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Gercke, Hermann: Die Torpedowaffe. Berlin, 1898.

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Anhang.

Denkt man sich die Wirkungen der Explosion, welche nach Back-
bord unten und nach der Seite gerichtet sind (Fig. 4 und Fig. 1),
so ergiebt sich, daß ein Zerreißen des Schiffsbodens längs der Längs-
spanten und des Kieles nicht allein möglich, sondern sehr wahrscheinlich
ist, daß mithin einzelne Lappen in radialer Richtung vom Spreng-
zentrum abstehen. Wird nun das Vorschiff um eine Längs-, eine
Quer- und eine Vertikalachse gedreht, so ergiebt sich die eigenthümliche
Lage, welche zu der Annahme geführt hat, daß diese V-förmig
gebogenen Lappen von der Explosion einer Mine herrühren müßten.
Ein Blick auf das Hinterschiff zeigt übrigens auch dieses V. Das
Steuerbord-Oberdeck ist mit dem auf ihm ruhenden Aufbau nach oben,
zurück und auf sich selbst gebogen worden. Schon vorhin ist gesagt, daß
sich hier ein V gebildet hat, dessen offene Seite nach hinten zeigt.

Denkt man sich dieses Deck um eine Längsachse bis unter Wasser
gedreht -- da hat man dasselbe V, wie es das Vorschiff zeigt, nur
zeigt es, weil es hinter dem Sprengzentrum liegt, mit seiner offenen
Seite nach hinten.

Erwähnt soll an dieser Stelle schließlich sein, daß auch das
räthselhafte Loch im Meeresboden bei dieser Explosion oder beim
Eindringen des Vorstevens in den Schlick entstanden sein mag.

Es erscheint nach Vorstehendem keineswegs aus-
geschlossen, daß nur eine Pulverexplosion allein die Zer-
störung der "Maine" bewirkt habe
.

Sollte es nun noch möglich sein, die Wahrnehmungen
während der Explosion auf natürlichem Wege zu erklären
,
so würde der Ring der Vermuthungen geschlossen sein, welche für die
Annahme nur einer Explosion sprechen.

VIII. Wie äußert sich eine Explosion auf Auge,
Ohr und Gefühl
?

Zu Beginn dieses Abschnittes sei auf eine Arbeit im Februar-Heft
der "Marine-Rundschau" hingewiesen, welche von Doppelerscheinungen
bei Explosionen handelt.

Die in dieser Arbeit gemachten Wahrnehmungen haben inzwischen
auch für Ueber-Wasser-Explosionen Bestätigung gefunden; auch der
amerikanische Sachverständige kennt eine Doppelwirkung, hat dafür
aber eine andere Erklärung.

Anhang.

Denkt man ſich die Wirkungen der Exploſion, welche nach Back-
bord unten und nach der Seite gerichtet ſind (Fig. 4 und Fig. 1),
ſo ergiebt ſich, daß ein Zerreißen des Schiffsbodens längs der Längs-
ſpanten und des Kieles nicht allein möglich, ſondern ſehr wahrſcheinlich
iſt, daß mithin einzelne Lappen in radialer Richtung vom Spreng-
zentrum abſtehen. Wird nun das Vorſchiff um eine Längs-, eine
Quer- und eine Vertikalachſe gedreht, ſo ergiebt ſich die eigenthümliche
Lage, welche zu der Annahme geführt hat, daß dieſe V-förmig
gebogenen Lappen von der Exploſion einer Mine herrühren müßten.
Ein Blick auf das Hinterſchiff zeigt übrigens auch dieſes V. Das
Steuerbord-Oberdeck iſt mit dem auf ihm ruhenden Aufbau nach oben,
zurück und auf ſich ſelbſt gebogen worden. Schon vorhin iſt geſagt, daß
ſich hier ein V gebildet hat, deſſen offene Seite nach hinten zeigt.

Denkt man ſich dieſes Deck um eine Längsachſe bis unter Waſſer
gedreht — da hat man daſſelbe V, wie es das Vorſchiff zeigt, nur
zeigt es, weil es hinter dem Sprengzentrum liegt, mit ſeiner offenen
Seite nach hinten.

Erwähnt ſoll an dieſer Stelle ſchließlich ſein, daß auch das
räthſelhafte Loch im Meeresboden bei dieſer Exploſion oder beim
Eindringen des Vorſtevens in den Schlick entſtanden ſein mag.

Es erſcheint nach Vorſtehendem keineswegs aus-
geſchloſſen, daß nur eine Pulverexploſion allein die Zer-
ſtörung der „Maine“ bewirkt habe
.

Sollte es nun noch möglich ſein, die Wahrnehmungen
während der Exploſion auf natürlichem Wege zu erklären
,
ſo würde der Ring der Vermuthungen geſchloſſen ſein, welche für die
Annahme nur einer Exploſion ſprechen.

VIII. Wie äußert ſich eine Exploſion auf Auge,
Ohr und Gefühl
?

Zu Beginn dieſes Abſchnittes ſei auf eine Arbeit im Februar-Heft
der „Marine-Rundſchau“ hingewieſen, welche von Doppelerſcheinungen
bei Exploſionen handelt.

Die in dieſer Arbeit gemachten Wahrnehmungen haben inzwiſchen
auch für Ueber-Waſſer-Exploſionen Beſtätigung gefunden; auch der
amerikaniſche Sachverſtändige kennt eine Doppelwirkung, hat dafür
aber eine andere Erklärung.

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[112/0136] Anhang. Denkt man ſich die Wirkungen der Exploſion, welche nach Back- bord unten und nach der Seite gerichtet ſind (Fig. 4 und Fig. 1), ſo ergiebt ſich, daß ein Zerreißen des Schiffsbodens längs der Längs- ſpanten und des Kieles nicht allein möglich, ſondern ſehr wahrſcheinlich iſt, daß mithin einzelne Lappen in radialer Richtung vom Spreng- zentrum abſtehen. Wird nun das Vorſchiff um eine Längs-, eine Quer- und eine Vertikalachſe gedreht, ſo ergiebt ſich die eigenthümliche Lage, welche zu der Annahme geführt hat, daß dieſe V-förmig gebogenen Lappen von der Exploſion einer Mine herrühren müßten. Ein Blick auf das Hinterſchiff zeigt übrigens auch dieſes V. Das Steuerbord-Oberdeck iſt mit dem auf ihm ruhenden Aufbau nach oben, zurück und auf ſich ſelbſt gebogen worden. Schon vorhin iſt geſagt, daß ſich hier ein V gebildet hat, deſſen offene Seite nach hinten zeigt. Denkt man ſich dieſes Deck um eine Längsachſe bis unter Waſſer gedreht — da hat man daſſelbe V, wie es das Vorſchiff zeigt, nur zeigt es, weil es hinter dem Sprengzentrum liegt, mit ſeiner offenen Seite nach hinten. Erwähnt ſoll an dieſer Stelle ſchließlich ſein, daß auch das räthſelhafte Loch im Meeresboden bei dieſer Exploſion oder beim Eindringen des Vorſtevens in den Schlick entſtanden ſein mag. Es erſcheint nach Vorſtehendem keineswegs aus- geſchloſſen, daß nur eine Pulverexploſion allein die Zer- ſtörung der „Maine“ bewirkt habe. Sollte es nun noch möglich ſein, die Wahrnehmungen während der Exploſion auf natürlichem Wege zu erklären, ſo würde der Ring der Vermuthungen geſchloſſen ſein, welche für die Annahme nur einer Exploſion ſprechen. VIII. Wie äußert ſich eine Exploſion auf Auge, Ohr und Gefühl? Zu Beginn dieſes Abſchnittes ſei auf eine Arbeit im Februar-Heft der „Marine-Rundſchau“ hingewieſen, welche von Doppelerſcheinungen bei Exploſionen handelt. Die in dieſer Arbeit gemachten Wahrnehmungen haben inzwiſchen auch für Ueber-Waſſer-Exploſionen Beſtätigung gefunden; auch der amerikaniſche Sachverſtändige kennt eine Doppelwirkung, hat dafür aber eine andere Erklärung.

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Zitationshilfe: Gercke, Hermann: Die Torpedowaffe. Berlin, 1898, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gercke_torpedowaffe_1898/136>, abgerufen am 24.04.2024.