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Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 2: Mechanik flüssiger Körper. Prag, 1832.

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Vertheilung des Wassers in mehrere Röhren.
einer Röhrenleitung entsprechen, die vollkommen zusammengefügt, nicht verschlämmt
ist, und wobei kein anderes Hinderniss als der Widerstand an den Wänden vorkommt.
In dieser Hinsicht kann man in unserem Falle für d wenigstens 2,3 und d mit 2,1 Zoll
im Lichten der Röhren annehmen.

§. 153.

Die meisten Wasserleitungen liegen an Flüssen, wo das Wasser durch ein vereinigtes
Saug- und Druckwerk mittelst unterschlächtiger Räder (wovon wir später umständlich
sprechen werden) in ein Hauptbehältniss oder Reservoir gehoben wird. Diese Behältnisse
liegen häufig 20 bis 30 und mehr Klafter über der Oberfläche des Wasserspiegels in dem
sogenannten Wasserthurme (Wasserschloss), und es wird von demselben aus das Wasser
gewöhnlich durch eine hinlänglich weite Hauptröhre in die Stadt oder jenen Stadttheil
geleitet, welcher von diesem Reservoir mit Wasser versehen werden soll. Da man sich
gegenwärtig bei solchen Anlagen gewöhnlich gusseiserner Röhren bedient, deren An-
schaffung immer bedeutende Kosten verursacht, so wird es jederzeit darauf ankommen, den
Durchmesser der Wasserleitungsröhren entsprechend zu wählen. Es wäre in dieser Hin-
sicht zu kostspielig und unzweckmässig, wenn man die Hauptröhre von dem Reservoir
aus mit gleichem Durchmesser bis an das Ende der Stadt oder bis zur letzten Ausflussöff-
nung führen und überhaupt den Ausfluss des Wassers nur dadurch reguliren wollte, dass
man die an der Hauptröhre bei jeder Nebenleitung angebrachten Hähne (Pipen) mehr und
minder öffnen oder schliessen wollte. Es ist in diesem Falle zweckmässiger, das Wasser
Fig.
19.
Tab.
47.
aus dem Reservoir A durch eine hinlänglich weite Hauptröhre zuerst in einen, an dem
höchsten Orte der Stadt gelegenen Behälter B zu leiten und aus diesem durch zwei
oder mehrere Seitenröhren den, für jeden Theil der Stadt besonders bemessenen Wasser-
bedarf fortzuführen. Diese Seitenröhren werden dann nur den, ihrer Wassermenge ent-
sprechenden Durchmesser erhalten, und die ganze Anlage wird weit wohlfeiler zu Stand
kommen, als wenn man mit dem gleichen Durchmesser der Hauptröhre das Wasser in
alle Stadttheile geleitet hätte. Es handelt sich daher, die Grösse der Durchmesser so-
wohl für die Hauptröhre als für die Seitenröhren in einem jeden gegebenen Falle zu
berechnen.

Zu diesem Behufe sey L die Länge der Hauptröhre A B, nämlich die Länge des ver-
tikalen Stückes vom Reservoir A bis zum Boden herab und die Länge der unten fertge-
führten Leitung bis zum gemeinschaftlichen Behälter B; das Gefälle von der Oberfläche
des Wassers im Reservoir A bis zur Oberfläche im Behälter B sey = H; der Durchmes-
ser dieser Hauptröhre = D und die Geschwindigkeit des Wassers innerhalb derselben
= C, endlich die ganze Wassermenge, welche dem gemeinschaftlichen Behälter B zu-
geführt werden soll = M.

Für die erste Seitenröhre B F sey die Länge = 1, das Gefälle vom Behälter bis zur
Ausflussöffnung bei F = h, der Durchmesser der Röhrenleitung = d, die Geschwindig-
keit des Wassers = c und die Wassermenge, welche abgeführt werden soll = m.

Für die zweite Seitenröhre B G sey die Länge = l', das Gefälle = h', der Durch-
messer = d', die Geschwindigkeit = c' und die abzuführende Wassermenge = m'.

Vertheilung des Wassers in mehrere Röhren.
einer Röhrenleitung entsprechen, die vollkommen zusammengefügt, nicht verschlämmt
ist, und wobei kein anderes Hinderniss als der Widerstand an den Wänden vorkommt.
In dieser Hinsicht kann man in unserem Falle für d wenigstens 2,3 und δ mit 2,1 Zoll
im Lichten der Röhren annehmen.

§. 153.

Die meisten Wasserleitungen liegen an Flüssen, wo das Wasser durch ein vereinigtes
Saug- und Druckwerk mittelst unterschlächtiger Räder (wovon wir später umständlich
sprechen werden) in ein Hauptbehältniss oder Reservoir gehoben wird. Diese Behältnisse
liegen häufig 20 bis 30 und mehr Klafter über der Oberfläche des Wasserspiegels in dem
sogenannten Wasserthurme (Wasserschloss), und es wird von demselben aus das Wasser
gewöhnlich durch eine hinlänglich weite Hauptröhre in die Stadt oder jenen Stadttheil
geleitet, welcher von diesem Reservoir mit Wasser versehen werden soll. Da man sich
gegenwärtig bei solchen Anlagen gewöhnlich gusseiserner Röhren bedient, deren An-
schaffung immer bedeutende Kosten verursacht, so wird es jederzeit darauf ankommen, den
Durchmesser der Wasserleitungsröhren entsprechend zu wählen. Es wäre in dieser Hin-
sicht zu kostspielig und unzweckmässig, wenn man die Hauptröhre von dem Reservoir
aus mit gleichem Durchmesser bis an das Ende der Stadt oder bis zur letzten Ausflussöff-
nung führen und überhaupt den Ausfluss des Wassers nur dadurch reguliren wollte, dass
man die an der Hauptröhre bei jeder Nebenleitung angebrachten Hähne (Pipen) mehr und
minder öffnen oder schliessen wollte. Es ist in diesem Falle zweckmässiger, das Wasser
Fig.
19.
Tab.
47.
aus dem Reservoir A durch eine hinlänglich weite Hauptröhre zuerst in einen, an dem
höchsten Orte der Stadt gelegenen Behälter B zu leiten und aus diesem durch zwei
oder mehrere Seitenröhren den, für jeden Theil der Stadt besonders bemessenen Wasser-
bedarf fortzuführen. Diese Seitenröhren werden dann nur den, ihrer Wassermenge ent-
sprechenden Durchmesser erhalten, und die ganze Anlage wird weit wohlfeiler zu Stand
kommen, als wenn man mit dem gleichen Durchmesser der Hauptröhre das Wasser in
alle Stadttheile geleitet hätte. Es handelt sich daher, die Grösse der Durchmesser so-
wohl für die Hauptröhre als für die Seitenröhren in einem jeden gegebenen Falle zu
berechnen.

Zu diesem Behufe sey L die Länge der Hauptröhre A B, nämlich die Länge des ver-
tikalen Stückes vom Reservoir A bis zum Boden herab und die Länge der unten fertge-
führten Leitung bis zum gemeinschaftlichen Behälter B; das Gefälle von der Oberfläche
des Wassers im Reservoir A bis zur Oberfläche im Behälter B sey = H; der Durchmes-
ser dieser Hauptröhre = D und die Geschwindigkeit des Wassers innerhalb derselben
= C, endlich die ganze Wassermenge, welche dem gemeinschaftlichen Behälter B zu-
geführt werden soll = M.

Für die erste Seitenröhre B F sey die Länge = 1, das Gefälle vom Behälter bis zur
Ausflussöffnung bei F = h, der Durchmesser der Röhrenleitung = d, die Geschwindig-
keit des Wassers = c und die Wassermenge, welche abgeführt werden soll = m.

Für die zweite Seitenröhre B G sey die Länge = l', das Gefälle = h', der Durch-
messer = d', die Geschwindigkeit = c' und die abzuführende Wassermenge = m'.

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[222/0240] Vertheilung des Wassers in mehrere Röhren. einer Röhrenleitung entsprechen, die vollkommen zusammengefügt, nicht verschlämmt ist, und wobei kein anderes Hinderniss als der Widerstand an den Wänden vorkommt. In dieser Hinsicht kann man in unserem Falle für d wenigstens 2,3 und δ mit 2,1 Zoll im Lichten der Röhren annehmen. §. 153. Die meisten Wasserleitungen liegen an Flüssen, wo das Wasser durch ein vereinigtes Saug- und Druckwerk mittelst unterschlächtiger Räder (wovon wir später umständlich sprechen werden) in ein Hauptbehältniss oder Reservoir gehoben wird. Diese Behältnisse liegen häufig 20 bis 30 und mehr Klafter über der Oberfläche des Wasserspiegels in dem sogenannten Wasserthurme (Wasserschloss), und es wird von demselben aus das Wasser gewöhnlich durch eine hinlänglich weite Hauptröhre in die Stadt oder jenen Stadttheil geleitet, welcher von diesem Reservoir mit Wasser versehen werden soll. Da man sich gegenwärtig bei solchen Anlagen gewöhnlich gusseiserner Röhren bedient, deren An- schaffung immer bedeutende Kosten verursacht, so wird es jederzeit darauf ankommen, den Durchmesser der Wasserleitungsröhren entsprechend zu wählen. Es wäre in dieser Hin- sicht zu kostspielig und unzweckmässig, wenn man die Hauptröhre von dem Reservoir aus mit gleichem Durchmesser bis an das Ende der Stadt oder bis zur letzten Ausflussöff- nung führen und überhaupt den Ausfluss des Wassers nur dadurch reguliren wollte, dass man die an der Hauptröhre bei jeder Nebenleitung angebrachten Hähne (Pipen) mehr und minder öffnen oder schliessen wollte. Es ist in diesem Falle zweckmässiger, das Wasser aus dem Reservoir A durch eine hinlänglich weite Hauptröhre zuerst in einen, an dem höchsten Orte der Stadt gelegenen Behälter B zu leiten und aus diesem durch zwei oder mehrere Seitenröhren den, für jeden Theil der Stadt besonders bemessenen Wasser- bedarf fortzuführen. Diese Seitenröhren werden dann nur den, ihrer Wassermenge ent- sprechenden Durchmesser erhalten, und die ganze Anlage wird weit wohlfeiler zu Stand kommen, als wenn man mit dem gleichen Durchmesser der Hauptröhre das Wasser in alle Stadttheile geleitet hätte. Es handelt sich daher, die Grösse der Durchmesser so- wohl für die Hauptröhre als für die Seitenröhren in einem jeden gegebenen Falle zu berechnen. Fig. 19. Tab. 47. Zu diesem Behufe sey L die Länge der Hauptröhre A B, nämlich die Länge des ver- tikalen Stückes vom Reservoir A bis zum Boden herab und die Länge der unten fertge- führten Leitung bis zum gemeinschaftlichen Behälter B; das Gefälle von der Oberfläche des Wassers im Reservoir A bis zur Oberfläche im Behälter B sey = H; der Durchmes- ser dieser Hauptröhre = D und die Geschwindigkeit des Wassers innerhalb derselben = C, endlich die ganze Wassermenge, welche dem gemeinschaftlichen Behälter B zu- geführt werden soll = M. Für die erste Seitenröhre B F sey die Länge = 1, das Gefälle vom Behälter bis zur Ausflussöffnung bei F = h, der Durchmesser der Röhrenleitung = d, die Geschwindig- keit des Wassers = c und die Wassermenge, welche abgeführt werden soll = m. Für die zweite Seitenröhre B G sey die Länge = l', das Gefälle = h', der Durch- messer = d', die Geschwindigkeit = c' und die abzuführende Wassermenge = m'.

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Zitationshilfe: Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 2: Mechanik flüssiger Körper. Prag, 1832, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik02_1832/240>, abgerufen am 20.04.2024.