Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Gessner, Christian Friedrich]: Die so nöthig als nützliche Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 1. Leipzig, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite
Wohlmeynender Unterricht.
Eine andere Art.

ES ist der Grund eben nicht anders, als wie schon
gedacht, ein gutes Lein-Oel, welches nicht mit
Rübsaat-Oel verfälscht seyn muß, und wenn es im
Kochen, so soll man etwas Brod und eine Zwiebel
hinein halten, bis beydes gantz schwartz worden, weil
solches die Fettigkeit des Lein-Oels an sich zöge, dahero
es käme, wenn dieses unterlassen, daß die Farbe auf
dem Pappier gelb würde, weil man dem Oel seine Fet-
tigkeit nicht benommen. Das Lein-Oel desto geschwin-
der Zähe zu krtegen, sollte man etwas Aspalthum hin-
einwerffen, damit auch die Farbe desto geschwinder auf
dem Pappier trockne, imgleichen die Blätter nicht an
einander kleben bleiben, so sollte man Parum Litharg.
und eine Cuspidem Vitrioli hinzu thun, so würde es
ein unverbesserlicher Firniß.

Vernünftige Gedancken von den Ursachen der
Druckfehler, nebst einem Unterricht für
diejenigen, so gedruckte Wercke
corrigiren wollen.
§. 1.

NAchdem ich dir, geneigter Leser, in vorhergehen-
den Blättern einen wohlmeynenden Unterricht
mitgetheilet habe, worinnen aufrichtig gewie-
sen worden, wie sich ein angehender Setzer der Buch-
drucker-Kunst überhaupt, insonderheit aber auch bey
der Correctur zu verhalten habe; So habe es nicht
vor undienlich erachtet, die Quelle der häufigen Druck-
fehler zu entdecken, und einen Unterricht allhier für die-
jenigen einzuschalten, welche gedruckte Wercke corrigi-
ren wollen. Es wäre freylich besser, wenn ein Setzer
die gelehrten dieser Mühe überheben könnte; Alleine,
wir sind Menschen und fehlen alle manichfältig, warum

denn
H 4
Wohlmeynender Unterricht.
Eine andere Art.

ES iſt der Grund eben nicht anders, als wie ſchon
gedacht, ein gutes Lein-Oel, welches nicht mit
Ruͤbſaat-Oel verfaͤlſcht ſeyn muß, und wenn es im
Kochen, ſo ſoll man etwas Brod und eine Zwiebel
hinein halten, bis beydes gantz ſchwartz worden, weil
ſolches die Fettigkeit des Lein-Oels an ſich zoͤge, dahero
es kaͤme, wenn dieſes unterlaſſen, daß die Farbe auf
dem Pappier gelb wuͤrde, weil man dem Oel ſeine Fet-
tigkeit nicht benommen. Das Lein-Oel deſto geſchwin-
der Zaͤhe zu krtegen, ſollte man etwas Aſpalthum hin-
einwerffen, damit auch die Farbe deſto geſchwinder auf
dem Pappier trockne, imgleichen die Blaͤtter nicht an
einander kleben bleiben, ſo ſollte man Parum Litharg.
und eine Cuſpidem Vitrioli hinzu thun, ſo wuͤrde es
ein unverbeſſerlicher Firniß.

Vernuͤnftige Gedancken von den Urſachen der
Druckfehler, nebſt einem Unterricht fuͤr
diejenigen, ſo gedruckte Wercke
corrigiren wollen.
§. 1.

NAchdem ich dir, geneigter Leſer, in vorhergehen-
den Blaͤttern einen wohlmeynenden Unterricht
mitgetheilet habe, worinnen aufrichtig gewie-
ſen worden, wie ſich ein angehender Setzer der Buch-
drucker-Kunſt uͤberhaupt, inſonderheit aber auch bey
der Correctur zu verhalten habe; So habe es nicht
vor undienlich erachtet, die Quelle der haͤufigen Druck-
fehler zu entdecken, und einen Unterricht allhier fuͤr die-
jenigen einzuſchalten, welche gedruckte Wercke corrigi-
ren wollen. Es waͤre freylich beſſer, wenn ein Setzer
die gelehrten dieſer Muͤhe uͤberheben koͤnnte; Alleine,
wir ſind Menſchen und fehlen alle manichfaͤltig, warum

denn
H 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0366" n="119"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Wohlmeynender Unterricht.</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Eine andere Art.</hi> </head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">E</hi>S i&#x017F;t der Grund eben nicht anders, als wie &#x017F;chon<lb/>
gedacht, ein gutes Lein-Oel, welches nicht mit<lb/>
Ru&#x0364;b&#x017F;aat-Oel verfa&#x0364;l&#x017F;cht &#x017F;eyn muß, und wenn es im<lb/>
Kochen, &#x017F;o &#x017F;oll man etwas Brod und eine Zwiebel<lb/>
hinein halten, bis beydes gantz &#x017F;chwartz worden, weil<lb/>
&#x017F;olches die Fettigkeit des Lein-Oels an &#x017F;ich zo&#x0364;ge, dahero<lb/>
es ka&#x0364;me, wenn die&#x017F;es unterla&#x017F;&#x017F;en, daß die Farbe auf<lb/>
dem Pappier gelb wu&#x0364;rde, weil man dem Oel &#x017F;eine Fet-<lb/>
tigkeit nicht benommen. Das Lein-Oel de&#x017F;to ge&#x017F;chwin-<lb/>
der Za&#x0364;he zu krtegen, &#x017F;ollte man etwas <hi rendition="#aq">A&#x017F;palthum</hi> hin-<lb/>
einwerffen, damit auch die Farbe de&#x017F;to ge&#x017F;chwinder auf<lb/>
dem Pappier trockne, imgleichen die Bla&#x0364;tter nicht an<lb/>
einander kleben bleiben, &#x017F;o &#x017F;ollte man <hi rendition="#aq">Parum Litharg.</hi><lb/>
und eine <hi rendition="#aq">Cu&#x017F;pidem Vitrioli</hi> hinzu thun, &#x017F;o wu&#x0364;rde es<lb/>
ein unverbe&#x017F;&#x017F;erlicher Firniß.</p>
        </div>
      </div><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Vernu&#x0364;nftige Gedancken von den Ur&#x017F;achen der<lb/>
Druckfehler, neb&#x017F;t einem Unterricht fu&#x0364;r<lb/>
diejenigen, &#x017F;o gedruckte Wercke<lb/>
corrigiren wollen.</hi> </head><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 1.</head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">N</hi>Achdem ich dir, geneigter Le&#x017F;er, in vorhergehen-<lb/>
den Bla&#x0364;ttern einen wohlmeynenden Unterricht<lb/>
mitgetheilet habe, worinnen aufrichtig gewie-<lb/>
&#x017F;en worden, wie &#x017F;ich ein angehender Setzer der Buch-<lb/>
drucker-Kun&#x017F;t u&#x0364;berhaupt, in&#x017F;onderheit aber auch bey<lb/>
der Correctur zu verhalten habe; So habe es nicht<lb/>
vor undienlich erachtet, die Quelle der ha&#x0364;ufigen Druck-<lb/>
fehler zu entdecken, und einen Unterricht allhier fu&#x0364;r die-<lb/>
jenigen einzu&#x017F;chalten, welche gedruckte Wercke corrigi-<lb/>
ren wollen. Es wa&#x0364;re freylich be&#x017F;&#x017F;er, wenn ein Setzer<lb/>
die gelehrten die&#x017F;er Mu&#x0364;he u&#x0364;berheben ko&#x0364;nnte; Alleine,<lb/>
wir &#x017F;ind Men&#x017F;chen und fehlen alle manichfa&#x0364;ltig, warum<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">H 4</fw><fw place="bottom" type="catch">denn</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[119/0366] Wohlmeynender Unterricht. Eine andere Art. ES iſt der Grund eben nicht anders, als wie ſchon gedacht, ein gutes Lein-Oel, welches nicht mit Ruͤbſaat-Oel verfaͤlſcht ſeyn muß, und wenn es im Kochen, ſo ſoll man etwas Brod und eine Zwiebel hinein halten, bis beydes gantz ſchwartz worden, weil ſolches die Fettigkeit des Lein-Oels an ſich zoͤge, dahero es kaͤme, wenn dieſes unterlaſſen, daß die Farbe auf dem Pappier gelb wuͤrde, weil man dem Oel ſeine Fet- tigkeit nicht benommen. Das Lein-Oel deſto geſchwin- der Zaͤhe zu krtegen, ſollte man etwas Aſpalthum hin- einwerffen, damit auch die Farbe deſto geſchwinder auf dem Pappier trockne, imgleichen die Blaͤtter nicht an einander kleben bleiben, ſo ſollte man Parum Litharg. und eine Cuſpidem Vitrioli hinzu thun, ſo wuͤrde es ein unverbeſſerlicher Firniß. Vernuͤnftige Gedancken von den Urſachen der Druckfehler, nebſt einem Unterricht fuͤr diejenigen, ſo gedruckte Wercke corrigiren wollen. §. 1. NAchdem ich dir, geneigter Leſer, in vorhergehen- den Blaͤttern einen wohlmeynenden Unterricht mitgetheilet habe, worinnen aufrichtig gewie- ſen worden, wie ſich ein angehender Setzer der Buch- drucker-Kunſt uͤberhaupt, inſonderheit aber auch bey der Correctur zu verhalten habe; So habe es nicht vor undienlich erachtet, die Quelle der haͤufigen Druck- fehler zu entdecken, und einen Unterricht allhier fuͤr die- jenigen einzuſchalten, welche gedruckte Wercke corrigi- ren wollen. Es waͤre freylich beſſer, wenn ein Setzer die gelehrten dieſer Muͤhe uͤberheben koͤnnte; Alleine, wir ſind Menſchen und fehlen alle manichfaͤltig, warum denn H 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst01_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst01_1740/366
Zitationshilfe: [Gessner, Christian Friedrich]: Die so nöthig als nützliche Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 1. Leipzig, 1740, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst01_1740/366>, abgerufen am 18.04.2024.