Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 3: Beschreibung und Berechnung grösserer Maschinenanlagen. Wien, 1834.

Bild:
<< vorherige Seite

Theorie des Stosses.
stossenden und gestossenen Körpers nach dem Stosse. Es wird also wieder die Sum-
me der Bewegungen vor und nach dem Stosse einander gleich seyn, oder
M . C + m . c = M . V + m . v (I).

Wären die Körper weich, so würde der zweite auf den ersten so lange einwirken,
bis sie mit gleicher Geschwindigkeit fortgehen, oder bis v -- V = 0 ist.

Sind aber die Körper vollkommen elastisch, so wird in dem Augenblicke, als der
Stoss geschieht, der gestossene Körper fortgeschnellt, und stellt sogleich den erhalte-
nen Eindruck wieder her; eben so auch der stossende. Es kann also der Unterschied
der Geschwindigkeit, der zwischen beiden Körpern herrschte, nicht vermindert werden;
er bleibt sich gleich, es mag nun der Körper M oder m den einen oder andern an
Geschwindigkeit nach dem Stosse übertreffen. In unserm Falle, wo die Körper hinter
einander folgen, ist v grösser als V, weil der Körper M nicht nur einen Stoss ausge-
übt hat, sondern auch zurückgestossen wird. Wir haben also v -- V = C -- c (II).

Multiplizirt man diese Gleichung mit m und addirt sie zu der obern, so ist
V = [Formel 1] und weiters ergibt sich v = [Formel 2] .

Für elastische und vollkommen harte Körper war v -- V = C -- c und für weiche
Körper v -- V = 0, demnach liegt der Werth von v -- V für alle Zwischenstuffen der
Weichheit und Härte oder vollkommenen Elastizität der Körper zwischen 0 und C -- c
und wir können allgemein v -- V = (C -- c) (1 -- l) (III) setzen. Die Grösse l ist nun
Fig.
2.
Tab.
83.
für jede Materie besonders zu bestimmen. Diess kann durch Versuche ausgemittelt
werden, indem man den Körper M von M gegen A fallen lässt, er erhält dadurch die
Geschwindigkeit C = 2 [Formel 3] in A trifft er den Körper m, dessen Geschwindigkeit
c = 0 ist; dieser Körper erhält durch den Stoss eine Geschwindigkeit v, welche sich
aus der Höhe A' D, auf welche er sich erhebt, ergibt, nämlich v = 2 [Formel 4] der
Körper M aber steigt bloss auf die Höhe A' E und hat daher nach dem Stosse die
Geschwindigkeit V = 2 [Formel 5] . Nun lässt sich aus v -- V = (C -- c) (1 -- l) der
Werth von l bestimmen. Nach Newtons Versuchen ist bei Elfenbein
C -- c : v -- V = 9 : 8, oder die Differenz der Geschwindigkeiten vor dem Stosse ist
dieser Differenz nach dem Stosse nicht ganz gleich, sondern v -- V = (C -- c) 8/9 oder
1 -- l = 8/9 und l = . Für Glas ist l = 1/16.

Nehmen wir nun die zwei Gleichungen M (C -- V) = m (v -- c) und
v -- V = (C -- c) (1 -- l), so ist durch Substituzion von v aus der letztern
M . C + m . c = M . V + m . v = M . V + m . V + m . C -- m . c -- m . l (C -- c), also
V = [Formel 6] (IV) oder auch, wenn V substituirt wird,
M . C + m c = m . v + M . v -- M (C -- c) + M . l (C -- c), also
v = [Formel 7] (V). Diese zwei Gleichungen sind ganz
analog, nur dass M und C mit m und c verwechselt sind.

Für unelastische, oder für vollkommen weiche Körper ist l = 1, also
V = [Formel 8] (VI) und v = [Formel 9] (VII), folglich erhalten beide Körper durch

Theorie des Stosses.
stossenden und gestossenen Körpers nach dem Stosse. Es wird also wieder die Sum-
me der Bewegungen vor und nach dem Stosse einander gleich seyn, oder
M . C + m . c = M . V + m . v (I).

Wären die Körper weich, so würde der zweite auf den ersten so lange einwirken,
bis sie mit gleicher Geschwindigkeit fortgehen, oder bis v — V = 0 ist.

Sind aber die Körper vollkommen elastisch, so wird in dem Augenblicke, als der
Stoss geschieht, der gestossene Körper fortgeschnellt, und stellt sogleich den erhalte-
nen Eindruck wieder her; eben so auch der stossende. Es kann also der Unterschied
der Geschwindigkeit, der zwischen beiden Körpern herrschte, nicht vermindert werden;
er bleibt sich gleich, es mag nun der Körper M oder m den einen oder andern an
Geschwindigkeit nach dem Stosse übertreffen. In unserm Falle, wo die Körper hinter
einander folgen, ist v grösser als V, weil der Körper M nicht nur einen Stoss ausge-
übt hat, sondern auch zurückgestossen wird. Wir haben also v — V = C — c (II).

Multiplizirt man diese Gleichung mit m und addirt sie zu der obern, so ist
V = [Formel 1] und weiters ergibt sich v = [Formel 2] .

Für elastische und vollkommen harte Körper war v — V = C — c und für weiche
Körper v — V = 0, demnach liegt der Werth von v — V für alle Zwischenstuffen der
Weichheit und Härte oder vollkommenen Elastizität der Körper zwischen 0 und C — c
und wir können allgemein v — V = (C — c) (1 — λ) (III) setzen. Die Grösse λ ist nun
Fig.
2.
Tab.
83.
für jede Materie besonders zu bestimmen. Diess kann durch Versuche ausgemittelt
werden, indem man den Körper M von M gegen A fallen lässt, er erhält dadurch die
Geschwindigkeit C = 2 [Formel 3] in A trifft er den Körper m, dessen Geschwindigkeit
c = 0 ist; dieser Körper erhält durch den Stoss eine Geschwindigkeit v, welche sich
aus der Höhe A' D, auf welche er sich erhebt, ergibt, nämlich v = 2 [Formel 4] der
Körper M aber steigt bloss auf die Höhe A' E und hat daher nach dem Stosse die
Geschwindigkeit V = 2 [Formel 5] . Nun lässt sich aus v — V = (C — c) (1 — λ) der
Werth von λ bestimmen. Nach Newtons Versuchen ist bei Elfenbein
C — c : v — V = 9 : 8, oder die Differenz der Geschwindigkeiten vor dem Stosse ist
dieser Differenz nach dem Stosse nicht ganz gleich, sondern v — V = (C — c) 8/9 oder
1 — λ = 8/9 und λ = ⅑. Für Glas ist λ = 1/16.

Nehmen wir nun die zwei Gleichungen M (C — V) = m (v — c) und
v — V = (C — c) (1 — λ), so ist durch Substituzion von v aus der letztern
M . C + m . c = M . V + m . v = M . V + m . V + m . C — m . c — m . λ (C — c), also
V = [Formel 6] (IV) oder auch, wenn V substituirt wird,
M . C + m c = m . v + M . v — M (C — c) + M . λ (C — c), also
v = [Formel 7] (V). Diese zwei Gleichungen sind ganz
analog, nur dass M und C mit m und c verwechselt sind.

Für unelastische, oder für vollkommen weiche Körper ist λ = 1, also
V = [Formel 8] (VI) und v = [Formel 9] (VII), folglich erhalten beide Körper durch

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0192" n="156"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#i">Theorie des Stosses.</hi></fw><lb/>
stossenden und gestossenen Körpers nach dem Stosse. Es wird also wieder die Sum-<lb/>
me der Bewegungen vor und nach dem Stosse einander gleich seyn, oder<lb/>
M . C + m . c = M . V + m . v (I).</p><lb/>
            <p>Wären die Körper weich, so würde der zweite auf den ersten so lange einwirken,<lb/>
bis sie mit gleicher Geschwindigkeit fortgehen, oder bis v &#x2014; V = 0 ist.</p><lb/>
            <p>Sind aber die Körper vollkommen elastisch, so wird in dem Augenblicke, als der<lb/>
Stoss geschieht, der gestossene Körper fortgeschnellt, und stellt sogleich den erhalte-<lb/>
nen Eindruck wieder her; eben so auch der stossende. Es kann also der Unterschied<lb/>
der Geschwindigkeit, der zwischen beiden Körpern herrschte, nicht vermindert werden;<lb/>
er bleibt sich gleich, es mag nun der Körper M oder m den einen oder andern an<lb/>
Geschwindigkeit nach dem Stosse übertreffen. In unserm Falle, wo die Körper hinter<lb/>
einander folgen, ist v grösser als V, weil der Körper M nicht nur einen Stoss ausge-<lb/>
übt hat, sondern auch zurückgestossen wird. Wir haben also v &#x2014; V = C &#x2014; c (II).</p><lb/>
            <p>Multiplizirt man diese Gleichung mit m und addirt sie zu der obern, so ist<lb/>
V = <formula/> und weiters ergibt sich v = <formula/>.</p><lb/>
            <p>Für elastische und vollkommen harte Körper war v &#x2014; V = C &#x2014; c und für weiche<lb/>
Körper v &#x2014; V = 0, demnach liegt der Werth von v &#x2014; V für alle Zwischenstuffen der<lb/>
Weichheit und Härte oder vollkommenen Elastizität der Körper zwischen 0 und C &#x2014; c<lb/>
und wir können allgemein v &#x2014; V = (C &#x2014; c) (1 &#x2014; <hi rendition="#i">&#x03BB;</hi>) (III) setzen. Die Grösse <hi rendition="#i">&#x03BB;</hi> ist nun<lb/><note place="left">Fig.<lb/>
2.<lb/>
Tab.<lb/>
83.</note>für jede Materie besonders zu bestimmen. Diess kann durch Versuche ausgemittelt<lb/>
werden, indem man den Körper M von M gegen A fallen lässt, er erhält dadurch die<lb/>
Geschwindigkeit C = 2 <formula/> in A trifft er den Körper m, dessen Geschwindigkeit<lb/>
c = 0 ist; dieser Körper erhält durch den Stoss eine Geschwindigkeit v, welche sich<lb/>
aus der Höhe A' D, auf welche er sich erhebt, ergibt, nämlich v = 2 <formula/> der<lb/>
Körper M aber steigt bloss auf die Höhe A' E und hat daher nach dem Stosse die<lb/>
Geschwindigkeit V = 2 <formula/>. Nun lässt sich aus v &#x2014; V = (C &#x2014; c) (1 &#x2014; <hi rendition="#i">&#x03BB;</hi>) der<lb/>
Werth von <hi rendition="#i">&#x03BB;</hi> bestimmen. Nach <hi rendition="#i">Newtons</hi> Versuchen ist bei Elfenbein<lb/>
C &#x2014; c : v &#x2014; V = 9 : 8, oder die Differenz der Geschwindigkeiten <hi rendition="#g">vor</hi> dem Stosse ist<lb/>
dieser Differenz <hi rendition="#g">nach</hi> dem Stosse nicht ganz gleich, sondern v &#x2014; V = (C &#x2014; c) 8/9 oder<lb/>
1 &#x2014; <hi rendition="#i">&#x03BB;</hi> = 8/9 und <hi rendition="#i">&#x03BB;</hi> = &#x2151;. Für Glas ist <hi rendition="#i">&#x03BB;</hi> = 1/16.</p><lb/>
            <p>Nehmen wir nun die zwei Gleichungen M (C &#x2014; V) = m (v &#x2014; c) und<lb/>
v &#x2014; V = (C &#x2014; c) (1 &#x2014; <hi rendition="#i">&#x03BB;</hi>), so ist durch Substituzion von v aus der letztern<lb/>
M . C + m . c = M . V + m . v = M . V + m . V + m . C &#x2014; m . c &#x2014; m . <hi rendition="#i">&#x03BB;</hi> (C &#x2014; c), also<lb/>
V = <formula/> (IV) oder auch, wenn V substituirt wird,<lb/>
M . C + m c = m . v + M . v &#x2014; M (C &#x2014; c) + M . <hi rendition="#i">&#x03BB;</hi> (C &#x2014; c), also<lb/>
v = <formula/> (V). Diese zwei Gleichungen sind ganz<lb/>
analog, nur dass M und C mit m und c verwechselt sind.</p><lb/>
            <p>Für <hi rendition="#g">unelastische</hi>, oder für <hi rendition="#g">vollkommen weiche Körper</hi> ist <hi rendition="#i">&#x03BB;</hi> = 1, also<lb/>
V = <formula/> (VI) und v = <formula/> (VII), folglich erhalten beide Körper durch<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[156/0192] Theorie des Stosses. stossenden und gestossenen Körpers nach dem Stosse. Es wird also wieder die Sum- me der Bewegungen vor und nach dem Stosse einander gleich seyn, oder M . C + m . c = M . V + m . v (I). Wären die Körper weich, so würde der zweite auf den ersten so lange einwirken, bis sie mit gleicher Geschwindigkeit fortgehen, oder bis v — V = 0 ist. Sind aber die Körper vollkommen elastisch, so wird in dem Augenblicke, als der Stoss geschieht, der gestossene Körper fortgeschnellt, und stellt sogleich den erhalte- nen Eindruck wieder her; eben so auch der stossende. Es kann also der Unterschied der Geschwindigkeit, der zwischen beiden Körpern herrschte, nicht vermindert werden; er bleibt sich gleich, es mag nun der Körper M oder m den einen oder andern an Geschwindigkeit nach dem Stosse übertreffen. In unserm Falle, wo die Körper hinter einander folgen, ist v grösser als V, weil der Körper M nicht nur einen Stoss ausge- übt hat, sondern auch zurückgestossen wird. Wir haben also v — V = C — c (II). Multiplizirt man diese Gleichung mit m und addirt sie zu der obern, so ist V = [FORMEL] und weiters ergibt sich v = [FORMEL]. Für elastische und vollkommen harte Körper war v — V = C — c und für weiche Körper v — V = 0, demnach liegt der Werth von v — V für alle Zwischenstuffen der Weichheit und Härte oder vollkommenen Elastizität der Körper zwischen 0 und C — c und wir können allgemein v — V = (C — c) (1 — λ) (III) setzen. Die Grösse λ ist nun für jede Materie besonders zu bestimmen. Diess kann durch Versuche ausgemittelt werden, indem man den Körper M von M gegen A fallen lässt, er erhält dadurch die Geschwindigkeit C = 2 [FORMEL] in A trifft er den Körper m, dessen Geschwindigkeit c = 0 ist; dieser Körper erhält durch den Stoss eine Geschwindigkeit v, welche sich aus der Höhe A' D, auf welche er sich erhebt, ergibt, nämlich v = 2 [FORMEL] der Körper M aber steigt bloss auf die Höhe A' E und hat daher nach dem Stosse die Geschwindigkeit V = 2 [FORMEL]. Nun lässt sich aus v — V = (C — c) (1 — λ) der Werth von λ bestimmen. Nach Newtons Versuchen ist bei Elfenbein C — c : v — V = 9 : 8, oder die Differenz der Geschwindigkeiten vor dem Stosse ist dieser Differenz nach dem Stosse nicht ganz gleich, sondern v — V = (C — c) 8/9 oder 1 — λ = 8/9 und λ = ⅑. Für Glas ist λ = 1/16. Fig. 2. Tab. 83. Nehmen wir nun die zwei Gleichungen M (C — V) = m (v — c) und v — V = (C — c) (1 — λ), so ist durch Substituzion von v aus der letztern M . C + m . c = M . V + m . v = M . V + m . V + m . C — m . c — m . λ (C — c), also V = [FORMEL] (IV) oder auch, wenn V substituirt wird, M . C + m c = m . v + M . v — M (C — c) + M . λ (C — c), also v = [FORMEL] (V). Diese zwei Gleichungen sind ganz analog, nur dass M und C mit m und c verwechselt sind. Für unelastische, oder für vollkommen weiche Körper ist λ = 1, also V = [FORMEL] (VI) und v = [FORMEL] (VII), folglich erhalten beide Körper durch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik03_1834
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik03_1834/192
Zitationshilfe: Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 3: Beschreibung und Berechnung grösserer Maschinenanlagen. Wien, 1834, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik03_1834/192>, abgerufen am 24.04.2024.