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Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798.

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Luft und Gas, atmosphärisches, handeln, macht zwar den Hauptbestandtheil des Luftkreises aus, sie ist aber in demselben mit unzählbaren fremden Substanzen verbunden, deren Verhältnisse und Mischungen sich unaufhörlich ändern. Vorzüglich hält sie aufgelöstes Wasser oder Dünste in sich, daher wenigstens für ihren untern Theil der Name: Dunstkreis oder Dunstkugel, der mit dem griechischen Worte Atmosphäre einerley ausdrückt, sehr schicklich ist. Uebrigens gehört der Luftkreis mit zur Erdkugel selbst, und folgt der täglichen sowohl, als der jährlichen Vewegung derselben. Druck der Atmosphäre.

Da der Luftkreis aus einem schweren und elastischen Fluidum besteht, so wirkt er auf die Erdfläche und auf die Oberflächen der Körper, nach den Gesetzen des Drucks elastischer Flüßigkeiten. Hiebey ist der Druck, womit die flüßige Materie den Boden, der sie trägt, unterwärts presset, dem Gewichte der gesammten flüßigen Masse gleich, s. Elasticität (dieses Wörterb. Th. I. S. 708.). Mithin trägt die ganze Erdfläche einen Druck, der dem Gewichte des ganzen Lufrkreises gleich kömmt. Und jeder Theil der Erdfläche FE, Taf. XIV. Fig. 7, trägt das Gewicht der Luft im Raume FGHE, in welchem die Luft durch den Druck der anliegenden Luftsäulen eben so zusammengehalten wird, als ob die Grenzen FG, HE, feste Wände eines Gefäßes wären. Wenigstens ist dies letztere außer Zweifel, wenn FE klein und gegen den Halbmesser der Erde FC unbeträchtlich ist; hat aber FE eine beträchtliche Größe, so ist der Satz allerdings den Erinnerungen ausgesetzt, welche Daniel Bernoulli (Hydrodyn. Sect. X. §. 3.) dagegen gemacht hat.

Flüßige Materien drücken aber auch aufwärts, seitwärts und überhaupt nach allen möglichen Richtungen. Daher werden die Körper, welche überall mit Luft umgeben sind, an allen Stellen ihrer Oberfläche durch das Gewicht des Luftkreises gedrückt. So lang auf allen Seiten


Luft und Gas, atmoſphaͤriſches, handeln, macht zwar den Hauptbeſtandtheil des Luftkreiſes aus, ſie iſt aber in demſelben mit unzaͤhlbaren fremden Subſtanzen verbunden, deren Verhaͤltniſſe und Miſchungen ſich unaufhoͤrlich aͤndern. Vorzuͤglich haͤlt ſie aufgeloͤſtes Waſſer oder Duͤnſte in ſich, daher wenigſtens fuͤr ihren untern Theil der Name: Dunſtkreis oder Dunſtkugel, der mit dem griechiſchen Worte Atmoſphaͤre einerley ausdruͤckt, ſehr ſchicklich iſt. Uebrigens gehoͤrt der Luftkreis mit zur Erdkugel ſelbſt, und folgt der taͤglichen ſowohl, als der jaͤhrlichen Vewegung derſelben. Druck der Atmoſphaͤre.

Da der Luftkreis aus einem ſchweren und elaſtiſchen Fluidum beſteht, ſo wirkt er auf die Erdflaͤche und auf die Oberflaͤchen der Koͤrper, nach den Geſetzen des Drucks elaſtiſcher Fluͤßigkeiten. Hiebey iſt der Druck, womit die fluͤßige Materie den Boden, der ſie traͤgt, unterwaͤrts preſſet, dem Gewichte der geſammten fluͤßigen Maſſe gleich, ſ. Elaſticitaͤt (dieſes Woͤrterb. Th. I. S. 708.). Mithin traͤgt die ganze Erdflaͤche einen Druck, der dem Gewichte des ganzen Lufrkreiſes gleich koͤmmt. Und jeder Theil der Erdflaͤche FE, Taf. XIV. Fig. 7, traͤgt das Gewicht der Luft im Raume FGHE, in welchem die Luft durch den Druck der anliegenden Luftſaͤulen eben ſo zuſammengehalten wird, als ob die Grenzen FG, HE, feſte Waͤnde eines Gefaͤßes waͤren. Wenigſtens iſt dies letztere außer Zweifel, wenn FE klein und gegen den Halbmeſſer der Erde FC unbetraͤchtlich iſt; hat aber FE eine betraͤchtliche Groͤße, ſo iſt der Satz allerdings den Erinnerungen ausgeſetzt, welche Daniel Bernoulli (Hydrodyn. Sect. X. §. 3.) dagegen gemacht hat.

Fluͤßige Materien druͤcken aber auch aufwaͤrts, ſeitwaͤrts und uͤberhaupt nach allen moͤglichen Richtungen. Daher werden die Koͤrper, welche uͤberall mit Luft umgeben ſind, an allen Stellen ihrer Oberflaͤche durch das Gewicht des Luftkreiſes gedruͤckt. So lang auf allen Seiten

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[42/0048] Luft und Gas, atmoſphaͤriſches, handeln, macht zwar den Hauptbeſtandtheil des Luftkreiſes aus, ſie iſt aber in demſelben mit unzaͤhlbaren fremden Subſtanzen verbunden, deren Verhaͤltniſſe und Miſchungen ſich unaufhoͤrlich aͤndern. Vorzuͤglich haͤlt ſie aufgeloͤſtes Waſſer oder Duͤnſte in ſich, daher wenigſtens fuͤr ihren untern Theil der Name: Dunſtkreis oder Dunſtkugel, der mit dem griechiſchen Worte Atmoſphaͤre einerley ausdruͤckt, ſehr ſchicklich iſt. Uebrigens gehoͤrt der Luftkreis mit zur Erdkugel ſelbſt, und folgt der taͤglichen ſowohl, als der jaͤhrlichen Vewegung derſelben. Druck der Atmoſphaͤre. Da der Luftkreis aus einem ſchweren und elaſtiſchen Fluidum beſteht, ſo wirkt er auf die Erdflaͤche und auf die Oberflaͤchen der Koͤrper, nach den Geſetzen des Drucks elaſtiſcher Fluͤßigkeiten. Hiebey iſt der Druck, womit die fluͤßige Materie den Boden, der ſie traͤgt, unterwaͤrts preſſet, dem Gewichte der geſammten fluͤßigen Maſſe gleich, ſ. Elaſticitaͤt (dieſes Woͤrterb. Th. I. S. 708.). Mithin traͤgt die ganze Erdflaͤche einen Druck, der dem Gewichte des ganzen Lufrkreiſes gleich koͤmmt. Und jeder Theil der Erdflaͤche FE, Taf. XIV. Fig. 7, traͤgt das Gewicht der Luft im Raume FGHE, in welchem die Luft durch den Druck der anliegenden Luftſaͤulen eben ſo zuſammengehalten wird, als ob die Grenzen FG, HE, feſte Waͤnde eines Gefaͤßes waͤren. Wenigſtens iſt dies letztere außer Zweifel, wenn FE klein und gegen den Halbmeſſer der Erde FC unbetraͤchtlich iſt; hat aber FE eine betraͤchtliche Groͤße, ſo iſt der Satz allerdings den Erinnerungen ausgeſetzt, welche Daniel Bernoulli (Hydrodyn. Sect. X. §. 3.) dagegen gemacht hat. Fluͤßige Materien druͤcken aber auch aufwaͤrts, ſeitwaͤrts und uͤberhaupt nach allen moͤglichen Richtungen. Daher werden die Koͤrper, welche uͤberall mit Luft umgeben ſind, an allen Stellen ihrer Oberflaͤche durch das Gewicht des Luftkreiſes gedruͤckt. So lang auf allen Seiten

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Zitationshilfe: Gehler, Johann Samuel Traugott: Physikalisches Wörterbuch, oder, Versuch einer Erklärung der vornehmsten Begriffe und Kunstwörter der Naturlehre. Bd. 3. Leipzig, 1798, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gehler_woerterbuch03_1798/48>, abgerufen am 24.04.2024.