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Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 2: Mechanik flüssiger Körper. Prag, 1832.

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Stabilität der Schiffe.
schen Inhalt des verdrängten Wassers vorstellt. Nun ist [Formel 1] : x = 1 : tang b undFig.
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und
16.
Tab.
42.

tang b = [Formel 2] ; ferner [Formel 3] ; ist aber der
Drehungswinkel b klein, so ist Cos [Formel 4] = 1 und Sin b = tang b, demnach das Moment
der Stabilität = [Formel 5] . Dieser Aus-
druck zeigt, in welchem Falle das Moment der Stabilität gross, d. h. wenn eine grosse
Kraft zur Bewegung und endlich zum Umwerfen des Schiffes benöthigt wird; diess
ist nämlich der Fall

1tens. je grösser das Gewicht des verdrängten Wassers 56,4 . B . y . L', oder je schwerer
das Schiff sammt Ladung ist. Schwerere und schwer beladene Schiffe haben
demnach im Verhältnisse ihres Gewichtes bei übrigens gleichen Umständen mehr
Stabilität als leichtere;
2tens. je grösser [Formel 6] = tang b oder je grösser die Neigung des Schiffes ist. Sollen
demnach Schiffe um einen grösseren Winkel gedreht werden, so wird auch hierzu
eine grössere Kraft erfordert.
3tens. Die Stabilität eines Schiffes nimmt vorzüglich mit der Breite B desselben zu,
da sie im Verhältnisse zu B2 steht. Flache Schiffe haben daher eine weit grössere
Stabilität als runde und tief gehende Schiffe, und würde nicht die runde Bau-
art der Seeschiffe behufs ihrer leichtern Beweglichkeit und ihres grössern kubi-
schen Inhaltes erfordert, so wäre es weit zweckmässiger, sie eben so flach wie unsere
Flusschiffe herzustellen. Bei den flachen Seeschiffen können daher auch grössere
Segel als bei runden und tiefer gehenden ohne Gefahr des Umschlagens gebraucht
werden, in welcher Hinsicht die erstern dann auch viel schneller gehen.
4tens. Ein Schiff verliert seine ganze Stabilität, wenn der Schwerpunkt des Schiffes und
der Ladung auf der Höhe [Formel 7] ober dem Schwerpunkte des verdrängten Wassers
liegt, oder wenn e = [Formel 8] ist. Man nennt bei einem Schiffe den Punkt, welcher
auf dieser Höhe [Formel 9] liegt, das Metacentrum.
5tens. Die Stabilität eines Schiffes wird vermehrt, wenn e positiv und möglichst gross ist,
wenn also der Schwerpunkt des Schiffes und der Ladung so tief als möglich unter
dem Schwerpunkte des verdrängten Wassers liegt. Da nun der Schwerpunkt des
Schiffes unveränderlich ist, so muss man bemüht seyn, jenen der Ladung möglichst
tief herabzusetzen; auf jedem Schiffe müssen daher alle schweren Gegenstände in
die Tiefe gelegt werden, und Seeschiffe werden aus gleicher Ursache in dem unter-
sten Schiffsraume mit Ballast (gewöhnlich Schotter) beladen, wenn keine andern
schweren Körper vorhanden sind.

Stabilität der Schiffe.
schen Inhalt des verdrängten Wassers vorstellt. Nun ist [Formel 1] : x = 1 : tang β undFig.
15
und
16.
Tab.
42.

tang β = [Formel 2] ; ferner [Formel 3] ; ist aber der
Drehungswinkel β klein, so ist Cos [Formel 4] = 1 und Sin β = tang β, demnach das Moment
der Stabilität = [Formel 5] . Dieser Aus-
druck zeigt, in welchem Falle das Moment der Stabilität gross, d. h. wenn eine grosse
Kraft zur Bewegung und endlich zum Umwerfen des Schiffes benöthigt wird; diess
ist nämlich der Fall

1tens. je grösser das Gewicht des verdrängten Wassers 56,4 . B . y . L', oder je schwerer
das Schiff sammt Ladung ist. Schwerere und schwer beladene Schiffe haben
demnach im Verhältnisse ihres Gewichtes bei übrigens gleichen Umständen mehr
Stabilität als leichtere;
2tens. je grösser [Formel 6] = tang β oder je grösser die Neigung des Schiffes ist. Sollen
demnach Schiffe um einen grösseren Winkel gedreht werden, so wird auch hierzu
eine grössere Kraft erfordert.
3tens. Die Stabilität eines Schiffes nimmt vorzüglich mit der Breite B desselben zu,
da sie im Verhältnisse zu B2 steht. Flache Schiffe haben daher eine weit grössere
Stabilität als runde und tief gehende Schiffe, und würde nicht die runde Bau-
art der Seeschiffe behufs ihrer leichtern Beweglichkeit und ihres grössern kubi-
schen Inhaltes erfordert, so wäre es weit zweckmässiger, sie eben so flach wie unsere
Flusschiffe herzustellen. Bei den flachen Seeschiffen können daher auch grössere
Segel als bei runden und tiefer gehenden ohne Gefahr des Umschlagens gebraucht
werden, in welcher Hinsicht die erstern dann auch viel schneller gehen.
4tens. Ein Schiff verliert seine ganze Stabilität, wenn der Schwerpunkt des Schiffes und
der Ladung auf der Höhe [Formel 7] ober dem Schwerpunkte des verdrängten Wassers
liegt, oder wenn e = [Formel 8] ist. Man nennt bei einem Schiffe den Punkt, welcher
auf dieser Höhe [Formel 9] liegt, das Metacentrum.
5tens. Die Stabilität eines Schiffes wird vermehrt, wenn e positiv und möglichst gross ist,
wenn also der Schwerpunkt des Schiffes und der Ladung so tief als möglich unter
dem Schwerpunkte des verdrängten Wassers liegt. Da nun der Schwerpunkt des
Schiffes unveränderlich ist, so muss man bemüht seyn, jenen der Ladung möglichst
tief herabzusetzen; auf jedem Schiffe müssen daher alle schweren Gegenstände in
die Tiefe gelegt werden, und Seeschiffe werden aus gleicher Ursache in dem unter-
sten Schiffsraume mit Ballast (gewöhnlich Schotter) beladen, wenn keine andern
schweren Körper vorhanden sind.
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[63/0081] Stabilität der Schiffe. schen Inhalt des verdrängten Wassers vorstellt. Nun ist [FORMEL] : x = 1 : tang β und tang β = [FORMEL]; ferner [FORMEL]; ist aber der Drehungswinkel β klein, so ist Cos [FORMEL] = 1 und Sin β = tang β, demnach das Moment der Stabilität = [FORMEL]. Dieser Aus- druck zeigt, in welchem Falle das Moment der Stabilität gross, d. h. wenn eine grosse Kraft zur Bewegung und endlich zum Umwerfen des Schiffes benöthigt wird; diess ist nämlich der Fall Fig. 15 und 16. Tab. 42. 1tens. je grösser das Gewicht des verdrängten Wassers 56,4 . B . y . L', oder je schwerer das Schiff sammt Ladung ist. Schwerere und schwer beladene Schiffe haben demnach im Verhältnisse ihres Gewichtes bei übrigens gleichen Umständen mehr Stabilität als leichtere; 2tens. je grösser [FORMEL] = tang β oder je grösser die Neigung des Schiffes ist. Sollen demnach Schiffe um einen grösseren Winkel gedreht werden, so wird auch hierzu eine grössere Kraft erfordert. 3tens. Die Stabilität eines Schiffes nimmt vorzüglich mit der Breite B desselben zu, da sie im Verhältnisse zu B2 steht. Flache Schiffe haben daher eine weit grössere Stabilität als runde und tief gehende Schiffe, und würde nicht die runde Bau- art der Seeschiffe behufs ihrer leichtern Beweglichkeit und ihres grössern kubi- schen Inhaltes erfordert, so wäre es weit zweckmässiger, sie eben so flach wie unsere Flusschiffe herzustellen. Bei den flachen Seeschiffen können daher auch grössere Segel als bei runden und tiefer gehenden ohne Gefahr des Umschlagens gebraucht werden, in welcher Hinsicht die erstern dann auch viel schneller gehen. 4tens. Ein Schiff verliert seine ganze Stabilität, wenn der Schwerpunkt des Schiffes und der Ladung auf der Höhe [FORMEL] ober dem Schwerpunkte des verdrängten Wassers liegt, oder wenn e = [FORMEL] ist. Man nennt bei einem Schiffe den Punkt, welcher auf dieser Höhe [FORMEL] liegt, das Metacentrum. 5tens. Die Stabilität eines Schiffes wird vermehrt, wenn e positiv und möglichst gross ist, wenn also der Schwerpunkt des Schiffes und der Ladung so tief als möglich unter dem Schwerpunkte des verdrängten Wassers liegt. Da nun der Schwerpunkt des Schiffes unveränderlich ist, so muss man bemüht seyn, jenen der Ladung möglichst tief herabzusetzen; auf jedem Schiffe müssen daher alle schweren Gegenstände in die Tiefe gelegt werden, und Seeschiffe werden aus gleicher Ursache in dem unter- sten Schiffsraume mit Ballast (gewöhnlich Schotter) beladen, wenn keine andern schweren Körper vorhanden sind.

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Zitationshilfe: Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 2: Mechanik flüssiger Körper. Prag, 1832, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik02_1832/81>, abgerufen am 28.03.2024.