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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 3. Berlin, 1789.

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in dem halbsüdlichen Frankreiche ziemlich nahe kom-
met; daß 2. dieser Baum unter die immergrünenden
gehöre, als deren dickere Säfte, vor den übrigen eine
weit langsamere Bewegung haben; 3. daß er folglich
nicht bey uns, zur Zeit des allerniedrigsten Sonnen-
standes, da der Baum nicht von neuem wachsen, son-
dern nur eigentlich erhalten werden soll, dasselbe keine
schnelle, ungleiche und heftige Bewegung seiner sehr
verdickten schweren Säfte, mit einem ähnlichen Nach-
laße derselben aushalten könne. Wie er denn eben so
wohl von etwas kalter Luft, als einer naßkühlen Wit-
terung Schaden leidet, als er im Winter bey uns des-
halb keinen so großen Grad der Hitze in den Glas- und
Treibe-Häusern aushält, wo zu der Zeit kein solcher
Wechsel und Zutritt der gemäßigten freyen Luft ist,
welcher sich etwa mit der unter der Zona torrida etwas
vergleichen ließe. Wenn nun die vorerwähnte fehler-
hafte Pflege noch dabey durch eine duftige Wärme des
Roßmistes, oder durch die Kachelöfen selbst eine so gro-
ße Hitze unterhalten wird, in welcher der Baum einige
Zeit leben muß; die man fälschlich mit derjenigen na-
türlichen reinen Luft und Wärme vor emerley ausgiebt,
welche sonst andere Gewächse zwischen den beyden
Wendezirkeln und der Linie genießen, so wird daßelbe,
wie es auch geschiehet, gewiß vergehen.

In so weit man aber die Haupteigenschaften des
Campferbaumes kennen gelernet, und beweiset, daß
er sich vom Vorgebürge der guten Hoffnung gesund
nach Holland bringen lassen, so wird man nicht zwei-
feln, daß er sich als ein so hartes Gewächse leicht an
die europäische Gartenpflege gewöhnen laßen sollte;
wenn man ihn nur gegen die Kälte schützen kann. Man
gab ihm daher gleich Anfangs in den alten holländi-
schen und teutschen Gärten seinen rechten Stand, be-
sonders den Winterstand unter den Orangerien und

Lorbeer-

in dem halbſuͤdlichen Frankreiche ziemlich nahe kom-
met; daß 2. dieſer Baum unter die immergruͤnenden
gehoͤre, als deren dickere Saͤfte, vor den uͤbrigen eine
weit langſamere Bewegung haben; 3. daß er folglich
nicht bey uns, zur Zeit des allerniedrigſten Sonnen-
ſtandes, da der Baum nicht von neuem wachſen, ſon-
dern nur eigentlich erhalten werden ſoll, daſſelbe keine
ſchnelle, ungleiche und heftige Bewegung ſeiner ſehr
verdickten ſchweren Saͤfte, mit einem aͤhnlichen Nach-
laße derſelben aushalten koͤnne. Wie er denn eben ſo
wohl von etwas kalter Luft, als einer naßkuͤhlen Wit-
terung Schaden leidet, als er im Winter bey uns des-
halb keinen ſo großen Grad der Hitze in den Glas- und
Treibe-Haͤuſern aushaͤlt, wo zu der Zeit kein ſolcher
Wechſel und Zutritt der gemaͤßigten freyen Luft iſt,
welcher ſich etwa mit der unter der Zona torrida etwas
vergleichen ließe. Wenn nun die vorerwaͤhnte fehler-
hafte Pflege noch dabey durch eine duftige Waͤrme des
Roßmiſtes, oder durch die Kacheloͤfen ſelbſt eine ſo gro-
ße Hitze unterhalten wird, in welcher der Baum einige
Zeit leben muß; die man faͤlſchlich mit derjenigen na-
tuͤrlichen reinen Luft und Waͤrme vor emerley ausgiebt,
welche ſonſt andere Gewaͤchſe zwiſchen den beyden
Wendezirkeln und der Linie genießen, ſo wird daßelbe,
wie es auch geſchiehet, gewiß vergehen.

In ſo weit man aber die Haupteigenſchaften des
Campferbaumes kennen gelernet, und beweiſet, daß
er ſich vom Vorgebuͤrge der guten Hoffnung geſund
nach Holland bringen laſſen, ſo wird man nicht zwei-
feln, daß er ſich als ein ſo hartes Gewaͤchſe leicht an
die europaͤiſche Gartenpflege gewoͤhnen laßen ſollte;
wenn man ihn nur gegen die Kaͤlte ſchuͤtzen kann. Man
gab ihm daher gleich Anfangs in den alten hollaͤndi-
ſchen und teutſchen Gaͤrten ſeinen rechten Stand, be-
ſonders den Winterſtand unter den Orangerien und

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[160/0170] in dem halbſuͤdlichen Frankreiche ziemlich nahe kom- met; daß 2. dieſer Baum unter die immergruͤnenden gehoͤre, als deren dickere Saͤfte, vor den uͤbrigen eine weit langſamere Bewegung haben; 3. daß er folglich nicht bey uns, zur Zeit des allerniedrigſten Sonnen- ſtandes, da der Baum nicht von neuem wachſen, ſon- dern nur eigentlich erhalten werden ſoll, daſſelbe keine ſchnelle, ungleiche und heftige Bewegung ſeiner ſehr verdickten ſchweren Saͤfte, mit einem aͤhnlichen Nach- laße derſelben aushalten koͤnne. Wie er denn eben ſo wohl von etwas kalter Luft, als einer naßkuͤhlen Wit- terung Schaden leidet, als er im Winter bey uns des- halb keinen ſo großen Grad der Hitze in den Glas- und Treibe-Haͤuſern aushaͤlt, wo zu der Zeit kein ſolcher Wechſel und Zutritt der gemaͤßigten freyen Luft iſt, welcher ſich etwa mit der unter der Zona torrida etwas vergleichen ließe. Wenn nun die vorerwaͤhnte fehler- hafte Pflege noch dabey durch eine duftige Waͤrme des Roßmiſtes, oder durch die Kacheloͤfen ſelbſt eine ſo gro- ße Hitze unterhalten wird, in welcher der Baum einige Zeit leben muß; die man faͤlſchlich mit derjenigen na- tuͤrlichen reinen Luft und Waͤrme vor emerley ausgiebt, welche ſonſt andere Gewaͤchſe zwiſchen den beyden Wendezirkeln und der Linie genießen, ſo wird daßelbe, wie es auch geſchiehet, gewiß vergehen. In ſo weit man aber die Haupteigenſchaften des Campferbaumes kennen gelernet, und beweiſet, daß er ſich vom Vorgebuͤrge der guten Hoffnung geſund nach Holland bringen laſſen, ſo wird man nicht zwei- feln, daß er ſich als ein ſo hartes Gewaͤchſe leicht an die europaͤiſche Gartenpflege gewoͤhnen laßen ſollte; wenn man ihn nur gegen die Kaͤlte ſchuͤtzen kann. Man gab ihm daher gleich Anfangs in den alten hollaͤndi- ſchen und teutſchen Gaͤrten ſeinen rechten Stand, be- ſonders den Winterſtand unter den Orangerien und Lorbeer-

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Zitationshilfe: Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 3. Berlin, 1789, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen03_1789/170>, abgerufen am 19.04.2024.