Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

Bild:
<< vorherige Seite


des Quecksilbers im Barometer (29 Zoll) zusammengenommen, zu der Barometerhöhe (29 Zoll) allein, wie CE zu CF verhielt. Er schloß also, daß sich die Luft nach dem Verhältnisse der zusammendrückenden Kraft verdichte, und vermuthete daher auch, daß sie sich im umgekehrten Verhältnisse ausbreiten werde, wenn man die drückende Kraft vermindere.

Diese Vermuthung zu prüfen, füllte er ein 6 Fuß tiefes cylindrisches Gefäß ABCD, Taf. XIV. Fig. 5. mit Quecksilber, und senkte in dasselbe eine an beyden Enden ofne Glnsröhre EF so weit ein, daß der oben hervorragende Theil EG noch 1 Zoll betrug. Diese Röhre füllte sich bis G mit Quecksilber, und in EG blieb Luft von der Dichte und Federkraft der äußern, welche damals nach der Anzeige des Barometers 29 3/4 Zoll Quecksilber trug. Er verschloß nun die Oefnung E genau mit Siegellak, und zog die Röhre senkrecht aus dem Quecksilber herauf in die Stellung ef. Hiebey dehnte sich die Luft im obern Theile durch eh aus, zugleich aber erhob sich unter derselben die Quecksilbersäule gh. Dies bewieß, daß die Federkraft der Luft in eh durch ihre Ausbreitung schwächer geworden sey, und auf h weniger drücke, als die äußere Luft auf AD, so daß zu Herstellung des Gleichgewichts noch der Druck der Quecksilbersäule gh erforderlich war. Als der Raum eh = 2 Zoll war, fand sich gh = 15 3/8 Zoll, ein Zeichen, daß die Luft in eh, welche jetzt in den doppelten Raum ausgebreitet war, von ihrer vorigen Federkraft (29 3/4) so viel verlohren, und also nur noch 29 3/4 -- 15 3/8 = 14 3/8 übrig hatte, welches beynahe die Helfte der vorigen Größe ist. Als eh = 10 Zoll war, fand sich gh = 26 3/4 Zoll, d. i. die zehnfach verdünnte Luft hatte von 29 3/4 Federkraft nur noch 3 oder den zehnten Theil übrig; und eben so verhielt es sich ziemlich genau bis zu einer 32 fachen Verdünnung.

Mariotte (Essay sur la nature de l'air. Paris, 1676. 8. ingl. Du mouvement des eaux, Part. II. Disc. 2.) führt eben solche Versuche über die Verdichtung der Luft an, ohne der boylischen zu gedenken, die er ohne Zweifel nicht kannte. Wenn das Barometer auf 28 Zoll stand, so fand er in der


des Queckſilbers im Barometer (29 Zoll) zuſammengenommen, zu der Barometerhoͤhe (29 Zoll) allein, wie CE zu CF verhielt. Er ſchloß alſo, daß ſich die Luft nach dem Verhaͤltniſſe der zuſammendruͤckenden Kraft verdichte, und vermuthete daher auch, daß ſie ſich im umgekehrten Verhaͤltniſſe ausbreiten werde, wenn man die druͤckende Kraft vermindere.

Dieſe Vermuthung zu pruͤfen, fuͤllte er ein 6 Fuß tiefes cylindriſches Gefaͤß ABCD, Taf. XIV. Fig. 5. mit Queckſilber, und ſenkte in daſſelbe eine an beyden Enden ofne Glnsroͤhre EF ſo weit ein, daß der oben hervorragende Theil EG noch 1 Zoll betrug. Dieſe Roͤhre fuͤllte ſich bis G mit Queckſilber, und in EG blieb Luft von der Dichte und Federkraft der aͤußern, welche damals nach der Anzeige des Barometers 29 3/4 Zoll Queckſilber trug. Er verſchloß nun die Oefnung E genau mit Siegellak, und zog die Roͤhre ſenkrecht aus dem Queckſilber herauf in die Stellung ef. Hiebey dehnte ſich die Luft im obern Theile durch eh aus, zugleich aber erhob ſich unter derſelben die Queckſilberſaͤule gh. Dies bewieß, daß die Federkraft der Luft in eh durch ihre Ausbreitung ſchwaͤcher geworden ſey, und auf h weniger druͤcke, als die aͤußere Luft auf AD, ſo daß zu Herſtellung des Gleichgewichts noch der Druck der Queckſilberſaͤule gh erforderlich war. Als der Raum eh = 2 Zoll war, fand ſich gh = 15 3/8 Zoll, ein Zeichen, daß die Luft in eh, welche jetzt in den doppelten Raum ausgebreitet war, von ihrer vorigen Federkraft (29 3/4) ſo viel verlohren, und alſo nur noch 29 3/4 — 15 3/8 = 14 3/8 uͤbrig hatte, welches beynahe die Helfte der vorigen Groͤße iſt. Als eh = 10 Zoll war, fand ſich gh = 26 3/4 Zoll, d. i. die zehnfach verduͤnnte Luft hatte von 29 3/4 Federkraft nur noch 3 oder den zehnten Theil uͤbrig; und eben ſo verhielt es ſich ziemlich genau bis zu einer 32 fachen Verduͤnnung.

Mariotte (Eſſay ſur la nature de l'air. Paris, 1676. 8. ingl. Du mouvement des eaux, Part. II. Diſc. 2.) fuͤhrt eben ſolche Verſuche uͤber die Verdichtung der Luft an, ohne der boyliſchen zu gedenken, die er ohne Zweifel nicht kannte. Wenn das Barometer auf 28 Zoll ſtand, ſo fand er in der

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0018" xml:id="P.3.12" n="12"/><lb/>
des Queck&#x017F;ilbers im Barometer (29 Zoll) zu&#x017F;ammengenommen, zu der Barometerho&#x0364;he (29 Zoll) allein, wie <hi rendition="#aq">CE</hi> zu <hi rendition="#aq">CF</hi> verhielt. Er &#x017F;chloß al&#x017F;o, daß &#x017F;ich die Luft <hi rendition="#b">nach dem Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e der zu&#x017F;ammendru&#x0364;ckenden Kraft verdichte,</hi> und vermuthete daher auch, daß &#x017F;ie &#x017F;ich im umgekehrten Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e ausbreiten werde, wenn man die dru&#x0364;ckende Kraft vermindere.</p>
            <p>Die&#x017F;e Vermuthung zu pru&#x0364;fen, fu&#x0364;llte er ein 6 Fuß tiefes cylindri&#x017F;ches Gefa&#x0364;ß <hi rendition="#aq">ABCD,</hi> Taf. <hi rendition="#aq">XIV.</hi> Fig. 5. mit Queck&#x017F;ilber, und &#x017F;enkte in da&#x017F;&#x017F;elbe eine an beyden Enden ofne Glnsro&#x0364;hre <hi rendition="#aq">EF</hi> &#x017F;o weit ein, daß der oben hervorragende Theil <hi rendition="#aq">EG</hi> noch 1 Zoll betrug. Die&#x017F;e Ro&#x0364;hre fu&#x0364;llte &#x017F;ich bis <hi rendition="#aq">G</hi> mit Queck&#x017F;ilber, und in <hi rendition="#aq">EG</hi> blieb Luft von der Dichte und Federkraft der a&#x0364;ußern, welche damals nach der Anzeige des Barometers 29 3/4 Zoll Queck&#x017F;ilber trug. Er ver&#x017F;chloß nun die Oefnung <hi rendition="#aq">E</hi> genau mit Siegellak, und zog die Ro&#x0364;hre &#x017F;enkrecht aus dem Queck&#x017F;ilber herauf in die Stellung <hi rendition="#aq">ef.</hi> Hiebey dehnte &#x017F;ich die Luft im obern Theile durch <hi rendition="#aq">eh</hi> aus, zugleich aber erhob &#x017F;ich unter der&#x017F;elben die Queck&#x017F;ilber&#x017F;a&#x0364;ule <hi rendition="#aq">gh.</hi> Dies bewieß, daß die Federkraft der Luft in <hi rendition="#aq">eh</hi> durch ihre Ausbreitung &#x017F;chwa&#x0364;cher geworden &#x017F;ey, und auf <hi rendition="#aq">h</hi> weniger dru&#x0364;cke, als die a&#x0364;ußere Luft auf <hi rendition="#aq">AD,</hi> &#x017F;o daß zu Her&#x017F;tellung des Gleichgewichts noch der Druck der Queck&#x017F;ilber&#x017F;a&#x0364;ule <hi rendition="#aq">gh</hi> erforderlich war. Als der Raum <hi rendition="#aq">eh = 2</hi> Zoll war, fand &#x017F;ich <hi rendition="#aq">gh = 15 3/8</hi> Zoll, ein Zeichen, daß die Luft in <hi rendition="#aq">eh,</hi> welche jetzt in den <hi rendition="#b">doppelten</hi> Raum ausgebreitet war, von ihrer vorigen Federkraft (29 3/4) &#x017F;o viel verlohren, und al&#x017F;o nur noch 29 3/4 &#x2014; 15 3/8 = 14 3/8 u&#x0364;brig hatte, welches beynahe die <hi rendition="#b">Helfte</hi> der vorigen Gro&#x0364;ße i&#x017F;t. Als <hi rendition="#aq">eh = 10</hi> Zoll war, fand &#x017F;ich <hi rendition="#aq">gh = 26 3/4</hi> Zoll, d. i. die zehnfach verdu&#x0364;nnte Luft hatte von 29 3/4 Federkraft nur noch 3 oder den zehnten Theil u&#x0364;brig; und eben &#x017F;o verhielt es &#x017F;ich ziemlich genau bis zu einer 32 fachen Verdu&#x0364;nnung.</p>
            <p><hi rendition="#b">Mariotte</hi><hi rendition="#aq">(E&#x017F;&#x017F;ay &#x017F;ur la nature de l'air. Paris, 1676. 8. ingl. Du mouvement des eaux, Part. II. Di&#x017F;c. 2.)</hi> fu&#x0364;hrt eben &#x017F;olche Ver&#x017F;uche u&#x0364;ber die Verdichtung der Luft an, ohne der boyli&#x017F;chen zu gedenken, die er ohne Zweifel nicht kannte. Wenn das Barometer auf 28 Zoll &#x017F;tand, &#x017F;o fand er in der<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[12/0018] des Queckſilbers im Barometer (29 Zoll) zuſammengenommen, zu der Barometerhoͤhe (29 Zoll) allein, wie CE zu CF verhielt. Er ſchloß alſo, daß ſich die Luft nach dem Verhaͤltniſſe der zuſammendruͤckenden Kraft verdichte, und vermuthete daher auch, daß ſie ſich im umgekehrten Verhaͤltniſſe ausbreiten werde, wenn man die druͤckende Kraft vermindere. Dieſe Vermuthung zu pruͤfen, fuͤllte er ein 6 Fuß tiefes cylindriſches Gefaͤß ABCD, Taf. XIV. Fig. 5. mit Queckſilber, und ſenkte in daſſelbe eine an beyden Enden ofne Glnsroͤhre EF ſo weit ein, daß der oben hervorragende Theil EG noch 1 Zoll betrug. Dieſe Roͤhre fuͤllte ſich bis G mit Queckſilber, und in EG blieb Luft von der Dichte und Federkraft der aͤußern, welche damals nach der Anzeige des Barometers 29 3/4 Zoll Queckſilber trug. Er verſchloß nun die Oefnung E genau mit Siegellak, und zog die Roͤhre ſenkrecht aus dem Queckſilber herauf in die Stellung ef. Hiebey dehnte ſich die Luft im obern Theile durch eh aus, zugleich aber erhob ſich unter derſelben die Queckſilberſaͤule gh. Dies bewieß, daß die Federkraft der Luft in eh durch ihre Ausbreitung ſchwaͤcher geworden ſey, und auf h weniger druͤcke, als die aͤußere Luft auf AD, ſo daß zu Herſtellung des Gleichgewichts noch der Druck der Queckſilberſaͤule gh erforderlich war. Als der Raum eh = 2 Zoll war, fand ſich gh = 15 3/8 Zoll, ein Zeichen, daß die Luft in eh, welche jetzt in den doppelten Raum ausgebreitet war, von ihrer vorigen Federkraft (29 3/4) ſo viel verlohren, und alſo nur noch 29 3/4 — 15 3/8 = 14 3/8 uͤbrig hatte, welches beynahe die Helfte der vorigen Groͤße iſt. Als eh = 10 Zoll war, fand ſich gh = 26 3/4 Zoll, d. i. die zehnfach verduͤnnte Luft hatte von 29 3/4 Federkraft nur noch 3 oder den zehnten Theil uͤbrig; und eben ſo verhielt es ſich ziemlich genau bis zu einer 32 fachen Verduͤnnung. Mariotte (Eſſay ſur la nature de l'air. Paris, 1676. 8. ingl. Du mouvement des eaux, Part. II. Diſc. 2.) fuͤhrt eben ſolche Verſuche uͤber die Verdichtung der Luft an, ohne der boyliſchen zu gedenken, die er ohne Zweifel nicht kannte. Wenn das Barometer auf 28 Zoll ſtand, ſo fand er in der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Bibliothek des Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte : Bereitstellung der Texttranskription. (2015-09-02T12:13:09Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2015-09-02T12:13:09Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: keine Angabe; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): keine Angabe; i/j in Fraktur: wie Vorlage; I/J in Fraktur: wie Vorlage; Kolumnentitel: keine Angabe; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): wie Vorlage; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: wie Vorlage; Vokale mit übergest. e: wie Vorlage; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/18
Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/18>, abgerufen am 29.03.2024.