Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 3. Berlin, 1789.

Bild:

<< vorherige Seite

nächste Seite >>

zu Churfürst Friedrich Wilhelms Zeiten, von dem
Feldmarschall Dörfling auf seinen Gütern im Lebusi-
schen Kreise veranstaltet worden ist.

Was die wilde Gräserey auf der Weide, in
Feldern, auf Hügeln, in Forsten, und auf ebenen,
hohen und andern niedrigen Bruchwiesen, in fetten,
gemäßigten, kalkgründigen Boden betrift, so ist diese
nach der Art des Bodens, der Witterung, in der
Churmark außer solchen Arten, welche man in dem nor-
dischen Deutschlande und ähnlichen Himmelsstrichen,
in Amerika und den Gegenden des nordostlichen Asien ge-
legenen, beynahe überall sehen kann, gar sehr verschie-
den. Ihre wahre Beschaffenheit wird nach den
Gründen ihrer Verschiedenheit sehr wenig gekannt,
und von den Landwirthen insgemein aus der Menge
und Güte des Grases und Heues bey der Futterung
geschätzet. Die Arten, woraus die gesammte Grä-
serey in der Churmark überall bestehet, sind theils
wahre Gräser, theils gröbere Segge- oder Riedschilf-
gräser und Binsenarten, nebst einer verhältnißmäßi-
gen Menge von fetten nahrhaften Arzeney und schlech-
ten Staudengewächsen, und Kräutern, von welchen
letztern sich der Antheil, wie zwey zu sechs, zu den
guten fetten Milch- und Nahrungsgräsern verhalten
soll, unter denen die Arzeneygewächse ohnehin die
wenigsten seyn müssen. Nehmen aber diese nebst den
zähen, strengen, herben, und sauerbeizigen, grob-
stieligen überhand, so kann zwar Graß und Heu den
Wanst füllen, aber dabey weder Milch noch andere
Nahrung geben. Diese Unterschiede zeigen sich offenbar
auf der Weide und am Heuschlage in den Provinzen
zwischen der Spree, Havel, der Oder, Warthe,
Netze, und um den Finow und Dosse. Ob indessen
der gute oder schlechte Zustand der Gräserey über-
all sogleich beym ersten Gebrauche, der jetzige gewe-
sen, wenn oder wie oft, auch bey was für Umstän-

den

zu Churfuͤrſt Friedrich Wilhelms Zeiten, von dem
Feldmarſchall Doͤrfling auf ſeinen Guͤtern im Lebuſi-
ſchen Kreiſe veranſtaltet worden iſt.

Was die wilde Graͤſerey auf der Weide, in
Feldern, auf Huͤgeln, in Forſten, und auf ebenen,
hohen und andern niedrigen Bruchwieſen, in fetten,
gemaͤßigten, kalkgruͤndigen Boden betrift, ſo iſt dieſe
nach der Art des Bodens, der Witterung, in der
Churmark außer ſolchen Arten, welche man in dem nor-
diſchen Deutſchlande und aͤhnlichen Himmelsſtrichen,
in Amerika und den Gegenden des nordoſtlichen Aſien ge-
legenen, beynahe uͤberall ſehen kann, gar ſehr verſchie-
den. Ihre wahre Beſchaffenheit wird nach den
Gruͤnden ihrer Verſchiedenheit ſehr wenig gekannt,
und von den Landwirthen insgemein aus der Menge
und Guͤte des Graſes und Heues bey der Futterung
geſchaͤtzet. Die Arten, woraus die geſammte Graͤ-
ſerey in der Churmark uͤberall beſtehet, ſind theils
wahre Graͤſer, theils groͤbere Segge- oder Riedſchilf-
graͤſer und Binſenarten, nebſt einer verhaͤltnißmaͤßi-
gen Menge von fetten nahrhaften Arzeney und ſchlech-
ten Staudengewaͤchſen, und Kraͤutern, von welchen
letztern ſich der Antheil, wie zwey zu ſechs, zu den
guten fetten Milch- und Nahrungsgraͤſern verhalten
ſoll, unter denen die Arzeneygewaͤchſe ohnehin die
wenigſten ſeyn muͤſſen. Nehmen aber dieſe nebſt den
zaͤhen, ſtrengen, herben, und ſauerbeizigen, grob-
ſtieligen uͤberhand, ſo kann zwar Graß und Heu den
Wanſt fuͤllen, aber dabey weder Milch noch andere
Nahrung geben. Dieſe Unterſchiede zeigen ſich offenbar
auf der Weide und am Heuſchlage in den Provinzen
zwiſchen der Spree, Havel, der Oder, Warthe,
Netze, und um den Finow und Doſſe. Ob indeſſen
der gute oder ſchlechte Zuſtand der Graͤſerey uͤber-
all ſogleich beym erſten Gebrauche, der jetzige gewe-
ſen, wenn oder wie oft, auch bey was fuͤr Umſtaͤn-

den

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0119" n="109"/>
zu Churfu&#x0364;r&#x017F;t Friedrich Wilhelms Zeiten, von dem<lb/>
Feldmar&#x017F;chall Do&#x0364;rfling auf &#x017F;einen Gu&#x0364;tern im Lebu&#x017F;i-<lb/>
&#x017F;chen Krei&#x017F;e veran&#x017F;taltet worden i&#x017F;t.</p><lb/>
        <p>Was die wilde Gra&#x0364;&#x017F;erey auf der Weide, in<lb/>
Feldern, auf Hu&#x0364;geln, in For&#x017F;ten, und auf ebenen,<lb/>
hohen und andern niedrigen Bruchwie&#x017F;en, in fetten,<lb/>
gema&#x0364;ßigten, kalkgru&#x0364;ndigen Boden betrift, &#x017F;o i&#x017F;t die&#x017F;e<lb/>
nach der Art des Bodens, der Witterung, in der<lb/>
Churmark außer &#x017F;olchen Arten, welche man in dem nor-<lb/>
di&#x017F;chen Deut&#x017F;chlande und a&#x0364;hnlichen Himmels&#x017F;trichen,<lb/>
in Amerika und den Gegenden des nordo&#x017F;tlichen A&#x017F;ien ge-<lb/>
legenen, beynahe u&#x0364;berall &#x017F;ehen kann, gar &#x017F;ehr ver&#x017F;chie-<lb/>
den. Ihre wahre Be&#x017F;chaffenheit wird nach den<lb/>
Gru&#x0364;nden ihrer Ver&#x017F;chiedenheit &#x017F;ehr wenig gekannt,<lb/>
und von den Landwirthen insgemein aus der Menge<lb/>
und Gu&#x0364;te des Gra&#x017F;es und Heues bey der Futterung<lb/>
ge&#x017F;cha&#x0364;tzet. Die Arten, woraus die ge&#x017F;ammte Gra&#x0364;-<lb/>
&#x017F;erey in der Churmark u&#x0364;berall be&#x017F;tehet, &#x017F;ind theils<lb/>
wahre Gra&#x0364;&#x017F;er, theils gro&#x0364;bere Segge- oder Ried&#x017F;chilf-<lb/>
gra&#x0364;&#x017F;er und Bin&#x017F;enarten, neb&#x017F;t einer verha&#x0364;ltnißma&#x0364;ßi-<lb/>
gen Menge von fetten nahrhaften Arzeney und &#x017F;chlech-<lb/>
ten Staudengewa&#x0364;ch&#x017F;en, und Kra&#x0364;utern, von welchen<lb/>
letztern &#x017F;ich der Antheil, wie zwey zu &#x017F;echs, zu den<lb/>
guten fetten Milch- und Nahrungsgra&#x0364;&#x017F;ern verhalten<lb/>
&#x017F;oll, unter denen die Arzeneygewa&#x0364;ch&#x017F;e ohnehin die<lb/>
wenig&#x017F;ten &#x017F;eyn mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en. Nehmen aber die&#x017F;e neb&#x017F;t den<lb/>
za&#x0364;hen, &#x017F;trengen, herben, und &#x017F;auerbeizigen, grob-<lb/>
&#x017F;tieligen u&#x0364;berhand, &#x017F;o kann zwar Graß und Heu den<lb/>
Wan&#x017F;t fu&#x0364;llen, aber dabey weder Milch noch andere<lb/>
Nahrung geben. Die&#x017F;e Unter&#x017F;chiede zeigen &#x017F;ich offenbar<lb/>
auf der Weide und am Heu&#x017F;chlage in den Provinzen<lb/>
zwi&#x017F;chen der Spree, Havel, der Oder, Warthe,<lb/>
Netze, und um den Finow und Do&#x017F;&#x017F;e. Ob inde&#x017F;&#x017F;en<lb/>
der gute oder &#x017F;chlechte Zu&#x017F;tand der Gra&#x0364;&#x017F;erey u&#x0364;ber-<lb/>
all &#x017F;ogleich beym er&#x017F;ten Gebrauche, der jetzige gewe-<lb/>
&#x017F;en, wenn oder wie oft, auch bey was fu&#x0364;r Um&#x017F;ta&#x0364;n-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">den</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>

[109/0119] zu Churfuͤrſt Friedrich Wilhelms Zeiten, von dem Feldmarſchall Doͤrfling auf ſeinen Guͤtern im Lebuſi- ſchen Kreiſe veranſtaltet worden iſt. Was die wilde Graͤſerey auf der Weide, in Feldern, auf Huͤgeln, in Forſten, und auf ebenen, hohen und andern niedrigen Bruchwieſen, in fetten, gemaͤßigten, kalkgruͤndigen Boden betrift, ſo iſt dieſe nach der Art des Bodens, der Witterung, in der Churmark außer ſolchen Arten, welche man in dem nor- diſchen Deutſchlande und aͤhnlichen Himmelsſtrichen, in Amerika und den Gegenden des nordoſtlichen Aſien ge- legenen, beynahe uͤberall ſehen kann, gar ſehr verſchie- den. Ihre wahre Beſchaffenheit wird nach den Gruͤnden ihrer Verſchiedenheit ſehr wenig gekannt, und von den Landwirthen insgemein aus der Menge und Guͤte des Graſes und Heues bey der Futterung geſchaͤtzet. Die Arten, woraus die geſammte Graͤ- ſerey in der Churmark uͤberall beſtehet, ſind theils wahre Graͤſer, theils groͤbere Segge- oder Riedſchilf- graͤſer und Binſenarten, nebſt einer verhaͤltnißmaͤßi- gen Menge von fetten nahrhaften Arzeney und ſchlech- ten Staudengewaͤchſen, und Kraͤutern, von welchen letztern ſich der Antheil, wie zwey zu ſechs, zu den guten fetten Milch- und Nahrungsgraͤſern verhalten ſoll, unter denen die Arzeneygewaͤchſe ohnehin die wenigſten ſeyn muͤſſen. Nehmen aber dieſe nebſt den zaͤhen, ſtrengen, herben, und ſauerbeizigen, grob- ſtieligen uͤberhand, ſo kann zwar Graß und Heu den Wanſt fuͤllen, aber dabey weder Milch noch andere Nahrung geben. Dieſe Unterſchiede zeigen ſich offenbar auf der Weide und am Heuſchlage in den Provinzen zwiſchen der Spree, Havel, der Oder, Warthe, Netze, und um den Finow und Doſſe. Ob indeſſen der gute oder ſchlechte Zuſtand der Graͤſerey uͤber- all ſogleich beym erſten Gebrauche, der jetzige gewe- ſen, wenn oder wie oft, auch bey was fuͤr Umſtaͤn- den

Suche im Werk

Informationen zum Werk

Titeldaten
Verfügbarkeit Text (TEI-XML-, HTML-, TCF-, E-Book-Fassung): CC BY-SA 4.0.
Nutzungsbedingungen

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ^?

Language Resource Switchboard^?

Resource/URL übermitteln

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.

Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk:	https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen03_1789
URL zu dieser Seite:	https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen03_1789/119
Zitationshilfe:	Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 3. Berlin, 1789, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen03_1789/119>, abgerufen am 19.04.2024.

Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer Creative-Commons-Lizenz. Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken. Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.

Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.

2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de.

Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.