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Glauber, Johann Rudolph: Annotationes. Bd. 6. Amsterdam, 1650.

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des Fünfften Theils/ Phil. O.
wahr ein vnerträglicher Schaden ist; wüsten nun sol-
che Menschen/ wie sie den vnreiffen Trauben jhre wil-
digkeit vnd säure benehmen solten/ sie würden dieselben
in bessern Ehren halten: Dan ein solcher sawrer Wein
von vnzeitigen Trauben gepresst/ kan durch geringe Mit-
tel/ also verstärcket vnd verbessert werden/ daß er für den
allerbesten Wein genugsamb passiren kan; wie ich dan
solcher weine in diesen kalten Landen/ von passel-harten
Trauben/ welche mit einem Hammer haben müssen
zerschlagen werden/ gemacht habe/ vnd für männiglich/
die solche geprüfet/ für gute Reinische/ liebliche vnd ge-
sunde weine angenommen vnd probiret sind; was nun
dieses für ein nützliches vnd vber alle massen schönes Se-
cretum
seye/ will ich andere darüber vrtheilen lassen/ dan
diese Kunst nicht allein an solchen Orthen/ da kein wein
kan wegen der Kälte zeittig werden/ sondern auch an die-
sen Orten/ da sonsten gute weine pflegen zuwachsen/ vnd
durch kaltes Wetter verhindert werden; Gleichwohl alle
Jahr/ der Sommer sey gleich warm oder kalt (wegen
der Hülffe/ die man den vnzeittigen Trauben durch
Kunst leisten kan) ohne Fehler/ gute wohlschmeckende
verkauffliche weine können gemacht werden; dardurch/
wan es bekandt were/ viel hundert tausend Menschen
jhre sawre weine abgenommen/ verbessert/ vnd an den
Mann könten gebracht werden: Vnd vber dieses/ kan
an solchen Orthen/ da der verderbliche Krieg gehindert/
daß viel Weinberge nicht haben können gebawet wer-
den/ sondern gantz vnd gar sind liegen blieben/ vnd nur
kleine vnzeittige saure Träublein tragen/ welche sonsten
hangen bleiben/ vnd niemanden nichts nütz seind/ eben so
wol ein guter lieblicher vnd verkauflicher Wein darauß

ge-

des Fünfften Theils/ Phil. O.
wahr ein vnertraͤglicher Schaden iſt; wuͤſten nun ſol-
che Menſchen/ wie ſie den vnreiffen Trauben jhre wil-
digkeit vnd ſaͤure benehmen ſolten/ ſie wuͤrden dieſelben
in beſſern Ehren halten: Dan ein ſolcher ſawrer Wein
von vnzeitigen Trauben gepreſſt/ kan durch geringe Mit-
tel/ alſo verſtaͤrcket vnd verbeſſert werden/ daß er fuͤr den
allerbeſten Wein genugſamb paſſiren kan; wie ich dan
ſolcher weine in dieſen kalten Landen/ von paſſel-harten
Trauben/ welche mit einem Hammer haben muͤſſen
zerſchlagen werden/ gemacht habe/ vnd fuͤr maͤnniglich/
die ſolche gepruͤfet/ fuͤr gute Reiniſche/ liebliche vnd ge-
ſunde weine angenommen vnd probiret ſind; was nun
dieſes fuͤr ein nuͤtzliches vnd vber alle maſſen ſchoͤnes Se-
cretum
ſeye/ will ich andere daruͤber vrtheilen laſſen/ dan
dieſe Kunſt nicht allein an ſolchen Orthen/ da kein wein
kan wegen der Kaͤlte zeittig werden/ ſondern auch an die-
ſen Orten/ da ſonſten gute weine pflegen zuwachſen/ vnd
durch kaltes Wetter verhindert werden; Gleichwohl alle
Jahr/ der Sommer ſey gleich warm oder kalt (wegen
der Huͤlffe/ die man den vnzeittigen Trauben durch
Kunſt leiſten kan) ohne Fehler/ gute wohlſchmeckende
verkauffliche weine koͤnnen gemacht werden; dardurch/
wan es bekandt were/ viel hundert tauſend Menſchen
jhre ſawre weine abgenommen/ verbeſſert/ vnd an den
Mann koͤnten gebracht werden: Vnd vber dieſes/ kan
an ſolchen Orthen/ da der verderbliche Krieg gehindert/
daß viel Weinberge nicht haben koͤnnen gebawet wer-
den/ ſondern gantz vnd gar ſind liegen blieben/ vnd nur
kleine vnzeittige ſaure Traͤublein tragen/ welche ſonſten
hangen bleiben/ vnd niemanden nichts nuͤtz ſeind/ eben ſo
wol ein guter lieblicher vnd verkauflicher Wein darauß

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[31/0033] des Fünfften Theils/ Phil. O. wahr ein vnertraͤglicher Schaden iſt; wuͤſten nun ſol- che Menſchen/ wie ſie den vnreiffen Trauben jhre wil- digkeit vnd ſaͤure benehmen ſolten/ ſie wuͤrden dieſelben in beſſern Ehren halten: Dan ein ſolcher ſawrer Wein von vnzeitigen Trauben gepreſſt/ kan durch geringe Mit- tel/ alſo verſtaͤrcket vnd verbeſſert werden/ daß er fuͤr den allerbeſten Wein genugſamb paſſiren kan; wie ich dan ſolcher weine in dieſen kalten Landen/ von paſſel-harten Trauben/ welche mit einem Hammer haben muͤſſen zerſchlagen werden/ gemacht habe/ vnd fuͤr maͤnniglich/ die ſolche gepruͤfet/ fuͤr gute Reiniſche/ liebliche vnd ge- ſunde weine angenommen vnd probiret ſind; was nun dieſes fuͤr ein nuͤtzliches vnd vber alle maſſen ſchoͤnes Se- cretum ſeye/ will ich andere daruͤber vrtheilen laſſen/ dan dieſe Kunſt nicht allein an ſolchen Orthen/ da kein wein kan wegen der Kaͤlte zeittig werden/ ſondern auch an die- ſen Orten/ da ſonſten gute weine pflegen zuwachſen/ vnd durch kaltes Wetter verhindert werden; Gleichwohl alle Jahr/ der Sommer ſey gleich warm oder kalt (wegen der Huͤlffe/ die man den vnzeittigen Trauben durch Kunſt leiſten kan) ohne Fehler/ gute wohlſchmeckende verkauffliche weine koͤnnen gemacht werden; dardurch/ wan es bekandt were/ viel hundert tauſend Menſchen jhre ſawre weine abgenommen/ verbeſſert/ vnd an den Mann koͤnten gebracht werden: Vnd vber dieſes/ kan an ſolchen Orthen/ da der verderbliche Krieg gehindert/ daß viel Weinberge nicht haben koͤnnen gebawet wer- den/ ſondern gantz vnd gar ſind liegen blieben/ vnd nur kleine vnzeittige ſaure Traͤublein tragen/ welche ſonſten hangen bleiben/ vnd niemanden nichts nuͤtz ſeind/ eben ſo wol ein guter lieblicher vnd verkauflicher Wein darauß ge-

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Zitationshilfe: Glauber, Johann Rudolph: Annotationes. Bd. 6. Amsterdam, 1650, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glauber_furni06_1650/33>, abgerufen am 25.04.2024.