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Glauber, Johann Rudolph: Annotationes. Bd. 6. Amsterdam, 1650.

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des Fünfften Theils/ Phil. O.
aber Honig vnnd Weinstein sind einander nicht gleich/
dan Honig ist süß vnd naß/ der Weinstein aber sauwer
vnd hart; die Müglichkeit aber kürtzlich zu beweisen/
will ich ein oder etliche Gleichnüsse geben; vnd erstlich
von newem Wein oder Most/ wann derselbe aufänglich
von der Pressen kompt vnd noch nicht gejohren hat/ in ei-
nem Kessell eingesotten/ derselbe zu einem dicken Safft/
einem Honig oder Zucker am Geschmack gleich werden
wird/ welcher/ so er in guten erdenen oder besser gläsernen
Gefäsen hingestellet vnd verwahret wird/ mit der Zeit
das Sal Essentiale sich davon aus eigener krafftscheidet/
vnd sich gerings herumb in dem Pott oder Glaß als Hü-
ner- vnd Tauben- Eyer groß ancandelisiret, in allem
gleich einem candelisirten rohten Zucker/ die feces aber
bleiben für sich selber/ mit dem vbrigen Zucker/ welcher
wegen des Schlams nicht hat anschiessen können/ beson-
der/ vnd ist ein solcher Zucker jmmer so lieblich vnd süß/
als ein Zucker/ welcher als Indien zu vns gebracht wird
vnd in den Rohren gewachsen ist/ welche Süssigkeit
durch die Fermentation also verendert/ vnd zu einem
sawren Weinstein werden kan. Da gibt vns die Na-
tur ja genug anleittung/ den Dingen besser nach zu den-
cken vnd Müglichkeit an die Hand/ daß aus dem Most
von Trauben gemacht/ guter Zucker/ nach benehmung
des Schlammes vnd vberflüssiger Feuchtigkeit/ welcher
im kochen exhaliret, werden kan.

Deßgleichen sicht man auch an den Rosinen/ welche
nichts anders als Weintrauben sind/ denen jhre wässe-
rigkeit von der Sonnen außgezogen ist/ wann sie ein
Jahr gelegen/ voll gekörnten Zucker inwendig werden/
welcher deme/ der in dem ein gekochten Most gewesen/

in
B iij

des Fuͤnfften Theils/ Phil. O.
aber Honig vnnd Weinſtein ſind einander nicht gleich/
dan Honig iſt ſuͤß vnd naß/ der Weinſtein aber ſauwer
vnd hart; die Muͤglichkeit aber kuͤrtzlich zu beweiſen/
will ich ein oder etliche Gleichnuͤſſe geben; vnd erſtlich
von newem Wein oder Moſt/ wann derſelbe aufaͤnglich
von der Preſſen kompt vnd noch nicht gejohren hat/ in ei-
nem Keſſell eingeſotten/ derſelbe zu einem dicken Safft/
einem Honig oder Zucker am Geſchmack gleich werden
wird/ welcher/ ſo er in guten erdenen oder beſſer glaͤſernen
Gefaͤſen hingeſtellet vnd verwahret wird/ mit der Zeit
das Sal Eſſentiale ſich davon aus eigener krafftſcheidet/
vnd ſich gerings herumb in dem Pott oder Glaß als Huͤ-
ner- vnd Tauben- Eyer groß ancandeliſiret, in allem
gleich einem candeliſirten rohten Zucker/ die feces aber
bleiben fuͤr ſich ſelber/ mit dem vbrigen Zucker/ welcher
wegen des Schlams nicht hat anſchieſſen koͤnnen/ beſon-
der/ vnd iſt ein ſolcher Zucker jmmer ſo lieblich vnd ſuͤß/
als ein Zucker/ welcher als Indien zu vns gebracht wird
vnd in den Rohren gewachſen iſt/ welche Suͤſſigkeit
durch die Fermentation alſo verendert/ vnd zu einem
ſawren Weinſtein werden kan. Da gibt vns die Na-
tur ja genug anleittung/ den Dingen beſſer nach zu den-
cken vnd Muͤglichkeit an die Hand/ daß aus dem Moſt
von Trauben gemacht/ guter Zucker/ nach benehmung
des Schlammes vnd vberfluͤſſiger Feuchtigkeit/ welcher
im kochen exhaliret, werden kan.

Deßgleichen ſicht man auch an den Roſinen/ welche
nichts anders als Weintrauben ſind/ denen jhre waͤſſe-
rigkeit von der Sonnen außgezogen iſt/ wann ſie ein
Jahr gelegen/ voll gekoͤrnten Zucker inwendig werden/
welcher deme/ der in dem ein gekochten Moſt geweſen/

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[21/0023] des Fuͤnfften Theils/ Phil. O. aber Honig vnnd Weinſtein ſind einander nicht gleich/ dan Honig iſt ſuͤß vnd naß/ der Weinſtein aber ſauwer vnd hart; die Muͤglichkeit aber kuͤrtzlich zu beweiſen/ will ich ein oder etliche Gleichnuͤſſe geben; vnd erſtlich von newem Wein oder Moſt/ wann derſelbe aufaͤnglich von der Preſſen kompt vnd noch nicht gejohren hat/ in ei- nem Keſſell eingeſotten/ derſelbe zu einem dicken Safft/ einem Honig oder Zucker am Geſchmack gleich werden wird/ welcher/ ſo er in guten erdenen oder beſſer glaͤſernen Gefaͤſen hingeſtellet vnd verwahret wird/ mit der Zeit das Sal Eſſentiale ſich davon aus eigener krafftſcheidet/ vnd ſich gerings herumb in dem Pott oder Glaß als Huͤ- ner- vnd Tauben- Eyer groß ancandeliſiret, in allem gleich einem candeliſirten rohten Zucker/ die feces aber bleiben fuͤr ſich ſelber/ mit dem vbrigen Zucker/ welcher wegen des Schlams nicht hat anſchieſſen koͤnnen/ beſon- der/ vnd iſt ein ſolcher Zucker jmmer ſo lieblich vnd ſuͤß/ als ein Zucker/ welcher als Indien zu vns gebracht wird vnd in den Rohren gewachſen iſt/ welche Suͤſſigkeit durch die Fermentation alſo verendert/ vnd zu einem ſawren Weinſtein werden kan. Da gibt vns die Na- tur ja genug anleittung/ den Dingen beſſer nach zu den- cken vnd Muͤglichkeit an die Hand/ daß aus dem Moſt von Trauben gemacht/ guter Zucker/ nach benehmung des Schlammes vnd vberfluͤſſiger Feuchtigkeit/ welcher im kochen exhaliret, werden kan. Deßgleichen ſicht man auch an den Roſinen/ welche nichts anders als Weintrauben ſind/ denen jhre waͤſſe- rigkeit von der Sonnen außgezogen iſt/ wann ſie ein Jahr gelegen/ voll gekoͤrnten Zucker inwendig werden/ welcher deme/ der in dem ein gekochten Moſt geweſen/ in B iij

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Zitationshilfe: Glauber, Johann Rudolph: Annotationes. Bd. 6. Amsterdam, 1650, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glauber_furni06_1650/23>, abgerufen am 24.04.2024.