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Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 2: Mechanik flüssiger Körper. Prag, 1832.

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Konstrukzion der Wasserröhren.
gegenwärtigen Falle, wo die Menschen in kurzen Zeiträumen abgewechselt werden, dem
doppelten mittleren Bewegungsmomente 2 . 2,5 . 25 Lb setzen. Mit diesen Werthen erhalten
wir die Anzahl der Menschen, welche zur Betreibung eines einfachen Druckwerkes oder
Spritze nothwendig ist, [Formel 1] , wofür wir 6 Menschen annehmen können.
Werden aber zur fortwährenden Unterhaltung des springenden Strahles 2 Stiefel ange-
wendet, so sind an jeder Seite der Spritze 6, folglich zusammen 12 Menschen nothwendig.

Mit diesen Betrachtungen schliessen wir die Theorie dieses Gegenstandes, und be-
merken, dass das praktische Detail und die weiteren Berechnungen über Feuerspritzen
später folgen werden.

§. 162.

Nachdem wir in den vorhergehenden §§. die vollständige Theorie über die Leitung
des Wassers durch Röhren und die Benützung des letztern zu Springbrunnen gegeben
haben, kommen wir nunmehr zu den praktischen Bemerkungen über diesen Gegenstand.

Die Wasserleitungsröhren werden entweder von Holz, von Gusseisen oder Blei,
seltener aus künstlichen irdenen, gebrannten Massen verfertigt. Die Stärke dieser Röhren
haben wir bereits §. 20, 21 und 22 nach der Theorie und Erfahrung bestimmt. Es handelt
sich nun, anzugeben, wie diese Röhren zusammengefügt und gelegt werden. Die erste
Fig.
1.
Tab.
48.
Art hölzerne Röhren zusammenzufügen ist Fig. 1 dargestellt; es werden nämlich die
Röhren an ihren Enden konisch abgearbeitet, und eine Röhre in die andere gescho-
ben, nachdem man die Fläche a b c d mit getheerten Hanf umwickelt hat. Hierauf
wird ein schmiedeiserner Ring e f angetrieben. Die zweite Art hölzerne Röhren zu
Fig.
2.
verbinden, ersehen wir aus Fig. 2; es wird nämlich ein eiserner Ring m n o p, der in
der Mitte mit einem hervorstehenden Rande a b versehen ist, zur Hälfte in die eine und
zur Hälfte in die andere Röhre eingelassen, zu welchem Behufe die nothwendige Oeff-
nung für diesen Ring beiderseits eingestemmt wird. Hierauf werden die Röhren fest
Fig.
3.
an einander getrieben. Endlich stellt Fig. 3 die dritte Art dar, wie hölzerne Röhren
zusammengefügt werden; hierbei wird wieder die einzuschiebende Röhre mit getheer-
tem Hanfe umwickelt und beide Röhren fest in einander getrieben.

In der Hauptstadt Prag, wo noch ein grosser Theil der Wasserleitungsröhren von
Holz gelegt ist, werden dieselben aus gesunden Stämmen Kiefern, in der Länge von
15 bis 16 Fuss erzeugt; der äussere Durchmesser dieser Stämme beträgt im Mittel
zwischen dem Zopf- und Stammende 12 Zoll, der Durchmesser im Lichten derselben
für die Wasserleitung beträgt aber nur 21/4 Zoll. Diese Röhren werden durch den
Fig.
4.
Fig. 2 dargestellten und Fig. 4 im doppelten Masstabe gezeichneten eisernen Ring (eine
eiserne Büchse) von 4 Zoll im Durchmesser mitsammen verbunden und erhalten kein
weiteres Beschläge. Da nun diese Röhren einen Druck von 16 bis 21 Klafter vertikaler
Höhe vom Wasserspiegel in den Reservoirs auf den Prager Wasserthürmen an gerech-
net, auszuhalten haben, so ergibt sich für diese kiefernen Röhren nach Seite 23 die
Gleichung [Formel 2] , welche mit der Erfahrung von Langsdorf nahe übereinstimmt,
wogegen aber seine Röhren mit eisernen Ringen beschlagen waren. Diese Röhren

Konstrukzion der Wasserröhren.
gegenwärtigen Falle, wo die Menschen in kurzen Zeiträumen abgewechselt werden, dem
doppelten mittleren Bewegungsmomente 2 . 2,5 . 25 ℔ setzen. Mit diesen Werthen erhalten
wir die Anzahl der Menschen, welche zur Betreibung eines einfachen Druckwerkes oder
Spritze nothwendig ist, [Formel 1] , wofür wir 6 Menschen annehmen können.
Werden aber zur fortwährenden Unterhaltung des springenden Strahles 2 Stiefel ange-
wendet, so sind an jeder Seite der Spritze 6, folglich zusammen 12 Menschen nothwendig.

Mit diesen Betrachtungen schliessen wir die Theorie dieses Gegenstandes, und be-
merken, dass das praktische Detail und die weiteren Berechnungen über Feuerspritzen
später folgen werden.

§. 162.

Nachdem wir in den vorhergehenden §§. die vollständige Theorie über die Leitung
des Wassers durch Röhren und die Benützung des letztern zu Springbrunnen gegeben
haben, kommen wir nunmehr zu den praktischen Bemerkungen über diesen Gegenstand.

Die Wasserleitungsröhren werden entweder von Holz, von Gusseisen oder Blei,
seltener aus künstlichen irdenen, gebrannten Massen verfertigt. Die Stärke dieser Röhren
haben wir bereits §. 20, 21 und 22 nach der Theorie und Erfahrung bestimmt. Es handelt
sich nun, anzugeben, wie diese Röhren zusammengefügt und gelegt werden. Die erste
Fig.
1.
Tab.
48.
Art hölzerne Röhren zusammenzufügen ist Fig. 1 dargestellt; es werden nämlich die
Röhren an ihren Enden konisch abgearbeitet, und eine Röhre in die andere gescho-
ben, nachdem man die Fläche a b c d mit getheerten Hanf umwickelt hat. Hierauf
wird ein schmiedeiserner Ring e f angetrieben. Die zweite Art hölzerne Röhren zu
Fig.
2.
verbinden, ersehen wir aus Fig. 2; es wird nämlich ein eiserner Ring m n o p, der in
der Mitte mit einem hervorstehenden Rande a b versehen ist, zur Hälfte in die eine und
zur Hälfte in die andere Röhre eingelassen, zu welchem Behufe die nothwendige Oeff-
nung für diesen Ring beiderseits eingestemmt wird. Hierauf werden die Röhren fest
Fig.
3.
an einander getrieben. Endlich stellt Fig. 3 die dritte Art dar, wie hölzerne Röhren
zusammengefügt werden; hierbei wird wieder die einzuschiebende Röhre mit getheer-
tem Hanfe umwickelt und beide Röhren fest in einander getrieben.

In der Hauptstadt Prag, wo noch ein grosser Theil der Wasserleitungsröhren von
Holz gelegt ist, werden dieselben aus gesunden Stämmen Kiefern, in der Länge von
15 bis 16 Fuss erzeugt; der äussere Durchmesser dieser Stämme beträgt im Mittel
zwischen dem Zopf- und Stammende 12 Zoll, der Durchmesser im Lichten derselben
für die Wasserleitung beträgt aber nur 2¼ Zoll. Diese Röhren werden durch den
Fig.
4.
Fig. 2 dargestellten und Fig. 4 im doppelten Masstabe gezeichneten eisernen Ring (eine
eiserne Büchse) von 4 Zoll im Durchmesser mitsammen verbunden und erhalten kein
weiteres Beschläge. Da nun diese Röhren einen Druck von 16 bis 21 Klafter vertikaler
Höhe vom Wasserspiegel in den Reservoirs auf den Prager Wasserthürmen an gerech-
net, auszuhalten haben, so ergibt sich für diese kiefernen Röhren nach Seite 23 die
Gleichung [Formel 2] , welche mit der Erfahrung von Langsdorf nahe übereinstimmt,
wogegen aber seine Röhren mit eisernen Ringen beschlagen waren. Diese Röhren

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[232/0250] Konstrukzion der Wasserröhren. gegenwärtigen Falle, wo die Menschen in kurzen Zeiträumen abgewechselt werden, dem doppelten mittleren Bewegungsmomente 2 . 2,5 . 25 ℔ setzen. Mit diesen Werthen erhalten wir die Anzahl der Menschen, welche zur Betreibung eines einfachen Druckwerkes oder Spritze nothwendig ist, [FORMEL], wofür wir 6 Menschen annehmen können. Werden aber zur fortwährenden Unterhaltung des springenden Strahles 2 Stiefel ange- wendet, so sind an jeder Seite der Spritze 6, folglich zusammen 12 Menschen nothwendig. Mit diesen Betrachtungen schliessen wir die Theorie dieses Gegenstandes, und be- merken, dass das praktische Detail und die weiteren Berechnungen über Feuerspritzen später folgen werden. §. 162. Nachdem wir in den vorhergehenden §§. die vollständige Theorie über die Leitung des Wassers durch Röhren und die Benützung des letztern zu Springbrunnen gegeben haben, kommen wir nunmehr zu den praktischen Bemerkungen über diesen Gegenstand. Die Wasserleitungsröhren werden entweder von Holz, von Gusseisen oder Blei, seltener aus künstlichen irdenen, gebrannten Massen verfertigt. Die Stärke dieser Röhren haben wir bereits §. 20, 21 und 22 nach der Theorie und Erfahrung bestimmt. Es handelt sich nun, anzugeben, wie diese Röhren zusammengefügt und gelegt werden. Die erste Art hölzerne Röhren zusammenzufügen ist Fig. 1 dargestellt; es werden nämlich die Röhren an ihren Enden konisch abgearbeitet, und eine Röhre in die andere gescho- ben, nachdem man die Fläche a b c d mit getheerten Hanf umwickelt hat. Hierauf wird ein schmiedeiserner Ring e f angetrieben. Die zweite Art hölzerne Röhren zu verbinden, ersehen wir aus Fig. 2; es wird nämlich ein eiserner Ring m n o p, der in der Mitte mit einem hervorstehenden Rande a b versehen ist, zur Hälfte in die eine und zur Hälfte in die andere Röhre eingelassen, zu welchem Behufe die nothwendige Oeff- nung für diesen Ring beiderseits eingestemmt wird. Hierauf werden die Röhren fest an einander getrieben. Endlich stellt Fig. 3 die dritte Art dar, wie hölzerne Röhren zusammengefügt werden; hierbei wird wieder die einzuschiebende Röhre mit getheer- tem Hanfe umwickelt und beide Röhren fest in einander getrieben. Fig. 1. Tab. 48. Fig. 2. Fig. 3. In der Hauptstadt Prag, wo noch ein grosser Theil der Wasserleitungsröhren von Holz gelegt ist, werden dieselben aus gesunden Stämmen Kiefern, in der Länge von 15 bis 16 Fuss erzeugt; der äussere Durchmesser dieser Stämme beträgt im Mittel zwischen dem Zopf- und Stammende 12 Zoll, der Durchmesser im Lichten derselben für die Wasserleitung beträgt aber nur 2¼ Zoll. Diese Röhren werden durch den Fig. 2 dargestellten und Fig. 4 im doppelten Masstabe gezeichneten eisernen Ring (eine eiserne Büchse) von 4 Zoll im Durchmesser mitsammen verbunden und erhalten kein weiteres Beschläge. Da nun diese Röhren einen Druck von 16 bis 21 Klafter vertikaler Höhe vom Wasserspiegel in den Reservoirs auf den Prager Wasserthürmen an gerech- net, auszuhalten haben, so ergibt sich für diese kiefernen Röhren nach Seite 23 die Gleichung [FORMEL], welche mit der Erfahrung von Langsdorf nahe übereinstimmt, wogegen aber seine Röhren mit eisernen Ringen beschlagen waren. Diese Röhren Fig. 4.

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Zitationshilfe: Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 2: Mechanik flüssiger Körper. Prag, 1832, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik02_1832/250>, abgerufen am 19.04.2024.