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Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 3: Beschreibung und Berechnung grösserer Maschinenanlagen. Wien, 1834.

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Folgerungen hieraus.
§. 210.

Beide Ausdrücke für die Kraft zum Aufzuge und zum Niederdrücken des Kolbens
einer Saugpumpe zeigen, dass diese Kraft unter folgenden Umständen
klein wird
:

1tens. Je kleiner die Föderungshöhe H des Wassers ist.
2tens. Je kleiner die für einen Kolbenhub zu fördernde Wassermenge F . b ist; doch sind
diese 2 Grössen in jedem praktischen Falle gegeben.
3tens. Je kleiner die Querschnittsfläche F des Kolbens ist.
4tens. Je grösser die Zeit t eines Hubes ist; es wird also eine Saugpumpe oder ein Kunst-
satz bei langsamerer Bewegung weit leichter, als bei einer schnellern Bewegung
gehen.
5tens. Je kleiner das Verhältniss [Formel 1] , oder je weiter das Saugrohr ist;
6tens. Je kleiner a oder je niedriger das Saugrohr ist.
7tens. Je kleiner b oder die Höhe eines Hubes ist.
8tens. Je geringer der Reibungskoeffizient m des Kolbens, und
9tens. Je grösser die Fläche des zusammengezogenen Wasserstrahls 0,813 f im Verhältnisse
zu F ist.

Da die Förderungshöhe und die Wassermenge in jedem praktischen Falle gegeben
sind, so wird es zweckmässig seyn, die Saugröhren kurz und gehörig weit, dann die
Zeit eines Kolbenhubs gross anzunehmen. Wird aber t gross angenommen, so vermindert
sich der Effekt, er kann aber durch hinreichend weite Kolbenröhren wieder vermehrt
werden. Dasselbe kann auch durch b bewirkt werden, indem man die Hubshöhe immer
lieber grösser z. B. wenn Kunstsätze durch Wassersäulmaschinen betrieben werden b = 6
bis 8 Fuss annimmt; hiedurch wird auch der gleichförmige Kolbengang länger erhalten
und somit das häufige Wechseln der auf und abgehenden Bewegung, und der hiezu
jedesmal erforderliche Kraftaufwand zur Ueberwältigung der Trägheit der Schacht- und
Kolbenstangen etc. vermieden.

§. 211.

Zur bessern Beurtheilung der Grösse der Widerstände, welche bei dem Betriebe ei-
ner Saugpumpe entstehen, wollen wir einige Beispiele berechnen, und zwar solche
Fälle annehmen, die schon von andern Schriftstellern über diesen Gegenstand berech-
net wurden. Die Vergleichung der beiderseitigen Rechnungs-Resultate wird dann zeigen,
wie weit unsere Rechnung mit andern Berechnungen dieser Art übereinstimmt.

Herr Eytelwein berechnet in seinem Handbuche der Mechanik und Hydraulik die
Kraft, welche zum Aufzuge und Niederdrücken einer Saugpumpe mit hölzernem Stiefel
erfordert wird. Bei dieser Pumpe ist die ganze Förderungshöhe H = 30 Fuss, die Länge
der Saugröhre a = 20 Fuss, der Durchmesser des Stiefels D = 3/4 Fuss, der Durchmesser
der Saugröhre d = 6 Zoll und die Höhe des Kolbenhubs b = 3 Fuss. Die Zeit eines Kol-
benhubs wird mit t = 12Sec und der Reibungskoeffizient m = 1/10 angenommen. Da bei dieser
Rechnung auf das Gewicht des Kolbens und der Kolbenstange keine Rücksicht genom-
men, und bloss die für die Wasserförderung erforderliche Kraft berechnet wird, so fällt

Folgerungen hieraus.
§. 210.

Beide Ausdrücke für die Kraft zum Aufzuge und zum Niederdrücken des Kolbens
einer Saugpumpe zeigen, dass diese Kraft unter folgenden Umständen
klein wird
:

1tens. Je kleiner die Föderungshöhe H des Wassers ist.
2tens. Je kleiner die für einen Kolbenhub zu fördernde Wassermenge F . b ist; doch sind
diese 2 Grössen in jedem praktischen Falle gegeben.
3tens. Je kleiner die Querschnittsfläche F des Kolbens ist.
4tens. Je grösser die Zeit t eines Hubes ist; es wird also eine Saugpumpe oder ein Kunst-
satz bei langsamerer Bewegung weit leichter, als bei einer schnellern Bewegung
gehen.
5tens. Je kleiner das Verhältniss [Formel 1] , oder je weiter das Saugrohr ist;
6tens. Je kleiner a oder je niedriger das Saugrohr ist.
7tens. Je kleiner b oder die Höhe eines Hubes ist.
8tens. Je geringer der Reibungskoeffizient μ des Kolbens, und
9tens. Je grösser die Fläche des zusammengezogenen Wasserstrahls 0,813 f im Verhältnisse
zu F ist.

Da die Förderungshöhe und die Wassermenge in jedem praktischen Falle gegeben
sind, so wird es zweckmässig seyn, die Saugröhren kurz und gehörig weit, dann die
Zeit eines Kolbenhubs gross anzunehmen. Wird aber t gross angenommen, so vermindert
sich der Effekt, er kann aber durch hinreichend weite Kolbenröhren wieder vermehrt
werden. Dasselbe kann auch durch b bewirkt werden, indem man die Hubshöhe immer
lieber grösser z. B. wenn Kunstsätze durch Wassersäulmaschinen betrieben werden b = 6
bis 8 Fuss annimmt; hiedurch wird auch der gleichförmige Kolbengang länger erhalten
und somit das häufige Wechseln der auf und abgehenden Bewegung, und der hiezu
jedesmal erforderliche Kraftaufwand zur Ueberwältigung der Trägheit der Schacht- und
Kolbenstangen etc. vermieden.

§. 211.

Zur bessern Beurtheilung der Grösse der Widerstände, welche bei dem Betriebe ei-
ner Saugpumpe entstehen, wollen wir einige Beispiele berechnen, und zwar solche
Fälle annehmen, die schon von andern Schriftstellern über diesen Gegenstand berech-
net wurden. Die Vergleichung der beiderseitigen Rechnungs-Resultate wird dann zeigen,
wie weit unsere Rechnung mit andern Berechnungen dieser Art übereinstimmt.

Herr Eytelwein berechnet in seinem Handbuche der Mechanik und Hydraulik die
Kraft, welche zum Aufzuge und Niederdrücken einer Saugpumpe mit hölzernem Stiefel
erfordert wird. Bei dieser Pumpe ist die ganze Förderungshöhe H = 30 Fuss, die Länge
der Saugröhre a = 20 Fuss, der Durchmesser des Stiefels D = ¾ Fuss, der Durchmesser
der Saugröhre d = 6 Zoll und die Höhe des Kolbenhubs b = 3 Fuss. Die Zeit eines Kol-
benhubs wird mit t = 12Sec und der Reibungskoeffizient μ = 1/10 angenommen. Da bei dieser
Rechnung auf das Gewicht des Kolbens und der Kolbenstange keine Rücksicht genom-
men, und bloss die für die Wasserförderung erforderliche Kraft berechnet wird, so fällt

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[286/0322] Folgerungen hieraus. §. 210. Beide Ausdrücke für die Kraft zum Aufzuge und zum Niederdrücken des Kolbens einer Saugpumpe zeigen, dass diese Kraft unter folgenden Umständen klein wird: 1tens. Je kleiner die Föderungshöhe H des Wassers ist. 2tens. Je kleiner die für einen Kolbenhub zu fördernde Wassermenge F . b ist; doch sind diese 2 Grössen in jedem praktischen Falle gegeben. 3tens. Je kleiner die Querschnittsfläche F des Kolbens ist. 4tens. Je grösser die Zeit t eines Hubes ist; es wird also eine Saugpumpe oder ein Kunst- satz bei langsamerer Bewegung weit leichter, als bei einer schnellern Bewegung gehen. 5tens. Je kleiner das Verhältniss [FORMEL], oder je weiter das Saugrohr ist; 6tens. Je kleiner a oder je niedriger das Saugrohr ist. 7tens. Je kleiner b oder die Höhe eines Hubes ist. 8tens. Je geringer der Reibungskoeffizient μ des Kolbens, und 9tens. Je grösser die Fläche des zusammengezogenen Wasserstrahls 0,813 f im Verhältnisse zu F ist. Da die Förderungshöhe und die Wassermenge in jedem praktischen Falle gegeben sind, so wird es zweckmässig seyn, die Saugröhren kurz und gehörig weit, dann die Zeit eines Kolbenhubs gross anzunehmen. Wird aber t gross angenommen, so vermindert sich der Effekt, er kann aber durch hinreichend weite Kolbenröhren wieder vermehrt werden. Dasselbe kann auch durch b bewirkt werden, indem man die Hubshöhe immer lieber grösser z. B. wenn Kunstsätze durch Wassersäulmaschinen betrieben werden b = 6 bis 8 Fuss annimmt; hiedurch wird auch der gleichförmige Kolbengang länger erhalten und somit das häufige Wechseln der auf und abgehenden Bewegung, und der hiezu jedesmal erforderliche Kraftaufwand zur Ueberwältigung der Trägheit der Schacht- und Kolbenstangen etc. vermieden. §. 211. Zur bessern Beurtheilung der Grösse der Widerstände, welche bei dem Betriebe ei- ner Saugpumpe entstehen, wollen wir einige Beispiele berechnen, und zwar solche Fälle annehmen, die schon von andern Schriftstellern über diesen Gegenstand berech- net wurden. Die Vergleichung der beiderseitigen Rechnungs-Resultate wird dann zeigen, wie weit unsere Rechnung mit andern Berechnungen dieser Art übereinstimmt. Herr Eytelwein berechnet in seinem Handbuche der Mechanik und Hydraulik die Kraft, welche zum Aufzuge und Niederdrücken einer Saugpumpe mit hölzernem Stiefel erfordert wird. Bei dieser Pumpe ist die ganze Förderungshöhe H = 30 Fuss, die Länge der Saugröhre a = 20 Fuss, der Durchmesser des Stiefels D = ¾ Fuss, der Durchmesser der Saugröhre d = 6 Zoll und die Höhe des Kolbenhubs b = 3 Fuss. Die Zeit eines Kol- benhubs wird mit t = 12Sec und der Reibungskoeffizient μ = 1/10 angenommen. Da bei dieser Rechnung auf das Gewicht des Kolbens und der Kolbenstange keine Rücksicht genom- men, und bloss die für die Wasserförderung erforderliche Kraft berechnet wird, so fällt

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Zitationshilfe: Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 3: Beschreibung und Berechnung grösserer Maschinenanlagen. Wien, 1834, S. 286. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik03_1834/322>, abgerufen am 24.04.2024.