findet Ausführlicheres in den
Fachzeitungen, sowie in einzelnen Rezeptbüchern.

Mode. Ausfärben mit 3 Prozent Alaun, 11/2 Prozent Quercitron-
extrakt, 1/10 Prozent Fuchsin, 1/20 Prozent Bismarckbraun und 1/4 Pro-
zent Indigoersatz; man geht kochend mit der Ware ein und läßt 11/2 Stun-
den kochen; zuletzt wird mit 3 Prozent Eisenvitriol gedunkelt.

Modegrau. Man gibt einen Grund aus 10 Prozent Sumach und
Eisen, wäscht gut aus und färbt auf frischem Bade mit 3/8 bis 1/2 Prozent
Solidgrün und ebensoviel Alaun.

Hellgelbmode. 2/3 Prozent Gelbholzextrakt, 11/2 Prozent Kupfer-
vitriol, 1 Prozent Alaun, 11/2 Prozent Blauholz, 2 Stunden kochen.

Silberblau. Ausfärben in neutralem Bade mit 1/5 Prozent Marine-
blau S R unter Zugabe von 5 Prozent Alaun zum Färbebade, 1 Stunde
kochen.

Perlblau. Beizen mit 2 Prozent Alaun; Ausfärben mit 1/30 Pro-
zent Methylviolett.

Drap. 1/4 Prozent Gelbholzextrakt, 1/10 Prozent gemahlenes Blau-
holz, 1/2 Prozent Kupfervitriol, 1 Prozent Catechu. 2 Stunden kochen,
herausnehmen, lüften, wieder eingehen und nochmals 2 Stunden kochen.

Silbergrau. Die gebleichte Baumwolle wird auf einem ganz schwa-
chen Blauholzbade 6 mal lebhaft umgezogen, dann wird dem Bade etwas
Bleizucker zugegeben, wieder umgezogen, gespült und getrocknet.

Lilagrau. Aufstellen auf 2 Prozent Blauholz, 5 mal umziehen,
aufschlagen, 1/2 Prozent Eisenvitriol zusetzen, wieder 5 mal umziehen, auf-
schlagen, 1/10 Prozent Methylviolett zusetzen, nochmals 5 mal umziehen,
dann fertig winden.

§ 79. Schwarze Färbungen auf Baumwolle.
(Mit Ausschluß von Anilinschwarz.)
1. Direkte Färbungen.

Aus einem Seifenbade kann man mit dem neuen Benzidinfarbstoffe
Violettschwarz direkt ein waschechtes violettes Schwarz auf Baum-
wolle färben. (Siehe auch den Nachtrag.)

2. Indirekte Färbungen.

Das meiste Schwarz, welches heute auf Baumwolle gefärbt wird, dürfte
Anilinschwarz sein, welches in einem eigenen Paragraphen ausführlich erörtert
werden soll. Dasselbe hat jedoch auch heute noch nicht den Grad der Voll-
kommenheit erreicht, daß es die früheren Methoden verdrängt hätte.

Die Grundlage der meisten üblichen Schwarz auf Baumwolle ist das

§ 78. Modefarben auf Baumwolle.

Allgemeine Regeln zur Herſtellung von Modefarben laſſen ſich nicht
geben. Man benutzt mit Vorteil einen hellen Catechugrund und färbt darauf
mit neutral färbenden künſtlichen organiſchen Farbſtoffen. Oder man grun-
diert mit Sumach und Eiſen oder Quercitronextrakt. Hier nur wenig Bei-
ſpiele. Wer ſich dafür ſpeziell intereſſiert, findet Ausführlicheres in den
Fachzeitungen, ſowie in einzelnen Rezeptbüchern.

Mode. Ausfärben mit 3 Prozent Alaun, 1½ Prozent Quercitron-
extrakt, 1/10 Prozent Fuchſin, 1/20 Prozent Bismarckbraun und ¼ Pro-
zent Indigoerſatz; man geht kochend mit der Ware ein und läßt 1½ Stun-
den kochen; zuletzt wird mit 3 Prozent Eiſenvitriol gedunkelt.

Modegrau. Man gibt einen Grund aus 10 Prozent Sumach und
Eiſen, wäſcht gut aus und färbt auf friſchem Bade mit ⅜ bis ½ Prozent
Solidgrün und ebenſoviel Alaun.

Hellgelbmode. ⅔ Prozent Gelbholzextrakt, 1½ Prozent Kupfer-
vitriol, 1 Prozent Alaun, 1½ Prozent Blauholz, 2 Stunden kochen.

Silberblau. Ausfärben in neutralem Bade mit ⅕ Prozent Marine-
blau S R unter Zugabe von 5 Prozent Alaun zum Färbebade, 1 Stunde
kochen.

Perlblau. Beizen mit 2 Prozent Alaun; Ausfärben mit 1/30 Pro-
zent Methylviolett.

Drap. ¼ Prozent Gelbholzextrakt, 1/10 Prozent gemahlenes Blau-
holz, ½ Prozent Kupfervitriol, 1 Prozent Catechu. 2 Stunden kochen,
herausnehmen, lüften, wieder eingehen und nochmals 2 Stunden kochen.

Silbergrau. Die gebleichte Baumwolle wird auf einem ganz ſchwa-
chen Blauholzbade 6 mal lebhaft umgezogen, dann wird dem Bade etwas
Bleizucker zugegeben, wieder umgezogen, geſpült und getrocknet.

Lilagrau. Aufſtellen auf 2 Prozent Blauholz, 5 mal umziehen,
aufſchlagen, ½ Prozent Eiſenvitriol zuſetzen, wieder 5 mal umziehen, auf-
ſchlagen, 1/10 Prozent Methylviolett zuſetzen, nochmals 5 mal umziehen,
dann fertig winden.

§ 79. Schwarze Färbungen auf Baumwolle.
(Mit Ausſchluß von Anilinſchwarz.)
1. Direkte Färbungen.

Aus einem Seifenbade kann man mit dem neuen Benzidinfarbſtoffe
Violettſchwarz direkt ein waſchechtes violettes Schwarz auf Baum-
wolle färben. (Siehe auch den Nachtrag.)

2. Indirekte Färbungen.

Das meiſte Schwarz, welches heute auf Baumwolle gefärbt wird, dürfte
Anilinſchwarz ſein, welches in einem eigenen Paragraphen ausführlich erörtert
werden ſoll. Dasſelbe hat jedoch auch heute noch nicht den Grad der Voll-
kommenheit erreicht, daß es die früheren Methoden verdrängt hätte.

Die Grundlage der meiſten üblichen Schwarz auf Baumwolle iſt das

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[604/0652] § 78. Modefarben auf Baumwolle. Allgemeine Regeln zur Herſtellung von Modefarben laſſen ſich nicht geben. Man benutzt mit Vorteil einen hellen Catechugrund und färbt darauf mit neutral färbenden künſtlichen organiſchen Farbſtoffen. Oder man grun- diert mit Sumach und Eiſen oder Quercitronextrakt. Hier nur wenig Bei- ſpiele. Wer ſich dafür ſpeziell intereſſiert, findet Ausführlicheres in den Fachzeitungen, ſowie in einzelnen Rezeptbüchern. Mode. Ausfärben mit 3 Prozent Alaun, 1½ Prozent Quercitron- extrakt, 1/10 Prozent Fuchſin, 1/20 Prozent Bismarckbraun und ¼ Pro- zent Indigoerſatz; man geht kochend mit der Ware ein und läßt 1½ Stun- den kochen; zuletzt wird mit 3 Prozent Eiſenvitriol gedunkelt. Modegrau. Man gibt einen Grund aus 10 Prozent Sumach und Eiſen, wäſcht gut aus und färbt auf friſchem Bade mit ⅜ bis ½ Prozent Solidgrün und ebenſoviel Alaun. Hellgelbmode. ⅔ Prozent Gelbholzextrakt, 1½ Prozent Kupfer- vitriol, 1 Prozent Alaun, 1½ Prozent Blauholz, 2 Stunden kochen. Silberblau. Ausfärben in neutralem Bade mit ⅕ Prozent Marine- blau S R unter Zugabe von 5 Prozent Alaun zum Färbebade, 1 Stunde kochen. Perlblau. Beizen mit 2 Prozent Alaun; Ausfärben mit 1/30 Pro- zent Methylviolett. Drap. ¼ Prozent Gelbholzextrakt, 1/10 Prozent gemahlenes Blau- holz, ½ Prozent Kupfervitriol, 1 Prozent Catechu. 2 Stunden kochen, herausnehmen, lüften, wieder eingehen und nochmals 2 Stunden kochen. Silbergrau. Die gebleichte Baumwolle wird auf einem ganz ſchwa- chen Blauholzbade 6 mal lebhaft umgezogen, dann wird dem Bade etwas Bleizucker zugegeben, wieder umgezogen, geſpült und getrocknet. Lilagrau. Aufſtellen auf 2 Prozent Blauholz, 5 mal umziehen, aufſchlagen, ½ Prozent Eiſenvitriol zuſetzen, wieder 5 mal umziehen, auf- ſchlagen, 1/10 Prozent Methylviolett zuſetzen, nochmals 5 mal umziehen, dann fertig winden. § 79. Schwarze Färbungen auf Baumwolle. (Mit Ausſchluß von Anilinſchwarz.) 1. Direkte Färbungen. Aus einem Seifenbade kann man mit dem neuen Benzidinfarbſtoffe Violettſchwarz direkt ein waſchechtes violettes Schwarz auf Baum- wolle färben. (Siehe auch den Nachtrag.) 2. Indirekte Färbungen. Das meiſte Schwarz, welches heute auf Baumwolle gefärbt wird, dürfte Anilinſchwarz ſein, welches in einem eigenen Paragraphen ausführlich erörtert werden ſoll. Dasſelbe hat jedoch auch heute noch nicht den Grad der Voll- kommenheit erreicht, daß es die früheren Methoden verdrängt hätte. Die Grundlage der meiſten üblichen Schwarz auf Baumwolle iſt das

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Zitationshilfe: Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889, S. 604. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ganswindt_faerberei_1889/652>, abgerufen am 19.04.2024.