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Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703.

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XLVII. Landes-Constitution
VIII.

Sich öffters zuträgt/ daß jemand das Eigenthum an zweyen
aneinander stossenden Häusern gehabt und den Garten/ Hoff-Platz/
oder sonst ein und andern Raum von dem einem Hause abgenom-
men/ und dem andern zugeleget/ und nachher das eine oder das ande-
re Hauß mit diesen Conditionen an einen Tertium veräusert und ver-
kauffet/ die Erben durch Erb-Recesse dergleichen Theilunge gema-
chet haben/ oder auch/ daß iemand an seinen Nachbaren dergleichen
Stücke abgetreten/ und veralieniret hat/ nachher aber das also de-
teriori
rte Hauß zur wüsten Stelle geworden/ und solcherwegen der-
gleichen wüste Stellen von niemanden verlanget/ noch bebauet
werden wollen/ ein solches aber dem Publico gar praejudicirlich ist/
so soll hinkünfftig nicht verstattet werden/ daß die Häuser per contra-
ctus inter extraneos
erblich zertrennet werden; Wann aber Erben
dergleichen vornehmen wolten/ soll Bürgermeister und Rath ihm
angelegen seyn lassen/ dergleichen erbliche Trennungen der Häuser
durch bequeme Vergleichung/ so viel müglich/ zu verhüten; Viel we-
niger soll hinfüro verstattet werden/ daß jemand einen Garten/ Hoff-
Raum/ oder anderes Stück von einem Hause ohne gegründete Ur-
sache und Consens der Obrigkeit verkauffe; Und sollen die jenige/ wel-
che vor Publication dieser Ordnunge dergleichen ohne Consens der
Obrigkeit an sich gebracht/ angemeldet/ davon gründlicher Bericht er-
stattet/ und Unsere Verordnung erwartet werden. Zum

IX.

Finden sich hin und wieder wüste Stellen/ auff welche die Be-
nachbarte aus dieser oder jener Ursache servitutes reales praetendiren/
als eine gemeinschafftliche Einfahrt zu ihrem Hause/ einen Wasser-
gang/ servitutem, ne luminibus officiatur, und dergleichen/ und blei-
ben deßwegen solche Stellen gleichfalls dem Publico zum Schaden
unbebauet liegen; Damit nun auch solches Impedimentum wegge-
nommen werde/ soll Bürgermeister und Rath/ als welchen ohndem
oblieget/ mit allem Fleiß dahin zu sehen/ daß die wüsten Stellen und
baufällige Häuser hinwieder bebauet und repariret werden/ diejenigen
Leute/ welche dergleichen Servitutes praetendiren/ darüber vernehmen/
und untersuchen/ ob sie deßwegen titulum oder einiges Recht erweisen
können/ welchenfalls Bürgermeister und Rath Fleiß anzuwenden/
daß sie den Eigenthümer des Hauses und den Neuanbauenden auff

ein
XLVII. Landes-Conſtitution
VIII.

Sich oͤffters zutraͤgt/ daß jemand das Eigenthum an zweyen
aneinander ſtoſſenden Haͤuſern gehabt und den Garten/ Hoff-Platz/
oder ſonſt ein und andern Raum von dem einem Hauſe abgenom-
men/ und dem andern zugeleget/ und nachher das eine oder das ande-
re Hauß mit dieſen Conditionen an einen Tertium veraͤuſert und ver-
kauffet/ die Erben durch Erb-Receſſe dergleichen Theilunge gema-
chet haben/ oder auch/ daß iemand an ſeinen Nachbaren dergleichen
Stuͤcke abgetreten/ und veralieniret hat/ nachher aber das alſo de-
teriori
rte Hauß zur wuͤſten Stelle geworden/ und ſolcherwegen der-
gleichen wuͤſte Stellen von niemanden verlanget/ noch bebauet
werden wollen/ ein ſolches aber dem Publico gar præjudicirlich iſt/
ſo ſoll hinkuͤnfftig nicht verſtattet werden/ daß die Haͤuſer per contra-
ctus inter extraneos
erblich zertrennet werden; Wann aber Erben
dergleichen vornehmen wolten/ ſoll Buͤrgermeiſter und Rath ihm
angelegen ſeyn laſſen/ dergleichen erbliche Trennungen der Haͤuſer
durch bequeme Vergleichung/ ſo viel muͤglich/ zu verhuͤten; Viel we-
niger ſoll hinfuͤro verſtattet werden/ daß jemand einen Garten/ Hoff-
Raum/ oder anderes Stuͤck von einem Hauſe ohne gegruͤndete Ur-
ſache und Conſens der Obrigkeit verkauffe; Und ſollen die jenige/ wel-
che vor Publication dieſer Ordnunge dergleichen ohne Conſens der
Obrigkeit an ſich gebracht/ angemeldet/ davon gruͤndlicher Bericht er-
ſtattet/ und Unſere Verordnung erwartet werden. Zum

IX.

Finden ſich hin und wieder wuͤſte Stellen/ auff welche die Be-
nachbarte aus dieſer oder jener Urſache ſervitutes reales prætendiren/
als eine gemeinſchafftliche Einfahrt zu ihrem Hauſe/ einen Waſſer-
gang/ ſervitutem, ne luminibus officiatur, und dergleichen/ und blei-
ben deßwegen ſolche Stellen gleichfalls dem Publico zum Schaden
unbebauet liegen; Damit nun auch ſolches Impedimentum wegge-
nommen werde/ ſoll Buͤrgermeiſter und Rath/ als welchen ohndem
oblieget/ mit allem Fleiß dahin zu ſehen/ daß die wuͤſten Stellen und
baufaͤllige Haͤuſer hinwieder bebauet und repariret werden/ diejenigen
Leute/ welche dergleichen Servitutes prætendiren/ daruͤber vernehmen/
und unterſuchen/ ob ſie deßwegen titulum oder einiges Recht erweiſen
koͤnnen/ welchenfalls Buͤrgermeiſter und Rath Fleiß anzuwenden/
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ein
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[114/0953] XLVII. Landes-Conſtitution VIII. Sich oͤffters zutraͤgt/ daß jemand das Eigenthum an zweyen aneinander ſtoſſenden Haͤuſern gehabt und den Garten/ Hoff-Platz/ oder ſonſt ein und andern Raum von dem einem Hauſe abgenom- men/ und dem andern zugeleget/ und nachher das eine oder das ande- re Hauß mit dieſen Conditionen an einen Tertium veraͤuſert und ver- kauffet/ die Erben durch Erb-Receſſe dergleichen Theilunge gema- chet haben/ oder auch/ daß iemand an ſeinen Nachbaren dergleichen Stuͤcke abgetreten/ und veralieniret hat/ nachher aber das alſo de- teriorirte Hauß zur wuͤſten Stelle geworden/ und ſolcherwegen der- gleichen wuͤſte Stellen von niemanden verlanget/ noch bebauet werden wollen/ ein ſolches aber dem Publico gar præjudicirlich iſt/ ſo ſoll hinkuͤnfftig nicht verſtattet werden/ daß die Haͤuſer per contra- ctus inter extraneos erblich zertrennet werden; Wann aber Erben dergleichen vornehmen wolten/ ſoll Buͤrgermeiſter und Rath ihm angelegen ſeyn laſſen/ dergleichen erbliche Trennungen der Haͤuſer durch bequeme Vergleichung/ ſo viel muͤglich/ zu verhuͤten; Viel we- niger ſoll hinfuͤro verſtattet werden/ daß jemand einen Garten/ Hoff- Raum/ oder anderes Stuͤck von einem Hauſe ohne gegruͤndete Ur- ſache und Conſens der Obrigkeit verkauffe; Und ſollen die jenige/ wel- che vor Publication dieſer Ordnunge dergleichen ohne Conſens der Obrigkeit an ſich gebracht/ angemeldet/ davon gruͤndlicher Bericht er- ſtattet/ und Unſere Verordnung erwartet werden. Zum IX. Finden ſich hin und wieder wuͤſte Stellen/ auff welche die Be- nachbarte aus dieſer oder jener Urſache ſervitutes reales prætendiren/ als eine gemeinſchafftliche Einfahrt zu ihrem Hauſe/ einen Waſſer- gang/ ſervitutem, ne luminibus officiatur, und dergleichen/ und blei- ben deßwegen ſolche Stellen gleichfalls dem Publico zum Schaden unbebauet liegen; Damit nun auch ſolches Impedimentum wegge- nommen werde/ ſoll Buͤrgermeiſter und Rath/ als welchen ohndem oblieget/ mit allem Fleiß dahin zu ſehen/ daß die wuͤſten Stellen und baufaͤllige Haͤuſer hinwieder bebauet und repariret werden/ diejenigen Leute/ welche dergleichen Servitutes prætendiren/ daruͤber vernehmen/ und unterſuchen/ ob ſie deßwegen titulum oder einiges Recht erweiſen koͤnnen/ welchenfalls Buͤrgermeiſter und Rath Fleiß anzuwenden/ daß ſie den Eigenthuͤmer des Hauſes und den Neuanbauenden auff ein

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Zitationshilfe: Geise, Heinrich Anton: Teutsches Corpus Juris. Hannover, 1703, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/geise_corpus_1703/953>, abgerufen am 25.04.2024.