Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 3: Beschreibung und Berechnung grösserer Maschinenanlagen. Wien, 1834.

Bild:
<< vorherige Seite

Kunstramme mit Vorgelege.
dieselben festgehalten wird. Will man aber die Trommel ausrücken, so bedient manFig.
1
bis
7.
Tab.
81.

sich des Hebels e f, welcher bei e an dem Gerüste festgemacht ist und bei g in einer
Rinne der Walze liegt; wird derselbe bei f angezogen, so wird das Ende der Trom-
mel aus den Kreuzschenkeln des Stirnrades herausgezogen, wie diess Fig. 6 dargestellt
ist. Diese Vorrichtung hat zum Zwecke, nach geschehenem Hube und Auslösung des
Hoyers den Haken ohne Zurückdrehung des ganzen Räderwerkes herabzubringen, in-
dem das Gewicht dieses Hakens sammt dem Holzkörper M so gross gemacht wird, um
die ausgelöste Walze oder Trommel zurück zu drehen, mithin das Abwickeln des Ramm-
taues und die eigene Senkung ohne weitere Beihilfe zu bewirken. Uibrigens leuchtet
von selbst ein, dass man dem Räderwerke jedes beliebige Verhältniss geben könne.
Wäre diess z. B. 1 : 20, so würden zwei Arbeiter mit der mittlern Kraft von 30 Lb
während ihrer 8stündigen Arbeitszeit einen Hoyer von 12 Zentnern aufzuziehen ver-
mögen.

Zum Gestelle des Räderwerkes dienen zwei aufrechte Säulen m n, m' n', die
mit ihren untern Gabelenden an den innern Gelenkgliedern der verschiebbaren Quer-
schwelle G H, mit den obern Enden jedoch in einen Querbalken O O' eingezapft sind,
welcher zwischen den Hinterruthen in der Höhe von etwa 7 Fuss angebracht ist. Zum
bequemen Angriffe der Handhaben an den Sperrädern, müssen die erstern nicht höher
als 4 Fuss über dem Breterbelege des Schwellwerkes zu liegen kommen.

Die Hinterruthen I K (Fig. 1) steigen von den äussersten Gelenken der ver-
schiebbaren Querschwelle G H bis K oder auf 3/4 der Höhe der Vorderruthen, mit wel-
chen sie ebenfalls durch Gelenke in Verbindung stehen. Durch diese Einrichtung
kann man mittelst der Kunstramme Pfähle selbst unter einem Winkel von 75 Graden
in den Grund schlagen, wobei keine andere Veränderung benöthigt wird, als die Quer-
schwelle G H gegen das Hinterende B, D des Schwellwerkes zu verschieben und somit
die Laufruthen in eine schräge Stellung zu bringen. Die an allen Theilen der Ma-
schine vorhandenen Gelenke machen die Bewegung des Laufgerüstes nach der Seite
möglich.

Um die einzurammenden Pfähle aufzuziehen und in die gehörige Lage zu bringen,
wird der Rammbär früher aufgezogen und durch Vorsteckung eines Pflockes in ein
Loch r oder r' der Laufruthe in dieser Lage erhalten, dann das Tau von dem Haken
losgebunden, am Pfahle befestigt und dieser mittelst des Räderwerkes eben so wie der
Hoyer in die Höhe gezogen und gerichtet, worauf dann die Eintreibung mit dem
Hoyer vor sich gehen kann.

§. 97.

Bei der vorigen Kunstramme sind wenige Arbeiter im Stande, einen bedeutend schwe-
ren Hoyer aufzuziehen, da man durch das Vorgelege ein jedes Verhältniss der Kraft zur
Last bewirken kann; allein nun steigt auch der Hoyer sehr langsam in die Höhe und
das Schlagen der Pfähle fordert viele Zeit. Zur Anstellung mehrerer Menschen an den
Handhaben der Sperräder ist aber der erforderliche Raum nicht vorhanden. Bei Wasser-
bauten, vorzüglich bei Pilottirungen ist man gewöhnlich auf eine kurze Zeit des Jahres,

Kunstramme mit Vorgelege.
dieselben festgehalten wird. Will man aber die Trommel ausrücken, so bedient manFig.
1
bis
7.
Tab.
81.

sich des Hebels e f, welcher bei e an dem Gerüste festgemacht ist und bei g in einer
Rinne der Walze liegt; wird derselbe bei f angezogen, so wird das Ende der Trom-
mel aus den Kreuzschenkeln des Stirnrades herausgezogen, wie diess Fig. 6 dargestellt
ist. Diese Vorrichtung hat zum Zwecke, nach geschehenem Hube und Auslösung des
Hoyers den Haken ohne Zurückdrehung des ganzen Räderwerkes herabzubringen, in-
dem das Gewicht dieses Hakens sammt dem Holzkörper M so gross gemacht wird, um
die ausgelöste Walze oder Trommel zurück zu drehen, mithin das Abwickeln des Ramm-
taues und die eigene Senkung ohne weitere Beihilfe zu bewirken. Uibrigens leuchtet
von selbst ein, dass man dem Räderwerke jedes beliebige Verhältniss geben könne.
Wäre diess z. B. 1 : 20, so würden zwei Arbeiter mit der mittlern Kraft von 30 ℔
während ihrer 8stündigen Arbeitszeit einen Hoyer von 12 Zentnern aufzuziehen ver-
mögen.

Zum Gestelle des Räderwerkes dienen zwei aufrechte Säulen m n, m' n', die
mit ihren untern Gabelenden an den innern Gelenkgliedern der verschiebbaren Quer-
schwelle G H, mit den obern Enden jedoch in einen Querbalken O O' eingezapft sind,
welcher zwischen den Hinterruthen in der Höhe von etwa 7 Fuss angebracht ist. Zum
bequemen Angriffe der Handhaben an den Sperrädern, müssen die erstern nicht höher
als 4 Fuss über dem Breterbelege des Schwellwerkes zu liegen kommen.

Die Hinterruthen I K (Fig. 1) steigen von den äussersten Gelenken der ver-
schiebbaren Querschwelle G H bis K oder auf ¾ der Höhe der Vorderruthen, mit wel-
chen sie ebenfalls durch Gelenke in Verbindung stehen. Durch diese Einrichtung
kann man mittelst der Kunstramme Pfähle selbst unter einem Winkel von 75 Graden
in den Grund schlagen, wobei keine andere Veränderung benöthigt wird, als die Quer-
schwelle G H gegen das Hinterende B, D des Schwellwerkes zu verschieben und somit
die Laufruthen in eine schräge Stellung zu bringen. Die an allen Theilen der Ma-
schine vorhandenen Gelenke machen die Bewegung des Laufgerüstes nach der Seite
möglich.

Um die einzurammenden Pfähle aufzuziehen und in die gehörige Lage zu bringen,
wird der Rammbär früher aufgezogen und durch Vorsteckung eines Pflockes in ein
Loch r oder r' der Laufruthe in dieser Lage erhalten, dann das Tau von dem Haken
losgebunden, am Pfahle befestigt und dieser mittelst des Räderwerkes eben so wie der
Hoyer in die Höhe gezogen und gerichtet, worauf dann die Eintreibung mit dem
Hoyer vor sich gehen kann.

§. 97.

Bei der vorigen Kunstramme sind wenige Arbeiter im Stande, einen bedeutend schwe-
ren Hoyer aufzuziehen, da man durch das Vorgelege ein jedes Verhältniss der Kraft zur
Last bewirken kann; allein nun steigt auch der Hoyer sehr langsam in die Höhe und
das Schlagen der Pfähle fordert viele Zeit. Zur Anstellung mehrerer Menschen an den
Handhaben der Sperräder ist aber der erforderliche Raum nicht vorhanden. Bei Wasser-
bauten, vorzüglich bei Pilottirungen ist man gewöhnlich auf eine kurze Zeit des Jahres,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0171" n="135"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#i">Kunstramme mit Vorgelege</hi>.</fw><lb/>
dieselben festgehalten wird. Will man aber die Trommel ausrücken, so bedient man<note place="right">Fig.<lb/>
1<lb/>
bis<lb/>
7.<lb/>
Tab.<lb/>
81.</note><lb/>
sich des Hebels e f, welcher bei e an dem Gerüste festgemacht ist und bei g in einer<lb/>
Rinne der Walze liegt; wird derselbe bei f angezogen, so wird das Ende der Trom-<lb/>
mel aus den Kreuzschenkeln des Stirnrades herausgezogen, wie diess Fig. 6 dargestellt<lb/>
ist. Diese Vorrichtung hat zum Zwecke, nach geschehenem Hube und Auslösung des<lb/>
Hoyers den Haken ohne Zurückdrehung des ganzen Räderwerkes herabzubringen, in-<lb/>
dem das Gewicht dieses Hakens sammt dem Holzkörper M so gross gemacht wird, um<lb/>
die ausgelöste Walze oder Trommel zurück zu drehen, mithin das Abwickeln des Ramm-<lb/>
taues und die eigene Senkung ohne weitere Beihilfe zu bewirken. Uibrigens leuchtet<lb/>
von selbst ein, dass man dem Räderwerke jedes beliebige Verhältniss geben könne.<lb/>
Wäre diess z. B. 1 : 20, so würden zwei Arbeiter mit der mittlern Kraft von 30 &#x2114;<lb/>
während ihrer 8stündigen Arbeitszeit einen Hoyer von 12 Zentnern aufzuziehen ver-<lb/>
mögen.</p><lb/>
            <p>Zum <hi rendition="#g">Gestelle des Räderwerkes</hi> dienen zwei aufrechte Säulen m n, m' n', die<lb/>
mit ihren untern Gabelenden an den innern Gelenkgliedern der verschiebbaren Quer-<lb/>
schwelle G H, mit den obern Enden jedoch in einen Querbalken O O' eingezapft sind,<lb/>
welcher zwischen den Hinterruthen in der Höhe von etwa 7 Fuss angebracht ist. Zum<lb/>
bequemen Angriffe der Handhaben an den Sperrädern, müssen die erstern nicht höher<lb/>
als 4 Fuss über dem Breterbelege des Schwellwerkes zu liegen kommen.</p><lb/>
            <p>Die <hi rendition="#g">Hinterruthen</hi> I K (Fig. 1) steigen von den äussersten Gelenken der ver-<lb/>
schiebbaren Querschwelle G H bis K oder auf ¾ der Höhe der Vorderruthen, mit wel-<lb/>
chen sie ebenfalls durch Gelenke in Verbindung stehen. Durch diese Einrichtung<lb/>
kann man mittelst der Kunstramme Pfähle selbst unter einem Winkel von 75 Graden<lb/>
in den Grund schlagen, wobei keine andere Veränderung benöthigt wird, als die Quer-<lb/>
schwelle G H gegen das Hinterende B, D des Schwellwerkes zu verschieben und somit<lb/>
die Laufruthen in eine schräge Stellung zu bringen. Die an allen Theilen der Ma-<lb/>
schine vorhandenen Gelenke machen die Bewegung des Laufgerüstes nach der Seite<lb/>
möglich.</p><lb/>
            <p>Um die einzurammenden Pfähle aufzuziehen und in die gehörige Lage zu bringen,<lb/>
wird der Rammbär früher aufgezogen und durch Vorsteckung eines Pflockes in ein<lb/>
Loch r oder r' der Laufruthe in dieser Lage erhalten, dann das Tau von dem Haken<lb/>
losgebunden, am Pfahle befestigt und dieser mittelst des Räderwerkes eben so wie der<lb/>
Hoyer in die Höhe gezogen und gerichtet, worauf dann die Eintreibung mit dem<lb/>
Hoyer vor sich gehen kann.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 97.</head><lb/>
            <p>Bei der vorigen Kunstramme sind wenige Arbeiter im Stande, einen bedeutend schwe-<lb/>
ren Hoyer aufzuziehen, da man durch das Vorgelege ein jedes Verhältniss der Kraft zur<lb/>
Last bewirken kann; allein nun steigt auch der Hoyer sehr langsam in die Höhe und<lb/>
das Schlagen der Pfähle fordert viele Zeit. Zur Anstellung mehrerer Menschen an den<lb/>
Handhaben der Sperräder ist aber der erforderliche Raum nicht vorhanden. Bei Wasser-<lb/>
bauten, vorzüglich bei Pilottirungen ist man gewöhnlich auf eine kurze Zeit des Jahres,<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[135/0171] Kunstramme mit Vorgelege. dieselben festgehalten wird. Will man aber die Trommel ausrücken, so bedient man sich des Hebels e f, welcher bei e an dem Gerüste festgemacht ist und bei g in einer Rinne der Walze liegt; wird derselbe bei f angezogen, so wird das Ende der Trom- mel aus den Kreuzschenkeln des Stirnrades herausgezogen, wie diess Fig. 6 dargestellt ist. Diese Vorrichtung hat zum Zwecke, nach geschehenem Hube und Auslösung des Hoyers den Haken ohne Zurückdrehung des ganzen Räderwerkes herabzubringen, in- dem das Gewicht dieses Hakens sammt dem Holzkörper M so gross gemacht wird, um die ausgelöste Walze oder Trommel zurück zu drehen, mithin das Abwickeln des Ramm- taues und die eigene Senkung ohne weitere Beihilfe zu bewirken. Uibrigens leuchtet von selbst ein, dass man dem Räderwerke jedes beliebige Verhältniss geben könne. Wäre diess z. B. 1 : 20, so würden zwei Arbeiter mit der mittlern Kraft von 30 ℔ während ihrer 8stündigen Arbeitszeit einen Hoyer von 12 Zentnern aufzuziehen ver- mögen. Fig. 1 bis 7. Tab. 81. Zum Gestelle des Räderwerkes dienen zwei aufrechte Säulen m n, m' n', die mit ihren untern Gabelenden an den innern Gelenkgliedern der verschiebbaren Quer- schwelle G H, mit den obern Enden jedoch in einen Querbalken O O' eingezapft sind, welcher zwischen den Hinterruthen in der Höhe von etwa 7 Fuss angebracht ist. Zum bequemen Angriffe der Handhaben an den Sperrädern, müssen die erstern nicht höher als 4 Fuss über dem Breterbelege des Schwellwerkes zu liegen kommen. Die Hinterruthen I K (Fig. 1) steigen von den äussersten Gelenken der ver- schiebbaren Querschwelle G H bis K oder auf ¾ der Höhe der Vorderruthen, mit wel- chen sie ebenfalls durch Gelenke in Verbindung stehen. Durch diese Einrichtung kann man mittelst der Kunstramme Pfähle selbst unter einem Winkel von 75 Graden in den Grund schlagen, wobei keine andere Veränderung benöthigt wird, als die Quer- schwelle G H gegen das Hinterende B, D des Schwellwerkes zu verschieben und somit die Laufruthen in eine schräge Stellung zu bringen. Die an allen Theilen der Ma- schine vorhandenen Gelenke machen die Bewegung des Laufgerüstes nach der Seite möglich. Um die einzurammenden Pfähle aufzuziehen und in die gehörige Lage zu bringen, wird der Rammbär früher aufgezogen und durch Vorsteckung eines Pflockes in ein Loch r oder r' der Laufruthe in dieser Lage erhalten, dann das Tau von dem Haken losgebunden, am Pfahle befestigt und dieser mittelst des Räderwerkes eben so wie der Hoyer in die Höhe gezogen und gerichtet, worauf dann die Eintreibung mit dem Hoyer vor sich gehen kann. §. 97. Bei der vorigen Kunstramme sind wenige Arbeiter im Stande, einen bedeutend schwe- ren Hoyer aufzuziehen, da man durch das Vorgelege ein jedes Verhältniss der Kraft zur Last bewirken kann; allein nun steigt auch der Hoyer sehr langsam in die Höhe und das Schlagen der Pfähle fordert viele Zeit. Zur Anstellung mehrerer Menschen an den Handhaben der Sperräder ist aber der erforderliche Raum nicht vorhanden. Bei Wasser- bauten, vorzüglich bei Pilottirungen ist man gewöhnlich auf eine kurze Zeit des Jahres,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik03_1834
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik03_1834/171
Zitationshilfe: Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 3: Beschreibung und Berechnung grösserer Maschinenanlagen. Wien, 1834, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik03_1834/171>, abgerufen am 18.04.2024.