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Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 2: Mechanik flüssiger Körper. Prag, 1832.

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Heber.
Fig.
1.
Tab.
52.
Höhe des Wasserstandes über der Oeffnung während einer kurzen Zeit t als unveränderlich
betrachten können, so wird die in dieser Zeit ausfliessende Wassermenge
M = t . f . v = t . f . [Formel 1] seyn. Hieraus folgt die Zeit, welche zu dem Ausflusse einer
bestimmten Wassermenge M erforderlich ist, [Formel 2] .

Beispiel. Es sey der Durchmesser der Röhre d = 1/3 Zoll, also die Fläche
[Formel 3] , die Druckhöhe D H = 1 Fuss, die Ausflussmenge
M = 1 N. Oe. Mass = [Formel 4] Eimer = [Formel 5] Kubikfuss, so ist die Zeit, in welcher 1 Mass
Wasser herausgehoben wird, [Formel 6] Sekunden.

§. 192.

Für den gewöhnlichen Gebrauch sind die Heber meistens so klein, dass man die in
der Röhre enthaltene Luft bloss durch Saugen herausziehen kann, wodurch der Druck
der Atmosphäre in Wirksamkeit gesetzt und die Röhre mit Wasser gefüllt, folglich ohne
vorläufiger Anfüllung der Röhre das Wasser sogleich zum Ausfliessen gebracht wird.

Fig.
2.

Wenn nur eine kleine Wassermenge aus dem Fasse A heraus zu heben ist, bedient man
sich des sogenannten Stechhebers, welcher bloss aus einer geraden Röhre mit einer
am obern Ende angebrachten Kugel besteht. Hierbei wird die Luft an dem obern Ende B
angesogen und die Flüssigkeit z. B. der Wein steigt gewöhnlich sogleich bis in die Kugel C,
welche so gross seyn muss, dass sie das verlangte Mass des Wassers oder Weines zu fassen
im Stande ist. Reicht ein Athemzug nicht hin, um das verlangte Mass in die Kugel zu
bekommen, so wird das obere Ende mit der Zunge geschlossen, und bei einem folgen-
den zweiten Zuge wieder geöffnet, wodurch abermals die Flüssigkeit im Heber höher
steigt, und die Kugel mit eben so viel Flüssigkeit, wie bei dem ersten Zuge gefüllt
wird. Nachdem auf solche Art durch einige Athemzüge so viel Wein in die Kugel
gehoben worden, als man benöthigt, so wird das obere Ende abermals mit der Zunge
oder mit dem Daumen geschlossen, der Stechheber aus dem Fasse oder Gefässe her-
ausgezogen und die Flüssigkeit in das nebenstehende Gefäss durch Eröffnung des obern
Endes abgelassen.

Wenn eine grössere Menge Flüssigkeit z. B. einige Eimer aus einem grösseren Wein-
fasse mittelst eines gebogenen Hebers herausgehoben werden sollen, so dass das Herab-
fallen des Wasserspiegels im Gefässe oder die Aenderung der Druckhöhe zu berück-
sichtigen ist, so finden hierbei dieselben Rechnungen Statt, die wir bereits §. 119 bei dem
Ausflusse des Wassers aus Behältern, die keinen Zufluss erhalten, abgehandelt haben.

Zu einem Beispiele dieser Art wollen wir noch auf die Widerstände der
Röhrenwände
Rücksicht nehmen. In diesem Falle sey die Länge der Röhre = 1
und ihr Durchmesser = d, der winkelrechte Querschnitt der Röhre = f und der hori-
zontale Querschnitt des Gefässes = F, die veränderliche Höhe des Wasserstandes über
der Ausflussöffnung sey allgemein = x und die Geschwindigkeit, mit welcher das Wasser
durch die Röhre fliesst = v. Es ist daher die Druckhöhe [Formel 7] , und

Heber.
Fig.
1.
Tab.
52.
Höhe des Wasserstandes über der Oeffnung während einer kurzen Zeit t als unveränderlich
betrachten können, so wird die in dieser Zeit ausfliessende Wassermenge
M = t . f . v = t . f . [Formel 1] seyn. Hieraus folgt die Zeit, welche zu dem Ausflusse einer
bestimmten Wassermenge M erforderlich ist, [Formel 2] .

Beispiel. Es sey der Durchmesser der Röhre d = ⅓ Zoll, also die Fläche
[Formel 3] , die Druckhöhe D H = 1 Fuss, die Ausflussmenge
M = 1 N. Oe. Mass = [Formel 4] Eimer = [Formel 5] Kubikfuss, so ist die Zeit, in welcher 1 Mass
Wasser herausgehoben wird, [Formel 6] Sekunden.

§. 192.

Für den gewöhnlichen Gebrauch sind die Heber meistens so klein, dass man die in
der Röhre enthaltene Luft bloss durch Saugen herausziehen kann, wodurch der Druck
der Atmosphäre in Wirksamkeit gesetzt und die Röhre mit Wasser gefüllt, folglich ohne
vorläufiger Anfüllung der Röhre das Wasser sogleich zum Ausfliessen gebracht wird.

Fig.
2.

Wenn nur eine kleine Wassermenge aus dem Fasse A heraus zu heben ist, bedient man
sich des sogenannten Stechhebers, welcher bloss aus einer geraden Röhre mit einer
am obern Ende angebrachten Kugel besteht. Hierbei wird die Luft an dem obern Ende B
angesogen und die Flüssigkeit z. B. der Wein steigt gewöhnlich sogleich bis in die Kugel C,
welche so gross seyn muss, dass sie das verlangte Mass des Wassers oder Weines zu fassen
im Stande ist. Reicht ein Athemzug nicht hin, um das verlangte Mass in die Kugel zu
bekommen, so wird das obere Ende mit der Zunge geschlossen, und bei einem folgen-
den zweiten Zuge wieder geöffnet, wodurch abermals die Flüssigkeit im Heber höher
steigt, und die Kugel mit eben so viel Flüssigkeit, wie bei dem ersten Zuge gefüllt
wird. Nachdem auf solche Art durch einige Athemzüge so viel Wein in die Kugel
gehoben worden, als man benöthigt, so wird das obere Ende abermals mit der Zunge
oder mit dem Daumen geschlossen, der Stechheber aus dem Fasse oder Gefässe her-
ausgezogen und die Flüssigkeit in das nebenstehende Gefäss durch Eröffnung des obern
Endes abgelassen.

Wenn eine grössere Menge Flüssigkeit z. B. einige Eimer aus einem grösseren Wein-
fasse mittelst eines gebogenen Hebers herausgehoben werden sollen, so dass das Herab-
fallen des Wasserspiegels im Gefässe oder die Aenderung der Druckhöhe zu berück-
sichtigen ist, so finden hierbei dieselben Rechnungen Statt, die wir bereits §. 119 bei dem
Ausflusse des Wassers aus Behältern, die keinen Zufluss erhalten, abgehandelt haben.

Zu einem Beispiele dieser Art wollen wir noch auf die Widerstände der
Röhrenwände
Rücksicht nehmen. In diesem Falle sey die Länge der Röhre = 1
und ihr Durchmesser = d, der winkelrechte Querschnitt der Röhre = f und der hori-
zontale Querschnitt des Gefässes = F, die veränderliche Höhe des Wasserstandes über
der Ausflussöffnung sey allgemein = x und die Geschwindigkeit, mit welcher das Wasser
durch die Röhre fliesst = v. Es ist daher die Druckhöhe [Formel 7] , und

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[266/0284] Heber. Höhe des Wasserstandes über der Oeffnung während einer kurzen Zeit t als unveränderlich betrachten können, so wird die in dieser Zeit ausfliessende Wassermenge M = t . f . v = t . f . [FORMEL] seyn. Hieraus folgt die Zeit, welche zu dem Ausflusse einer bestimmten Wassermenge M erforderlich ist, [FORMEL]. Fig. 1. Tab. 52. Beispiel. Es sey der Durchmesser der Röhre d = ⅓ Zoll, also die Fläche [FORMEL], die Druckhöhe D H = 1 Fuss, die Ausflussmenge M = 1 N. Oe. Mass = [FORMEL] Eimer = [FORMEL] Kubikfuss, so ist die Zeit, in welcher 1 Mass Wasser herausgehoben wird, [FORMEL] Sekunden. §. 192. Für den gewöhnlichen Gebrauch sind die Heber meistens so klein, dass man die in der Röhre enthaltene Luft bloss durch Saugen herausziehen kann, wodurch der Druck der Atmosphäre in Wirksamkeit gesetzt und die Röhre mit Wasser gefüllt, folglich ohne vorläufiger Anfüllung der Röhre das Wasser sogleich zum Ausfliessen gebracht wird. Wenn nur eine kleine Wassermenge aus dem Fasse A heraus zu heben ist, bedient man sich des sogenannten Stechhebers, welcher bloss aus einer geraden Röhre mit einer am obern Ende angebrachten Kugel besteht. Hierbei wird die Luft an dem obern Ende B angesogen und die Flüssigkeit z. B. der Wein steigt gewöhnlich sogleich bis in die Kugel C, welche so gross seyn muss, dass sie das verlangte Mass des Wassers oder Weines zu fassen im Stande ist. Reicht ein Athemzug nicht hin, um das verlangte Mass in die Kugel zu bekommen, so wird das obere Ende mit der Zunge geschlossen, und bei einem folgen- den zweiten Zuge wieder geöffnet, wodurch abermals die Flüssigkeit im Heber höher steigt, und die Kugel mit eben so viel Flüssigkeit, wie bei dem ersten Zuge gefüllt wird. Nachdem auf solche Art durch einige Athemzüge so viel Wein in die Kugel gehoben worden, als man benöthigt, so wird das obere Ende abermals mit der Zunge oder mit dem Daumen geschlossen, der Stechheber aus dem Fasse oder Gefässe her- ausgezogen und die Flüssigkeit in das nebenstehende Gefäss durch Eröffnung des obern Endes abgelassen. Wenn eine grössere Menge Flüssigkeit z. B. einige Eimer aus einem grösseren Wein- fasse mittelst eines gebogenen Hebers herausgehoben werden sollen, so dass das Herab- fallen des Wasserspiegels im Gefässe oder die Aenderung der Druckhöhe zu berück- sichtigen ist, so finden hierbei dieselben Rechnungen Statt, die wir bereits §. 119 bei dem Ausflusse des Wassers aus Behältern, die keinen Zufluss erhalten, abgehandelt haben. Zu einem Beispiele dieser Art wollen wir noch auf die Widerstände der Röhrenwände Rücksicht nehmen. In diesem Falle sey die Länge der Röhre = 1 und ihr Durchmesser = d, der winkelrechte Querschnitt der Röhre = f und der hori- zontale Querschnitt des Gefässes = F, die veränderliche Höhe des Wasserstandes über der Ausflussöffnung sey allgemein = x und die Geschwindigkeit, mit welcher das Wasser durch die Röhre fliesst = v. Es ist daher die Druckhöhe [FORMEL], und

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Zitationshilfe: Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 2: Mechanik flüssiger Körper. Prag, 1832, S. 266. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik02_1832/284>, abgerufen am 25.04.2024.