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Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703.

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IV. Buch/ Cap. XVI.
und Raths oder Gerichts-Junckern billigen Ermäßigung verordnet
werden/ damit sie dadurch zu ihrer Aufferziehung/ gleich denen Er-
wachsenen/ etwas Ergötzlichkeit haben/ und nicht eben ein jeder dem-
nechst sein Erbtheil angreiffen dürffe.

§. 4. Darum sollen die ausgesteurete Kinder/ oder/ so dieselben
Heyrathsteuer
Einschiessung
und Collation
Recht.
nach empfangener Aussteuer bey Leben der Eltern verstorben/ ihre
Kindes Kinder vor allen Dingen/ und ehe sie zu einiger Theilung ge-
lassen/ ihre von denen Eltern empfangene Aussteuer oder Wiederle-
gung in gemeiner Theilung einschiessen/ und darauff mit denen un-
ausgesteureten zu gleicher Theilung schreiten.

§. 5. So aber denen Kindern einem oder mehrern ein liegend Gut
Liegenden Guts
Recht zur
Aussteuer.
von den Eltern erb- und eigenthümlich mitgegeben wäre/ so steht dem-
selben Kinde frey/ solch Gut vor sich zu behalten/ und nicht eben in ge-
meine Theilung kommen zu lassen/ jedoch daß gleichwohl dagegen
denen andern unausgesteureten Kindern einem jeden ein gleichmäßi-
ges Gut/ oder dessen Werth von gemeiner Crbschafft vorhin zugestel-
let/ und also die Geschwistere vor der Erbtheilung in alle Wege mit
einander verglichen werden.

§. 6. Wann aber der ausgesteureten Kinder eines mit seiner empfan-
Kinder Mit-
gifft wann ein-
zuschiessen
oder nicht.
genen Aussteuer/ es sey Heyraths-Geld oder Wiederlegung/ content
und zufrieden seyn und weiter nichts erben wolte/ so ist auch dasselbe
Kind zu conferiren oder einzuschiessen nicht schuldig/ es wäre denn ge-
gen solcher Aussteuer die übrige Erbschafft so geringe/ daß davon die
unausgesteureten Kinder ihre gebührende Legitimam nicht erlangen
könten/ auff welchen Fall/ die Ausgesteuerte von der Ubermaß ihrer em-
pfangenen Aussteuer denen andern Kindern ihre Legitimam zu erfül-
len/ schuldig seyn sollen.

Caput XVII.

Von Geschwistern gleichmäßiger Theilung/ Jüng-
sten Wahlrecht zum elterlichen Wohnhauß/ zweyer oder
mehrern Ehe Kinder Nachlaß/ auch väter- und müt-
terlichen Güter Recht.

§. 1.

Geschwister
Theilung-
Wahl- und
Loß-Recht.

WAs die Theilung anbelanget/ wie die unter Geschwistern besche-
hen soll/ lassen wir es dabey bleiben; daß entweder das Ael-
teste die Theile mache und das Jüngste wehle/ oder daß die Kinder
sämtlich die Theile setzen/ oder durch andere Unpartheyische/ wofern

sie des-

IV. Buch/ Cap. XVI.
und Raths oder Gerichts-Junckern billigen Ermaͤßigung verordnet
werden/ damit ſie dadurch zu ihrer Aufferziehung/ gleich denen Er-
wachſenen/ etwas Ergoͤtzlichkeit haben/ und nicht eben ein jeder dem-
nechſt ſein Erbtheil angreiffen duͤrffe.

§. 4. Darum ſollen die ausgeſteurete Kinder/ oder/ ſo dieſelben
Heyrathſteuer
Einſchieſſung
und Collation
Recht.
nach empfangener Ausſteuer bey Leben der Eltern verſtorben/ ihre
Kindes Kinder vor allen Dingen/ und ehe ſie zu einiger Theilung ge-
laſſen/ ihre von denen Eltern empfangene Ausſteuer oder Wiederle-
gung in gemeiner Theilung einſchieſſen/ und darauff mit denen un-
ausgeſteureten zu gleicher Theilung ſchreiten.

§. 5. So aber denen Kindern einem oder mehrern ein liegend Gut
Liegendẽ Guts
Recht zur
Ausſteuer.
von den Eltern erb- und eigenthuͤmlich mitgegeben waͤre/ ſo ſteht dem-
ſelben Kinde frey/ ſolch Gut vor ſich zu behalten/ und nicht eben in ge-
meine Theilung kommen zu laſſen/ jedoch daß gleichwohl dagegen
denen andern unausgeſteureten Kindern einem jeden ein gleichmaͤßi-
ges Gut/ oder deſſen Werth von gemeiner Crbſchafft vorhin zugeſtel-
let/ und alſo die Geſchwiſtere vor der Erbtheilung in alle Wege mit
einander verglichen werden.

§. 6. Wann aber der ausgeſteureten Kinder eines mit ſeiner empfan-
Kinder Mit-
gifft wann ein-
zuſchieſſen
oder nicht.
genen Ausſteuer/ es ſey Heyraths-Geld oder Wiederlegung/ content
und zufrieden ſeyn und weiter nichts erben wolte/ ſo iſt auch daſſelbe
Kind zu conferiren oder einzuſchieſſen nicht ſchuldig/ es waͤre denn ge-
gen ſolcher Ausſteuer die uͤbrige Erbſchafft ſo geringe/ daß davon die
unausgeſteureten Kinder ihre gebuͤhrende Legitimam nicht erlangen
koͤnten/ auff welchen Fall/ die Ausgeſteuerte von der Ubermaß ihrer em-
pfangenen Ausſteuer denen andern Kindern ihre Legitimam zu erfuͤl-
len/ ſchuldig ſeyn ſollen.

Caput XVII.

Von Geſchwiſtern gleichmaͤßiger Theilung/ Juͤng-
ſten Wahlrecht zum elterlichen Wohnhauß/ zweyer oder
mehrern Ehe Kinder Nachlaß/ auch vaͤter- und muͤt-
terlichen Guͤter Recht.

§. 1.

Geſchwiſter
Theilung-
Wahl- und
Loß-Recht.

WAs die Theilung anbelanget/ wie die unter Geſchwiſtern beſche-
hen ſoll/ laſſen wir es dabey bleiben; daß entweder das Ael-
teſte die Theile mache und das Juͤngſte wehle/ oder daß die Kinder
ſaͤmtlich die Theile ſetzen/ oder durch andere Unpartheyiſche/ wofern

ſie deſ-
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[456/0463] IV. Buch/ Cap. XVI. und Raths oder Gerichts-Junckern billigen Ermaͤßigung verordnet werden/ damit ſie dadurch zu ihrer Aufferziehung/ gleich denen Er- wachſenen/ etwas Ergoͤtzlichkeit haben/ und nicht eben ein jeder dem- nechſt ſein Erbtheil angreiffen duͤrffe. §. 4. Darum ſollen die ausgeſteurete Kinder/ oder/ ſo dieſelben nach empfangener Ausſteuer bey Leben der Eltern verſtorben/ ihre Kindes Kinder vor allen Dingen/ und ehe ſie zu einiger Theilung ge- laſſen/ ihre von denen Eltern empfangene Ausſteuer oder Wiederle- gung in gemeiner Theilung einſchieſſen/ und darauff mit denen un- ausgeſteureten zu gleicher Theilung ſchreiten. Heyrathſteuer Einſchieſſung und Collation Recht. §. 5. So aber denen Kindern einem oder mehrern ein liegend Gut von den Eltern erb- und eigenthuͤmlich mitgegeben waͤre/ ſo ſteht dem- ſelben Kinde frey/ ſolch Gut vor ſich zu behalten/ und nicht eben in ge- meine Theilung kommen zu laſſen/ jedoch daß gleichwohl dagegen denen andern unausgeſteureten Kindern einem jeden ein gleichmaͤßi- ges Gut/ oder deſſen Werth von gemeiner Crbſchafft vorhin zugeſtel- let/ und alſo die Geſchwiſtere vor der Erbtheilung in alle Wege mit einander verglichen werden. Liegendẽ Guts Recht zur Ausſteuer. §. 6. Wann aber der ausgeſteureten Kinder eines mit ſeiner empfan- genen Ausſteuer/ es ſey Heyraths-Geld oder Wiederlegung/ content und zufrieden ſeyn und weiter nichts erben wolte/ ſo iſt auch daſſelbe Kind zu conferiren oder einzuſchieſſen nicht ſchuldig/ es waͤre denn ge- gen ſolcher Ausſteuer die uͤbrige Erbſchafft ſo geringe/ daß davon die unausgeſteureten Kinder ihre gebuͤhrende Legitimam nicht erlangen koͤnten/ auff welchen Fall/ die Ausgeſteuerte von der Ubermaß ihrer em- pfangenen Ausſteuer denen andern Kindern ihre Legitimam zu erfuͤl- len/ ſchuldig ſeyn ſollen. Kinder Mit- gifft wann ein- zuſchieſſen oder nicht. Caput XVII. Von Geſchwiſtern gleichmaͤßiger Theilung/ Juͤng- ſten Wahlrecht zum elterlichen Wohnhauß/ zweyer oder mehrern Ehe Kinder Nachlaß/ auch vaͤter- und muͤt- terlichen Guͤter Recht. §. 1. WAs die Theilung anbelanget/ wie die unter Geſchwiſtern beſche- hen ſoll/ laſſen wir es dabey bleiben; daß entweder das Ael- teſte die Theile mache und das Juͤngſte wehle/ oder daß die Kinder ſaͤmtlich die Theile ſetzen/ oder durch andere Unpartheyiſche/ wofern ſie deſ-

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Zitationshilfe: Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703, S. 456. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geise_corpus_1703/463>, abgerufen am 20.04.2024.