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Glauber, Johann Rudolf: Johannis Rudolphi Glauberi Philosophi & Medici Celeberrimi Opera Chymica. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1659.

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Vorrede/ An den gewissenhafften/ Gott-
vnd Natur-liebenden Leser.

ZWey dinge werden in der Welt insonderheit für al-
len andern gefunden/ welche einen Mann bey dapffern Leu-
then erheben/ vnd bey denselben lieb vnd werthe machen;
Kunst vnd Tugend. Nun sind der Kunsten viel vnd man-
cherley/ welche der All-weiseste Gott/ dessen Geist in allem
ist/ alles leben vnd weben machet/ durch die Menschen/ deren hertzen er in sei-
ner Hand hat/ vnd sie lencket/ wohin Er wil/ vnd deren Verstand wann sie
jhm gelassen sind vnd stille halten/ wie dann ein leydendes ding gegen dem
würckenden beschaffen seyn soll/ Er zu seiner Werckstatt erkieset vnd ge-
braucht. Jhme zu Ehren/ vnd den Menschen zu jhrer Nottürfftigen vn-
terhaltung gnädig offenbahret; vnd diß zu seiner bestimpten zeit: Diese
Kunst zu dieser zeit vnd durch diesen Menschen/ eine Kunst zu einer andern
zeit/ vnd durch einen andern Menschen; nach dem Er einen vnd den andern
von den gütigen inflüssen des gestirns geneygt findet; wie der vortrefliche
Teutsche Philosophus Philippus Paracelsus (welchen Arnd im vierdten
Buch des wahren Christenthumbs pag. 53. citirt) recht vnd Christlich mey-
net. Auß den Sternen/ spricht Er/ kommen die grossen künstler vnd na-
türlichen Meister in allerley Künsten vnd Jnventionen. Dann die Natur
treibet die gemüther solcher Leuthe/ den Künsten mit hefftigem Nachsinnen
vnd Arbeiten obzuliegen/ auf daß Gottes wercke offenbahr vnd herfür ge-
bracht werden zu Gottes Ehren/ vnd dem Menschen zu Nutz. Dann so
hats Gott geordnet/ vnd in dem Himmel solche natürliche Schätze gelegt
als in seine verborgene thesauros, auf daß er zu seiner zeit solches alles an
tag vnd ans liecht brächte durch den Menschen/ vnd theilet dieselbe auß/
wann/ wo/ wie/ vnd wem Er wil. Die Menschen sind nicht Inventores
retum,
sondern nur werckzeuge: so ists auch der Himmel nicht fur sich selb-

sten-
):( ij
Vorꝛede/ An den gewiſſenhafften/ Gott-
vnd Natur-liebenden Leſer.

ZWey dinge werden in der Welt inſonderheit fuͤr al-
len andern gefunden/ welche einen Mann bey dapffern Leu-
then erheben/ vnd bey denſelben lieb vnd werthe machen;
Kunſt vnd Tugend. Nun ſind der Kůnſten viel vnd man-
cherley/ welche der All-weiſeſte Gott/ deſſen Geiſt in allem
iſt/ alles leben vnd weben machet/ durch die Menſchen/ deren hertzen er in ſei-
ner Hand hat/ vnd ſie lencket/ wohin Er wil/ vnd deren Verſtand wann ſie
jhm gelaſſen ſind vnd ſtille halten/ wie dann ein leydendes ding gegen dem
wuͤrckenden beſchaffen ſeyn ſoll/ Er zu ſeiner Werckſtatt erkieſet vnd ge-
braucht. Jhme zu Ehren/ vnd den Menſchen zu jhrer Nottuͤrfftigen vn-
terhaltung gnaͤdig offenbahret; vnd diß zu ſeiner beſtimpten zeit: Dieſe
Kunſt zu dieſer zeit vnd durch dieſen Menſchen/ eine Kunſt zu einer andern
zeit/ vnd durch einen andern Menſchen; nach dem Er einen vnd den andern
von den guͤtigen influͤſſen des geſtirns geneygt findet; wie der vortrefliche
Teutſche Philoſophus Philippus Paracelſus (welchen Arnd im vierdten
Buch des wahren Chriſtenthumbs pag. 53. citirt) recht vnd Chriſtlich mey-
net. Auß den Sternen/ ſpricht Er/ kommen die groſſen kuͤnſtler vnd na-
tuͤrlichen Meiſter in allerley Kuͤnſten vnd Jnventionen. Dann die Natur
treibet die gemuͤther ſolcher Leuthe/ den Kuͤnſten mit hefftigem Nachſinnen
vnd Arbeiten obzuliegen/ auf daß Gottes wercke offenbahr vnd herfuͤr ge-
bracht werden zu Gottes Ehren/ vnd dem Menſchen zu Nutz. Dann ſo
hats Gott geordnet/ vnd in dem Himmel ſolche natuͤrliche Schaͤtze gelegt
als in ſeine verborgene theſauros, auf daß er zu ſeiner zeit ſolches alles an
tag vnd ans liecht braͤchte durch den Menſchen/ vnd theilet dieſelbe auß/
wann/ wo/ wie/ vnd wem Er wil. Die Menſchen ſind nicht Inventores
retum,
ſondern nur werckzeuge: ſo iſts auch der Himmel nicht fůr ſich ſelb-

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Zitationshilfe: Glauber, Johann Rudolf: Johannis Rudolphi Glauberi Philosophi & Medici Celeberrimi Opera Chymica. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1659, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glauber_opera02_1659/7>, abgerufen am 29.03.2024.