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Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 1: Mechanik fester Körper. Prag, 1831.

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Schraube.
bengewindes in drei Theile getheilt wird. Auf gleiche Art verfährt man, wenn die Schrau-
be noch mehr Gewinde erhält.

Eine solche Schraube mit mehrfachen Gewinden erkennt man leicht durch das
blosse Ansehen, indem an dem obern oder untern Ende der Schraube die Anfänge
mehrerer Gewinde ersichtlich sind; dasselbe findet man, wenn eine Schraube einmal
ganz (um 360 Grad) herum gedreht und hiebei die Anzahl der Gewinde, um welche
sie sich erhob, gezählet wird. Bei der Berechnung dieser Schraube muss man daher
zur Höhe die Höhe einer und derselben schiefen Fläche oder eines ganzen Schrauben-
gewindes, nicht aber den Abstand zweier Schraubengewinde nehmen; die Peripherie der
Schraube bleibt aber dieselbe.

Die Schrauben mit mehrfachen Gewinden haben das eigene, dass sie bei einer Um-
drehung höher als die einfachen Schrauben, nämlich auf 2, 3 oder mehr Gewinde steigen,
während eine einfache Schraube die Last bei jeder Umdrehung nur um die Höhe eines
Schraubenganges hebt. Man braucht diese Art Schrauben z. B. bei Papierpressen, wo sie
den Zweck haben, von selbst aufzuspringen, nachdem aus der geschöpften Papiermasse
das Wasser herausgepresst wurde. Warum eine solche Schraube von selbst aufspringt,
werden wir im V. Kapitel bei der Berechnung der Schrauben sammt Reibung sehen.

§. 139.

Die Verzeichnung eines Schraubengewindes auf einem Cylinder unterliegt keiner
Schwierigkeit; man braucht nur die Peripherie und eben so die Höhe eines Schraubenge-
windes in dieselbe Anzahl, z. B. 8 oder 12 gleiche Theile zu theilen und auf dem ersten
Theilungspunkte einen, auf dem 2ten zwei, auf dem 3ten drei u. s. w. solche Theile auf-
zutragen.

Fig.
17.
Tab.
4.

Wenn aber der Gang einer Schraube auf einer ebenen Fläche z. B. auf einem Papiere
entworfen werden soll, muss auf folgende Art verfahren werden: Man beschreibe mit dem
äussern Halbmesser (R A) des Cylinders einen Halbkreis A B C .... N und theile denselben
in den Punkten B, C, D .... z. B. in 12 gleiche Theile A B = B C = C D .... ein. Wenn
nun A a die Tiefe des Schraubengewindes ist, so wird mit dem Halbmesser R a abermals ein
Kreis a b g ... n beschrieben und ebenfalls in 12 gleiche Theile a b = b g .... getheilt.
Man ziehe nun von den ersten Theilungspunkten A, B, C .... senkrechte Linien auf den
äusseren Durchmesser a n des Cylinders, so erhält man die Punkte a, b, c .... in wel-
chen die am Umfange des Kreises liegenden Punkte A, B, C .... erscheinen. In dem
Punkte n trage man die halbe Höhe des Schraubengewindes n o auf, theile dieselbe wie-
der in 12 gleiche Theile n n' = n' n'' = n'' n''' .... und ziehe von den Theilungspunk-
ten horizontale Linien, bis sie die in b, c, d .... errichteten Perpendikel bb', cc', dd' ...
schneiden. Wenn die hiedurch erhaltenen Punkte a, b', c' d' .... bis o mitsammen ver-
bunden werden, so erhält man die vordere Ansicht (vertikale Projektion) einer Schrau-
benlinie. Wird auf gleiche Art mit den Theilungspunkten des innern Kreises a, b, g ...
verfahren, so gibt die Linie u g' o' die Verzeichnung der innern Schraubenlinie. Zieht man
nun zur ersten oder äussern Schraubenlinie a b' c' .... o mit der Breite a r = o s des
äussern Schraubengewindes (welche Breite bei der einfachen Schraube der halben Höhe
des Gewindes gleich ist) die Parallele r t s, so erhält man die ganze Projektion einer
Schraube.

Schraube.
bengewindes in drei Theile getheilt wird. Auf gleiche Art verfährt man, wenn die Schrau-
be noch mehr Gewinde erhält.

Eine solche Schraube mit mehrfachen Gewinden erkennt man leicht durch das
blosse Ansehen, indem an dem obern oder untern Ende der Schraube die Anfänge
mehrerer Gewinde ersichtlich sind; dasselbe findet man, wenn eine Schraube einmal
ganz (um 360 Grad) herum gedreht und hiebei die Anzahl der Gewinde, um welche
sie sich erhob, gezählet wird. Bei der Berechnung dieser Schraube muss man daher
zur Höhe die Höhe einer und derselben schiefen Fläche oder eines ganzen Schrauben-
gewindes, nicht aber den Abstand zweier Schraubengewinde nehmen; die Peripherie der
Schraube bleibt aber dieselbe.

Die Schrauben mit mehrfachen Gewinden haben das eigene, dass sie bei einer Um-
drehung höher als die einfachen Schrauben, nämlich auf 2, 3 oder mehr Gewinde steigen,
während eine einfache Schraube die Last bei jeder Umdrehung nur um die Höhe eines
Schraubenganges hebt. Man braucht diese Art Schrauben z. B. bei Papierpressen, wo sie
den Zweck haben, von selbst aufzuspringen, nachdem aus der geschöpften Papiermasse
das Wasser herausgepresst wurde. Warum eine solche Schraube von selbst aufspringt,
werden wir im V. Kapitel bei der Berechnung der Schrauben sammt Reibung sehen.

§. 139.

Die Verzeichnung eines Schraubengewindes auf einem Cylinder unterliegt keiner
Schwierigkeit; man braucht nur die Peripherie und eben so die Höhe eines Schraubenge-
windes in dieselbe Anzahl, z. B. 8 oder 12 gleiche Theile zu theilen und auf dem ersten
Theilungspunkte einen, auf dem 2ten zwei, auf dem 3ten drei u. s. w. solche Theile auf-
zutragen.

Fig.
17.
Tab.
4.

Wenn aber der Gang einer Schraube auf einer ebenen Fläche z. B. auf einem Papiere
entworfen werden soll, muss auf folgende Art verfahren werden: Man beschreibe mit dem
äussern Halbmesser (R A) des Cylinders einen Halbkreis A B C .... N und theile denselben
in den Punkten B, C, D .... z. B. in 12 gleiche Theile A B = B C = C D .... ein. Wenn
nun A α die Tiefe des Schraubengewindes ist, so wird mit dem Halbmesser R α abermals ein
Kreis α β γ … ν beschrieben und ebenfalls in 12 gleiche Theile α β = β γ .... getheilt.
Man ziehe nun von den ersten Theilungspunkten A, B, C .... senkrechte Linien auf den
äusseren Durchmesser a n des Cylinders, so erhält man die Punkte a, b, c .... in wel-
chen die am Umfange des Kreises liegenden Punkte A, B, C .... erscheinen. In dem
Punkte n trage man die halbe Höhe des Schraubengewindes n o auf, theile dieselbe wie-
der in 12 gleiche Theile n n' = n' n'' = n'' n''' .... und ziehe von den Theilungspunk-
ten horizontale Linien, bis sie die in b, c, d .... errichteten Perpendikel bb', cc', dd' …
schneiden. Wenn die hiedurch erhaltenen Punkte a, b', c' d' .... bis o mitsammen ver-
bunden werden, so erhält man die vordere Ansicht (vertikale Projektion) einer Schrau-
benlinie. Wird auf gleiche Art mit den Theilungspunkten des innern Kreises α, β, γ …
verfahren, so gibt die Linie u g' o' die Verzeichnung der innern Schraubenlinie. Zieht man
nun zur ersten oder äussern Schraubenlinie a b' c' .... o mit der Breite a r = o s des
äussern Schraubengewindes (welche Breite bei der einfachen Schraube der halben Höhe
des Gewindes gleich ist) die Parallele r t s, so erhält man die ganze Projektion einer
Schraube.

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[150/0180] Schraube. bengewindes in drei Theile getheilt wird. Auf gleiche Art verfährt man, wenn die Schrau- be noch mehr Gewinde erhält. Eine solche Schraube mit mehrfachen Gewinden erkennt man leicht durch das blosse Ansehen, indem an dem obern oder untern Ende der Schraube die Anfänge mehrerer Gewinde ersichtlich sind; dasselbe findet man, wenn eine Schraube einmal ganz (um 360 Grad) herum gedreht und hiebei die Anzahl der Gewinde, um welche sie sich erhob, gezählet wird. Bei der Berechnung dieser Schraube muss man daher zur Höhe die Höhe einer und derselben schiefen Fläche oder eines ganzen Schrauben- gewindes, nicht aber den Abstand zweier Schraubengewinde nehmen; die Peripherie der Schraube bleibt aber dieselbe. Die Schrauben mit mehrfachen Gewinden haben das eigene, dass sie bei einer Um- drehung höher als die einfachen Schrauben, nämlich auf 2, 3 oder mehr Gewinde steigen, während eine einfache Schraube die Last bei jeder Umdrehung nur um die Höhe eines Schraubenganges hebt. Man braucht diese Art Schrauben z. B. bei Papierpressen, wo sie den Zweck haben, von selbst aufzuspringen, nachdem aus der geschöpften Papiermasse das Wasser herausgepresst wurde. Warum eine solche Schraube von selbst aufspringt, werden wir im V. Kapitel bei der Berechnung der Schrauben sammt Reibung sehen. §. 139. Die Verzeichnung eines Schraubengewindes auf einem Cylinder unterliegt keiner Schwierigkeit; man braucht nur die Peripherie und eben so die Höhe eines Schraubenge- windes in dieselbe Anzahl, z. B. 8 oder 12 gleiche Theile zu theilen und auf dem ersten Theilungspunkte einen, auf dem 2ten zwei, auf dem 3ten drei u. s. w. solche Theile auf- zutragen. Wenn aber der Gang einer Schraube auf einer ebenen Fläche z. B. auf einem Papiere entworfen werden soll, muss auf folgende Art verfahren werden: Man beschreibe mit dem äussern Halbmesser (R A) des Cylinders einen Halbkreis A B C .... N und theile denselben in den Punkten B, C, D .... z. B. in 12 gleiche Theile A B = B C = C D .... ein. Wenn nun A α die Tiefe des Schraubengewindes ist, so wird mit dem Halbmesser R α abermals ein Kreis α β γ … ν beschrieben und ebenfalls in 12 gleiche Theile α β = β γ .... getheilt. Man ziehe nun von den ersten Theilungspunkten A, B, C .... senkrechte Linien auf den äusseren Durchmesser a n des Cylinders, so erhält man die Punkte a, b, c .... in wel- chen die am Umfange des Kreises liegenden Punkte A, B, C .... erscheinen. In dem Punkte n trage man die halbe Höhe des Schraubengewindes n o auf, theile dieselbe wie- der in 12 gleiche Theile n n' = n' n'' = n'' n''' .... und ziehe von den Theilungspunk- ten horizontale Linien, bis sie die in b, c, d .... errichteten Perpendikel bb', cc', dd' … schneiden. Wenn die hiedurch erhaltenen Punkte a, b', c' d' .... bis o mitsammen ver- bunden werden, so erhält man die vordere Ansicht (vertikale Projektion) einer Schrau- benlinie. Wird auf gleiche Art mit den Theilungspunkten des innern Kreises α, β, γ … verfahren, so gibt die Linie u g' o' die Verzeichnung der innern Schraubenlinie. Zieht man nun zur ersten oder äussern Schraubenlinie a b' c' .... o mit der Breite a r = o s des äussern Schraubengewindes (welche Breite bei der einfachen Schraube der halben Höhe des Gewindes gleich ist) die Parallele r t s, so erhält man die ganze Projektion einer Schraube.

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Zitationshilfe: Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 1: Mechanik fester Körper. Prag, 1831, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik01_1831/180>, abgerufen am 18.04.2024.