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[Gessner, Christian Friedrich]: Die so nöthig als nützliche Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 1. Leipzig, 1740.

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lich gesuchet habe. Jch weiß zwar, daß sich auch in
neuern Zeiten ein Patron Antonius del Cerno (d)
vor die Jtaliäner eingefunden und Philipp Castal-
dum,
einen Ritter von Feltrien, vor den Erfinder aus-
gegebenhabe, welcher Joh. Fausten hernach die Kunst
gelernet hätte; Es ist ihm aber eben so wenig Glauben
beyzumessen, als seinen Vorgängern. Weil er keine
bessere Beweißgründe anzuführen weiß.

§ 7.

Jch verlasse demnach die Frantzosen und Jtaliä-
ner und wende mich nach Holland. Harlem ist derjenige
Ort, wo ich mich etwas aufhalten muß. Es verleiten
mich dazu die Nachrichten einiger berühmten und ge-
lehrten Männer. Wenn mich das Ansehen berühmter
Leute bewegen könte, etwas blindlings zu glauben; So
würde ich ohne Widerrede die Erfindung der Buch-
druckerey dieser Stadt zugestehen müssen. Jch habe
aber schon oben gestanden, daß ich nicht eher etwas vor
wahr annehme, als bis ich durch bündige Beweißgrün-
de überführet werde. Und bey diesem Vorsatz werde
ich bleiben, weil ich mich gantz sicher dabey zu befinden
hoffe. Dahero ist es aber nöthig, daß ich die Erzeh-
lungen dieser gelehrten Männer etwas genauer untersu-
che. Drey wohlbekannte Männer, nemlich Hadr. Ju-
nius,
(e) Peter Schriver (f) und Marcus Zuerius
Boxhorn
(g) haben sich ins besondere, als Vertheidi-
ger vor Harlem, aufgeworffen. Wenn man es aber
beym Lichte besieht; So haben die beyden letztern ab-

son-
(d) In Memoriis Histor. Feltriensis, vti nos certiores red-
dit Diarium Eruditorum, Paris. 1712. T. II. p.
470.
(e) In Batauiae Historia C. XVII, p. 255. Lugd. Bat. 1558. 4.
(f) Siehe dessen Laurekrans voor Laurence Coster van
Harlem, van de Boeckdruckerey,
1628.
(g) In Diss. de Typographicae artis Inuentione & Inuento-
ribus, Lugd. Bat.
1640. 4.

Kurtzer Entwurf
lich geſuchet habe. Jch weiß zwar, daß ſich auch in
neuern Zeiten ein Patron Antonius del Cerno (d)
vor die Jtaliaͤner eingefunden und Philipp Caſtal-
dum,
einen Ritter von Feltrien, vor den Erfinder aus-
gegebenhabe, welcher Joh. Fauſten hernach die Kunſt
gelernet haͤtte; Es iſt ihm aber eben ſo wenig Glauben
beyzumeſſen, als ſeinen Vorgaͤngern. Weil er keine
beſſere Beweißgruͤnde anzufuͤhren weiß.

§ 7.

Jch verlaſſe demnach die Frantzoſen und Jtaliaͤ-
ner und wende mich nach Holland. Harlem iſt derjenige
Ort, wo ich mich etwas aufhalten muß. Es verleiten
mich dazu die Nachrichten einiger beruͤhmten und ge-
lehrten Maͤnner. Wenn mich das Anſehen beruͤhmter
Leute bewegen koͤnte, etwas blindlings zu glauben; So
wuͤrde ich ohne Widerrede die Erfindung der Buch-
druckerey dieſer Stadt zugeſtehen muͤſſen. Jch habe
aber ſchon oben geſtanden, daß ich nicht eher etwas vor
wahr annehme, als bis ich durch buͤndige Beweißgruͤn-
de uͤberfuͤhret werde. Und bey dieſem Vorſatz werde
ich bleiben, weil ich mich gantz ſicher dabey zu befinden
hoffe. Dahero iſt es aber noͤthig, daß ich die Erzeh-
lungen dieſer gelehrten Maͤnner etwas genauer unterſu-
che. Drey wohlbekannte Maͤnner, nemlich Hadr. Ju-
nius,
(e) Peter Schriver (f) und Marcus Zuerius
Boxhorn
(g) haben ſich ins beſondere, als Vertheidi-
ger vor Harlem, aufgeworffen. Wenn man es aber
beym Lichte beſieht; So haben die beyden letztern ab-

ſon-
(d) In Memoriis Hiſtor. Feltrienſis, vti nos certiores red-
dit Diarium Eruditorum, Pariſ. 1712. T. II. p.
470.
(e) In Batauiæ Hiſtoria C. XVII, p. 255. Lugd. Bat. 1558. 4.
(f) Siehe deſſen Laurekrans voor Laurence Coſter van
Harlem, van de Bœckdruckerey,
1628.
(g) In Diſſ. de Typographicæ artis Inuentione & Inuento-
ribus, Lugd. Bat.
1640. 4.
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[20/0056] Kurtzer Entwurf lich geſuchet habe. Jch weiß zwar, daß ſich auch in neuern Zeiten ein Patron Antonius del Cerno (d) vor die Jtaliaͤner eingefunden und Philipp Caſtal- dum, einen Ritter von Feltrien, vor den Erfinder aus- gegebenhabe, welcher Joh. Fauſten hernach die Kunſt gelernet haͤtte; Es iſt ihm aber eben ſo wenig Glauben beyzumeſſen, als ſeinen Vorgaͤngern. Weil er keine beſſere Beweißgruͤnde anzufuͤhren weiß. § 7. Jch verlaſſe demnach die Frantzoſen und Jtaliaͤ- ner und wende mich nach Holland. Harlem iſt derjenige Ort, wo ich mich etwas aufhalten muß. Es verleiten mich dazu die Nachrichten einiger beruͤhmten und ge- lehrten Maͤnner. Wenn mich das Anſehen beruͤhmter Leute bewegen koͤnte, etwas blindlings zu glauben; So wuͤrde ich ohne Widerrede die Erfindung der Buch- druckerey dieſer Stadt zugeſtehen muͤſſen. Jch habe aber ſchon oben geſtanden, daß ich nicht eher etwas vor wahr annehme, als bis ich durch buͤndige Beweißgruͤn- de uͤberfuͤhret werde. Und bey dieſem Vorſatz werde ich bleiben, weil ich mich gantz ſicher dabey zu befinden hoffe. Dahero iſt es aber noͤthig, daß ich die Erzeh- lungen dieſer gelehrten Maͤnner etwas genauer unterſu- che. Drey wohlbekannte Maͤnner, nemlich Hadr. Ju- nius, (e) Peter Schriver (f) und Marcus Zuerius Boxhorn (g) haben ſich ins beſondere, als Vertheidi- ger vor Harlem, aufgeworffen. Wenn man es aber beym Lichte beſieht; So haben die beyden letztern ab- ſon- (d) In Memoriis Hiſtor. Feltrienſis, vti nos certiores red- dit Diarium Eruditorum, Pariſ. 1712. T. II. p. 470. (e) In Batauiæ Hiſtoria C. XVII, p. 255. Lugd. Bat. 1558. 4. (f) Siehe deſſen Laurekrans voor Laurence Coſter van Harlem, van de Bœckdruckerey, 1628. (g) In Diſſ. de Typographicæ artis Inuentione & Inuento- ribus, Lugd. Bat. 1640. 4.

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Zitationshilfe: [Gessner, Christian Friedrich]: Die so nöthig als nützliche Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 1. Leipzig, 1740, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst01_1740/56>, abgerufen am 20.04.2024.