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Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 1: Mechanik fester Körper. Prag, 1831.

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Hebladen.
Der Hebel wird nun bei A so weit erhöht, bis auch der zweite Bolzen m in die obereFig.
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Oeffnung m' gesteckt werden kann. Hierauf wird dieselbe Operation wiederholt und
m', sodann aber wieder n'' als der Umdrehungspunkt angenommen und diess so lange
fortgesetzt, bis der Stamm auf die geforderte Höhe gehoben ist.

Diese Höhe beträgt immer so viel, damit das Wagengestell mit der Deichsel un-
ter den Stamm hineingeschoben werden könne, worauf der letztere herabgelassen
und auf dem Wagen befestigt wird. Ist die Erde mit Schnee bedeckt, so reicht es
hin, bloss das stärkere Ende auf eine schleife aufzuladen, um den Stamm auf der
Schneebahn fortzuschaffen. Soll derselbe jedoch auf eine grössere Entfernung geführt
werden, so muss man ihn auf ein doppeltes Wagengestelle laden und desshalb die oben
angeführte Operation mit der Heblade zweimal vornehmen.

Die Berechnung des Verhältnisses der Kraft zur Last bei dieser Heblade, welche
ein Hebel der ersten Art ist, ergibt sich aus der einfachen Proportion K : Q = m o : m A.
Nun ist die Entfernung m o gewöhnlich 8 Zoll, die Länge des Hebels m A aber 8 Fuss,
folglich das Verhältniss m o : m A = 1 : 12. Wenn daher ein Stamm von 15 Zoll Durch-
messer und 60 Fuss Länge, dessen Gewicht beiläufig 25 Zentner beträgt, an einem Ende,
folglich daselbst eine Last von 121/2 Zentnern gehoben werden soll, so ist ein Arbeiter,
dessen Gewicht 125 bis 150 Lb beträgt, im Stande, einen solchen Stamm zu heben; in-
zwischen werden bei solchen Operationen gewöhnlich zwei Arbeiter verwendet, die ein-
ander wechselseitig helfen.

§. 157.

Die schwedische Heblade, welche auch zum Stockausreissen angewendet wird,Fig.
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besteht aus einem doppelten Hebel. Bei dem Gebrauche derselben wird der Baum-
stock zuerst umgegraben, die Wurzeln werden abgehauen und eine der stärkern
Wurzeln wird an den Hebebaum A C mit Seilen oder einer Kette gebunden. Das Ende
C dieses Hebebaumes liegt auf dem Baumstocke selbst auf, das andere Ende A dessel-
ben ruht jedoch auf einem zweiten Hebel D E, welcher so wie bei der deutschen Heb-
lade in der mittlern Oeffnung eines aufrecht stehenden Baumes oder einer Lade mit-
telst Vorstecknägeln in die Höhe gehoben werden kann. Das eine Ende D des zweiten
Hebels wird nämlich von einem Arbeiter niedergedrückt und zu gleicher Zeit das zweite
Ende E von einem andern Arbeiter gehoben, bis man den Nagel von n nach n' unter-
stecken kann. Hierauf wird das Ende E wieder so weit herabgedrückt, bis man den
zweiten Nagel von m nach m' einsetzen kann u. s. w. wodurch endlich der Zusammen-
hang der Wurzeln in der Erde getrennt und der Stock an einem Ende aufgehoben
wird, so dass man unter denselben kommen und die noch übrigen Wurzeln abhauen kann.

Bei dieser Heblade wirkt die Kraft am Ende des ersten Hebels A C in A offenbar
wie an einem Hebel der zweiten Art, und es ist, wenn der Widerstand des Zusammen-
hanges der Wurzeln = W und die Kraft, die in A den Hebel in die Höhe hebt, = P
gesetzt wird, P . A C = W . B C. Nun wirkt aber die Kraft K der Arbeiter an dem zweiten
doppelten Hebel D E; es muss daher das statische Moment der Last oder P . o m gleich
seyn der Summe der beiden Momente von Seite der Kraft K . D m + K' . E m. Aus der

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Hebladen.
Der Hebel wird nun bei A so weit erhöht, bis auch der zweite Bolzen m in die obereFig.
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Oeffnung m' gesteckt werden kann. Hierauf wird dieselbe Operation wiederholt und
m', sodann aber wieder n'' als der Umdrehungspunkt angenommen und diess so lange
fortgesetzt, bis der Stamm auf die geforderte Höhe gehoben ist.

Diese Höhe beträgt immer so viel, damit das Wagengestell mit der Deichsel un-
ter den Stamm hineingeschoben werden könne, worauf der letztere herabgelassen
und auf dem Wagen befestigt wird. Ist die Erde mit Schnee bedeckt, so reicht es
hin, bloss das stärkere Ende auf eine schleife aufzuladen, um den Stamm auf der
Schneebahn fortzuschaffen. Soll derselbe jedoch auf eine grössere Entfernung geführt
werden, so muss man ihn auf ein doppeltes Wagengestelle laden und desshalb die oben
angeführte Operation mit der Heblade zweimal vornehmen.

Die Berechnung des Verhältnisses der Kraft zur Last bei dieser Heblade, welche
ein Hebel der ersten Art ist, ergibt sich aus der einfachen Proportion K : Q = m o : m A.
Nun ist die Entfernung m o gewöhnlich 8 Zoll, die Länge des Hebels m A aber 8 Fuss,
folglich das Verhältniss m o : m A = 1 : 12. Wenn daher ein Stamm von 15 Zoll Durch-
messer und 60 Fuss Länge, dessen Gewicht beiläufig 25 Zentner beträgt, an einem Ende,
folglich daselbst eine Last von 12½ Zentnern gehoben werden soll, so ist ein Arbeiter,
dessen Gewicht 125 bis 150 ℔ beträgt, im Stande, einen solchen Stamm zu heben; in-
zwischen werden bei solchen Operationen gewöhnlich zwei Arbeiter verwendet, die ein-
ander wechselseitig helfen.

§. 157.

Die schwedische Heblade, welche auch zum Stockausreissen angewendet wird,Fig.
1.
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7.

besteht aus einem doppelten Hebel. Bei dem Gebrauche derselben wird der Baum-
stock zuerst umgegraben, die Wurzeln werden abgehauen und eine der stärkern
Wurzeln wird an den Hebebaum A C mit Seilen oder einer Kette gebunden. Das Ende
C dieses Hebebaumes liegt auf dem Baumstocke selbst auf, das andere Ende A dessel-
ben ruht jedoch auf einem zweiten Hebel D E, welcher so wie bei der deutschen Heb-
lade in der mittlern Oeffnung eines aufrecht stehenden Baumes oder einer Lade mit-
telst Vorstecknägeln in die Höhe gehoben werden kann. Das eine Ende D des zweiten
Hebels wird nämlich von einem Arbeiter niedergedrückt und zu gleicher Zeit das zweite
Ende E von einem andern Arbeiter gehoben, bis man den Nagel von n nach n' unter-
stecken kann. Hierauf wird das Ende E wieder so weit herabgedrückt, bis man den
zweiten Nagel von m nach m' einsetzen kann u. s. w. wodurch endlich der Zusammen-
hang der Wurzeln in der Erde getrennt und der Stock an einem Ende aufgehoben
wird, so dass man unter denselben kommen und die noch übrigen Wurzeln abhauen kann.

Bei dieser Heblade wirkt die Kraft am Ende des ersten Hebels A C in A offenbar
wie an einem Hebel der zweiten Art, und es ist, wenn der Widerstand des Zusammen-
hanges der Wurzeln = W und die Kraft, die in A den Hebel in die Höhe hebt, = P
gesetzt wird, P . A C = W . B C. Nun wirkt aber die Kraft K der Arbeiter an dem zweiten
doppelten Hebel D E; es muss daher das statische Moment der Last oder P . o m gleich
seyn der Summe der beiden Momente von Seite der Kraft K . D m + K' . E m. Aus der

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[163/0193] Hebladen. Der Hebel wird nun bei A so weit erhöht, bis auch der zweite Bolzen m in die obere Oeffnung m' gesteckt werden kann. Hierauf wird dieselbe Operation wiederholt und m', sodann aber wieder n'' als der Umdrehungspunkt angenommen und diess so lange fortgesetzt, bis der Stamm auf die geforderte Höhe gehoben ist. Fig. 12. Tab 6. Diese Höhe beträgt immer so viel, damit das Wagengestell mit der Deichsel un- ter den Stamm hineingeschoben werden könne, worauf der letztere herabgelassen und auf dem Wagen befestigt wird. Ist die Erde mit Schnee bedeckt, so reicht es hin, bloss das stärkere Ende auf eine schleife aufzuladen, um den Stamm auf der Schneebahn fortzuschaffen. Soll derselbe jedoch auf eine grössere Entfernung geführt werden, so muss man ihn auf ein doppeltes Wagengestelle laden und desshalb die oben angeführte Operation mit der Heblade zweimal vornehmen. Die Berechnung des Verhältnisses der Kraft zur Last bei dieser Heblade, welche ein Hebel der ersten Art ist, ergibt sich aus der einfachen Proportion K : Q = m o : m A. Nun ist die Entfernung m o gewöhnlich 8 Zoll, die Länge des Hebels m A aber 8 Fuss, folglich das Verhältniss m o : m A = 1 : 12. Wenn daher ein Stamm von 15 Zoll Durch- messer und 60 Fuss Länge, dessen Gewicht beiläufig 25 Zentner beträgt, an einem Ende, folglich daselbst eine Last von 12½ Zentnern gehoben werden soll, so ist ein Arbeiter, dessen Gewicht 125 bis 150 ℔ beträgt, im Stande, einen solchen Stamm zu heben; in- zwischen werden bei solchen Operationen gewöhnlich zwei Arbeiter verwendet, die ein- ander wechselseitig helfen. §. 157. Die schwedische Heblade, welche auch zum Stockausreissen angewendet wird, besteht aus einem doppelten Hebel. Bei dem Gebrauche derselben wird der Baum- stock zuerst umgegraben, die Wurzeln werden abgehauen und eine der stärkern Wurzeln wird an den Hebebaum A C mit Seilen oder einer Kette gebunden. Das Ende C dieses Hebebaumes liegt auf dem Baumstocke selbst auf, das andere Ende A dessel- ben ruht jedoch auf einem zweiten Hebel D E, welcher so wie bei der deutschen Heb- lade in der mittlern Oeffnung eines aufrecht stehenden Baumes oder einer Lade mit- telst Vorstecknägeln in die Höhe gehoben werden kann. Das eine Ende D des zweiten Hebels wird nämlich von einem Arbeiter niedergedrückt und zu gleicher Zeit das zweite Ende E von einem andern Arbeiter gehoben, bis man den Nagel von n nach n' unter- stecken kann. Hierauf wird das Ende E wieder so weit herabgedrückt, bis man den zweiten Nagel von m nach m' einsetzen kann u. s. w. wodurch endlich der Zusammen- hang der Wurzeln in der Erde getrennt und der Stock an einem Ende aufgehoben wird, so dass man unter denselben kommen und die noch übrigen Wurzeln abhauen kann. Fig. 1. Tab. 7. Bei dieser Heblade wirkt die Kraft am Ende des ersten Hebels A C in A offenbar wie an einem Hebel der zweiten Art, und es ist, wenn der Widerstand des Zusammen- hanges der Wurzeln = W und die Kraft, die in A den Hebel in die Höhe hebt, = P gesetzt wird, P . A C = W . B C. Nun wirkt aber die Kraft K der Arbeiter an dem zweiten doppelten Hebel D E; es muss daher das statische Moment der Last oder P . o m gleich seyn der Summe der beiden Momente von Seite der Kraft K . D m + K' . E m. Aus der 21 *

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Zitationshilfe: Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 1: Mechanik fester Körper. Prag, 1831, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik01_1831/193>, abgerufen am 19.04.2024.