Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Gessner, Christian Friedrich]: Die so nöthig als nützliche Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 1. Leipzig, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite

von Erfindung der edlen Buchdruckerkunst.
sie nicht nach der Schärfe beurtheilen, weil ich ohne-
hin befürchte, es mögten einige von meinen Lesern
den Verfertiger dieser Verse wohl gar unter die Ab-
götter rechnen, in dem er ja seinen Küster und GOtt
in eine Reihe setzet. So weit können die Vorurtheile
die Menschen verblenden, daß sie Menschen GOtt
gleich achten! Doch genug hievon. Denn diese sich so
fest eingebildete Wahrheit ist auf den sandigten Grund
gebauet, welchen ich schon vorhero übern Hauffen ge-
worffen habe.

§. 10.

So ist demnach auch in Harlem die Buchdru-
ckerkunst nicht erfunden worden: Deßwegen sehe ich
mich genothiget nach Teutschland mich zu wenden. So
viel ist unstreitig wahr, daß in Teutschland diese Kunst
empfangen und gebohren worden: Nur darinnen sind
die Geschichtschreiber nicht völlig einig, ob es in Straß-
burg,
oder in Mayntz, geschehen sey. Vor Straß-
burg (r) haben sich ebenfalls viele gelehrte Männer
aufgeworffen, welche sich alle Mühe gegeben haben,
vor diese Stadt den Ruhm zu erjagen. Die Vor-
nehmsten darunter sind: Johann Heinrich Böck-
ler,
(s) Johann Adam Schragius, (t) und Johann

Schmidt,
(r) Es erzehlen selbige Georg Pasch in seinen Inuentis Nou-
antiquis I. c. p. 790. D.
Val. Ernst Löscher in Stromateo
Sect. VII, p. 139. Lips. 1727. 4. edito. STOHRIVS in
Diss. saepius cit. c. II.
der sich auch selbsten, als ein neuer
Patron, vor Straßburg aufgeworffen, und diese Fabel
vor wahr angenommen hat, weil es DOMINVS
BOECLERVS
gesagt hat.
(s) Vide Oration. & Program. illius Academ. Orat. XI, p. 217.
Argent.
1705. 4.
(t) Jn seinem Bericht von Erfindung der Buchdruckerey zu
Straßburg, ibid. 1640. 4.
C

von Erfindung der edlen Buchdruckerkunſt.
ſie nicht nach der Schaͤrfe beurtheilen, weil ich ohne-
hin befuͤrchte, es moͤgten einige von meinen Leſern
den Verfertiger dieſer Verſe wohl gar unter die Ab-
goͤtter rechnen, in dem er ja ſeinen Kuͤſter und GOtt
in eine Reihe ſetzet. So weit koͤnnen die Vorurtheile
die Menſchen verblenden, daß ſie Menſchen GOtt
gleich achten! Doch genug hievon. Denn dieſe ſich ſo
feſt eingebildete Wahrheit iſt auf den ſandigten Grund
gebauet, welchen ich ſchon vorhero uͤbern Hauffen ge-
worffen habe.

§. 10.

So iſt demnach auch in Harlem die Buchdru-
ckerkunſt nicht erfunden worden: Deßwegen ſehe ich
mich genothiget nach Teutſchland mich zu wenden. So
viel iſt unſtreitig wahr, daß in Teutſchland dieſe Kunſt
empfangen und gebohren worden: Nur darinnen ſind
die Geſchichtſchreiber nicht voͤllig einig, ob es in Straß-
burg,
oder in Mayntz, geſchehen ſey. Vor Straß-
burg (r) haben ſich ebenfalls viele gelehrte Maͤnner
aufgeworffen, welche ſich alle Muͤhe gegeben haben,
vor dieſe Stadt den Ruhm zu erjagen. Die Vor-
nehmſten darunter ſind: Johann Heinrich Boͤck-
ler,
(s) Johann Adam Schragius, (t) und Johann

Schmidt,
(r) Es erzehlen ſelbige Georg Paſch in ſeinen Inuentis Nou-
antiquis I. c. p. 790. D.
Val. Ernſt Loͤſcher in Stromateo
Sect. VII, p. 139. Lipſ. 1727. 4. edito. STOHRIVS in
Diſſ. ſæpius cit. c. II.
der ſich auch ſelbſten, als ein neuer
Patron, vor Straßburg aufgeworffen, und dieſe Fabel
vor wahr angenommen hat, weil es DOMINVS
BOECLERVS
geſagt hat.
(s) Vide Oration. & Program. illius Academ. Orat. XI, p. 217.
Argent.
1705. 4.
(t) Jn ſeinem Bericht von Erfindung der Buchdruckerey zu
Straßburg, ibid. 1640. 4.
C
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0069" n="33"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">von Erfindung der edlen Buchdruckerkun&#x017F;t.</hi></fw><lb/>
&#x017F;ie nicht nach der Scha&#x0364;rfe beurtheilen, weil ich ohne-<lb/>
hin befu&#x0364;rchte, es mo&#x0364;gten einige von meinen Le&#x017F;ern<lb/>
den Verfertiger die&#x017F;er Ver&#x017F;e wohl gar unter die Ab-<lb/>
go&#x0364;tter rechnen, in dem er ja &#x017F;einen <hi rendition="#fr">Ku&#x0364;&#x017F;ter</hi> und <hi rendition="#fr">GOtt</hi><lb/>
in eine Reihe &#x017F;etzet. So weit ko&#x0364;nnen die Vorurtheile<lb/>
die Men&#x017F;chen verblenden, daß &#x017F;ie Men&#x017F;chen GOtt<lb/>
gleich achten! Doch genug hievon. Denn die&#x017F;e &#x017F;ich &#x017F;o<lb/>
fe&#x017F;t eingebildete Wahrheit i&#x017F;t auf den &#x017F;andigten Grund<lb/>
gebauet, welchen ich &#x017F;chon vorhero u&#x0364;bern Hauffen ge-<lb/>
worffen habe.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 10.</head>
          <p>So i&#x017F;t demnach auch in <hi rendition="#fr">Harlem</hi> die Buchdru-<lb/>
ckerkun&#x017F;t nicht erfunden worden: Deßwegen &#x017F;ehe ich<lb/>
mich genothiget nach Teut&#x017F;chland mich zu wenden. So<lb/>
viel i&#x017F;t un&#x017F;treitig wahr, daß in Teut&#x017F;chland die&#x017F;e Kun&#x017F;t<lb/>
empfangen und gebohren worden: Nur darinnen &#x017F;ind<lb/>
die Ge&#x017F;chicht&#x017F;chreiber nicht vo&#x0364;llig einig, ob es in <hi rendition="#fr">Straß-<lb/>
burg,</hi> oder in <hi rendition="#fr">Mayntz,</hi> ge&#x017F;chehen &#x017F;ey. Vor Straß-<lb/>
burg <note place="foot" n="(r)">Es erzehlen &#x017F;elbige <hi rendition="#fr">Georg Pa&#x017F;ch</hi> in &#x017F;einen <hi rendition="#aq">Inuentis Nou-<lb/>
antiquis I. c. p. 790. D.</hi> <hi rendition="#fr">Val. Ern&#x017F;t Lo&#x0364;&#x017F;cher</hi> <hi rendition="#aq">in Stromateo<lb/>
Sect. VII, p. 139. Lip&#x017F;. 1727. 4. edito. STOHRIVS in<lb/>
Di&#x017F;&#x017F;. &#x017F;æpius cit. c. II.</hi> der &#x017F;ich auch &#x017F;elb&#x017F;ten, als ein neuer<lb/>
Patron, vor Straßburg aufgeworffen, und die&#x017F;e Fabel<lb/>
vor wahr angenommen hat, weil es <hi rendition="#aq">DOMINVS<lb/>
BOECLERVS</hi> ge&#x017F;agt hat.</note> haben &#x017F;ich ebenfalls viele gelehrte Ma&#x0364;nner<lb/>
aufgeworffen, welche &#x017F;ich alle Mu&#x0364;he gegeben haben,<lb/>
vor die&#x017F;e Stadt den Ruhm zu erjagen. Die Vor-<lb/>
nehm&#x017F;ten darunter &#x017F;ind: <hi rendition="#fr">Johann Heinrich Bo&#x0364;ck-<lb/>
ler,</hi> <note place="foot" n="(s)"><hi rendition="#aq">Vide Oration. &amp; Program. illius Academ. Orat. XI, p. 217.<lb/>
Argent.</hi> 1705. 4.</note> <hi rendition="#fr">Johann Adam Schragius,</hi> <note place="foot" n="(t)">Jn &#x017F;einem Bericht von Erfindung der Buchdruckerey zu<lb/>
Straßburg, <hi rendition="#aq">ibid.</hi> 1640. 4.<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#aq">C</hi></fw></note> und <hi rendition="#fr">Johann</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">Schmidt,</hi></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[33/0069] von Erfindung der edlen Buchdruckerkunſt. ſie nicht nach der Schaͤrfe beurtheilen, weil ich ohne- hin befuͤrchte, es moͤgten einige von meinen Leſern den Verfertiger dieſer Verſe wohl gar unter die Ab- goͤtter rechnen, in dem er ja ſeinen Kuͤſter und GOtt in eine Reihe ſetzet. So weit koͤnnen die Vorurtheile die Menſchen verblenden, daß ſie Menſchen GOtt gleich achten! Doch genug hievon. Denn dieſe ſich ſo feſt eingebildete Wahrheit iſt auf den ſandigten Grund gebauet, welchen ich ſchon vorhero uͤbern Hauffen ge- worffen habe. §. 10. So iſt demnach auch in Harlem die Buchdru- ckerkunſt nicht erfunden worden: Deßwegen ſehe ich mich genothiget nach Teutſchland mich zu wenden. So viel iſt unſtreitig wahr, daß in Teutſchland dieſe Kunſt empfangen und gebohren worden: Nur darinnen ſind die Geſchichtſchreiber nicht voͤllig einig, ob es in Straß- burg, oder in Mayntz, geſchehen ſey. Vor Straß- burg (r) haben ſich ebenfalls viele gelehrte Maͤnner aufgeworffen, welche ſich alle Muͤhe gegeben haben, vor dieſe Stadt den Ruhm zu erjagen. Die Vor- nehmſten darunter ſind: Johann Heinrich Boͤck- ler, (s) Johann Adam Schragius, (t) und Johann Schmidt, (r) Es erzehlen ſelbige Georg Paſch in ſeinen Inuentis Nou- antiquis I. c. p. 790. D. Val. Ernſt Loͤſcher in Stromateo Sect. VII, p. 139. Lipſ. 1727. 4. edito. STOHRIVS in Diſſ. ſæpius cit. c. II. der ſich auch ſelbſten, als ein neuer Patron, vor Straßburg aufgeworffen, und dieſe Fabel vor wahr angenommen hat, weil es DOMINVS BOECLERVS geſagt hat. (s) Vide Oration. & Program. illius Academ. Orat. XI, p. 217. Argent. 1705. 4. (t) Jn ſeinem Bericht von Erfindung der Buchdruckerey zu Straßburg, ibid. 1640. 4. C

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst01_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst01_1740/69
Zitationshilfe: [Gessner, Christian Friedrich]: Die so nöthig als nützliche Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 1. Leipzig, 1740, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst01_1740/69>, abgerufen am 18.04.2024.