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Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703.

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V. Buch/ Cap. VIII.
L. 3. §. ignoscit, ff. ad Syll. L. 1. §. impub. ff. L. Eod. L. praegnantes, ff.
de poen. Arg L 10. C. qui testam. fall. poss.
P. H. O. Art. 59.
Soldaten
Freyheit.

§. 32. Sonst aber auch ferner von Kriegs-Leute Freyheit
zu wissen/ weilen durch Peinigung nicht nur derer Soldaten ehr-
liches Ansehn/ sondern auch ihre Glieder/ wann sie unter Scharff-
Richters Händen gewesen/ geschwächet und untüchtig gemacht wer-
den/ daß sie hernach keine Dienste leisten mögen/ ja auch bißwei-
Folter/ wann
nicht rathsam.
len die Wahrheit weder durch die/ so die Pein ausstehen können/
noch solche/ die mit Pein überwunden/ an Tag gebracht wird/ ja
viele lieber den Tod als Pein ausstehen wollen/ dahero Unwahrheit
bekennen/ so ist die Folter nicht allezeit gar rathsam zu gebrauchen/
wovon so wohl als andern Kriegs-Materien im sechsten Buch ein
mehrers zu melden.

L. 1. §. 24. ff. ad SCt. Syllan. L. 3. §. 1. in sine, ff. de re milit. L. 8. C. de
quaest. L. 3. C. de Veter.


Anhang/
Vom peinlichen Gerichts-Proceß Form.

§. 1.

Peinlichen
Halsgerichts
Ordnung Ge-
brauch Recht.

DAs hoch-noth-peinliche Hals-Gericht zu hegen/ und peinliche
Straffe auffzulegen/ sollen nach altem Gebrauch und Her-
kommen Teutscher Nation solche Gerichte mit gelehrt- und Rechts
erfahrnen Leuten besetzt seyn/ damit niemahlen wider Recht und
gesunde Vernunfft gehandelt werde/ auch weder die Unschuldigen
gepeiniget und getödtet/ noch die Schuldigen durch unordent-ge-
fähr- und verlängerliche Handlung gemeinen Nutzen zum Nachtheil
gefristet/ weg geholffen und erlediget seyn/ zu dem Ende durch Rechts
verständigen Männer vortrefflichen Fleiß/ ein kurtzer Begriff sol-
chen Rechts abgefasset worden/ CAROLI V. Peinliche Hals-
Gerichts-Ordnung genannt: Nach dessen gemeinen Rechten Bil-
ligkeit und löblich hergebrachtem Brauch gemäß aller peinlichen
Sachen Rechtfertigung in deren Größ- und Gefährlichkeit Be-

trach-
V. Buch/ Cap. VIII.
L. 3. §. ignoſcit, ff. ad Syll. L. 1. §. impub. ff. L. Eod. L. prægnantes, ff.
de pœn. Arg L 10. C. qui teſtam. fall. poſſ.
P. H. O. Art. 59.
Soldaten
Freyheit.

§. 32. Sonſt aber auch ferner von Kriegs-Leute Freyheit
zu wiſſen/ weilen durch Peinigung nicht nur derer Soldaten ehr-
liches Anſehn/ ſondern auch ihre Glieder/ wann ſie unter Scharff-
Richters Haͤnden geweſen/ geſchwaͤchet und untuͤchtig gemacht wer-
den/ daß ſie hernach keine Dienſte leiſten moͤgen/ ja auch bißwei-
Folter/ wann
nicht rathſam.
len die Wahrheit weder durch die/ ſo die Pein ausſtehen koͤnnen/
noch ſolche/ die mit Pein uͤberwunden/ an Tag gebracht wird/ ja
viele lieber den Tod als Pein ausſtehen wollen/ dahero Unwahrheit
bekennen/ ſo iſt die Folter nicht allezeit gar rathſam zu gebrauchen/
wovon ſo wohl als andern Kriegs-Materien im ſechſten Buch ein
mehrers zu melden.

L. 1. §. 24. ff. ad SCt. Syllan. L. 3. §. 1. in ſine, ff. de re milit. L. 8. C. de
quæſt. L. 3. C. de Veter.


Anhang/
Vom peinlichen Gerichts-Proceß Form.

§. 1.

Peinlichen
Halsgerichts
Ordnung Ge-
brauch Recht.

DAs hoch-noth-peinliche Hals-Gericht zu hegen/ und peinliche
Straffe auffzulegen/ ſollen nach altem Gebrauch und Her-
kommen Teutſcher Nation ſolche Gerichte mit gelehrt- und Rechts
erfahrnen Leuten beſetzt ſeyn/ damit niemahlen wider Recht und
geſunde Vernunfft gehandelt werde/ auch weder die Unſchuldigen
gepeiniget und getoͤdtet/ noch die Schuldigen durch unordent-ge-
faͤhr- und verlaͤngerliche Handlung gemeinen Nutzen zum Nachtheil
gefriſtet/ weg geholffen und erlediget ſeyn/ zu dem Ende durch Rechts
verſtaͤndigen Maͤnner vortrefflichen Fleiß/ ein kurtzer Begriff ſol-
chen Rechts abgefaſſet worden/ CAROLI V. Peinliche Hals-
Gerichts-Ordnung genannt: Nach deſſen gemeinen Rechten Bil-
ligkeit und loͤblich hergebrachtem Brauch gemaͤß aller peinlichen
Sachen Rechtfertigung in deren Groͤß- und Gefaͤhrlichkeit Be-

trach-
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[670/0677] V. Buch/ Cap. VIII. L. 3. §. ignoſcit, ff. ad Syll. L. 1. §. impub. ff. L. Eod. L. prægnantes, ff. de pœn. Arg L 10. C. qui teſtam. fall. poſſ. P. H. O. Art. 59. §. 32. Sonſt aber auch ferner von Kriegs-Leute Freyheit zu wiſſen/ weilen durch Peinigung nicht nur derer Soldaten ehr- liches Anſehn/ ſondern auch ihre Glieder/ wann ſie unter Scharff- Richters Haͤnden geweſen/ geſchwaͤchet und untuͤchtig gemacht wer- den/ daß ſie hernach keine Dienſte leiſten moͤgen/ ja auch bißwei- len die Wahrheit weder durch die/ ſo die Pein ausſtehen koͤnnen/ noch ſolche/ die mit Pein uͤberwunden/ an Tag gebracht wird/ ja viele lieber den Tod als Pein ausſtehen wollen/ dahero Unwahrheit bekennen/ ſo iſt die Folter nicht allezeit gar rathſam zu gebrauchen/ wovon ſo wohl als andern Kriegs-Materien im ſechſten Buch ein mehrers zu melden. Folter/ wann nicht rathſam. L. 1. §. 24. ff. ad SCt. Syllan. L. 3. §. 1. in ſine, ff. de re milit. L. 8. C. de quæſt. L. 3. C. de Veter. Anhang/ Vom peinlichen Gerichts-Proceß Form. §. 1. DAs hoch-noth-peinliche Hals-Gericht zu hegen/ und peinliche Straffe auffzulegen/ ſollen nach altem Gebrauch und Her- kommen Teutſcher Nation ſolche Gerichte mit gelehrt- und Rechts erfahrnen Leuten beſetzt ſeyn/ damit niemahlen wider Recht und geſunde Vernunfft gehandelt werde/ auch weder die Unſchuldigen gepeiniget und getoͤdtet/ noch die Schuldigen durch unordent-ge- faͤhr- und verlaͤngerliche Handlung gemeinen Nutzen zum Nachtheil gefriſtet/ weg geholffen und erlediget ſeyn/ zu dem Ende durch Rechts verſtaͤndigen Maͤnner vortrefflichen Fleiß/ ein kurtzer Begriff ſol- chen Rechts abgefaſſet worden/ CAROLI V. Peinliche Hals- Gerichts-Ordnung genannt: Nach deſſen gemeinen Rechten Bil- ligkeit und loͤblich hergebrachtem Brauch gemaͤß aller peinlichen Sachen Rechtfertigung in deren Groͤß- und Gefaͤhrlichkeit Be- trach-

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Zitationshilfe: Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703, S. 670. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geise_corpus_1703/677>, abgerufen am 23.04.2024.