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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 3. Berlin, 1789.

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Deßhalben lässet man gern den Schäfern und ih-
ren Knechten ihr Antheil an Schaafen unter der Heer-
de, damit sie diese um der ihrigen willen, desto besser
in acht nehmen, und das ist die Ursach, warum man-
che Schäfereien der Lohnschäfer ihren vorgezogen wer-
den wollen, weil um des gemeinschaftlichen Viehes
willen, die ganze Heerde besser in acht genommen
wird.

So bald sich ein oder mehrere Stücke krank erzei-
gen, soll der Schäfer es anzeigen, das Kranke in ei-
nen besondern kleinen Stall gethan, visitiret und nach
Befinden curiret werden. Geübte Schäfer, wenn
sie die Räude an ihrer Heerde merken, machen das
Vieh auf einer fetten Weide geschwind fett, verkaufen
es hernach an die Fleischer etwas wohlfeiler, und diese
machen sich kein Gewissen, dergleichen Fleisch zu ver-
kaufen, da es niemand weiß.

Wenn denen Schaafen Salpetersalz in Wasser
gemischt und solches ihnen zu trinken gegeben wird,
soll es die Egeln, oder Egelschnecken, wenn derglei-
chen im Leibe sind, tödten, und die Schaafe curiren.
Es soll dieses Mittel sehr bewährt seyn.

11) Schaafläuse werden vertrieben, wenn man
Toback und dessen Rippen kocht und die Schaafe da-
mit wäschet, Petersiliensaamen in die Wolle gestreuet
vertreibet sie auch.

Doch ist von der Räude noch zu gedenken, daß,
weil selbige anstecket, ein Schäfer, dessen Heerde da-
mit angesteckt ist, sich der benachbarten Koppelweide
enthalten und keinen Anlaß geben muß, ihn darüber
zu verklagen, deshalben hält man die Gemeinden, de-
ren Schaafvieh dergestalt inficiret ist, von Obrigkeits
wegen an, ihre räudige Schaafe weg zu thun. Es
giebt aber Schäfer, welche eine gewisse Salbe ha-
ben wollen, womit sie eine ganze räudige Heerde

Schaafe

Deßhalben laͤſſet man gern den Schaͤfern und ih-
ren Knechten ihr Antheil an Schaafen unter der Heer-
de, damit ſie dieſe um der ihrigen willen, deſto beſſer
in acht nehmen, und das iſt die Urſach, warum man-
che Schaͤfereien der Lohnſchaͤfer ihren vorgezogen wer-
den wollen, weil um des gemeinſchaftlichen Viehes
willen, die ganze Heerde beſſer in acht genommen
wird.

So bald ſich ein oder mehrere Stuͤcke krank erzei-
gen, ſoll der Schaͤfer es anzeigen, das Kranke in ei-
nen beſondern kleinen Stall gethan, viſitiret und nach
Befinden curiret werden. Geuͤbte Schaͤfer, wenn
ſie die Raͤude an ihrer Heerde merken, machen das
Vieh auf einer fetten Weide geſchwind fett, verkaufen
es hernach an die Fleiſcher etwas wohlfeiler, und dieſe
machen ſich kein Gewiſſen, dergleichen Fleiſch zu ver-
kaufen, da es niemand weiß.

Wenn denen Schaafen Salpeterſalz in Waſſer
gemiſcht und ſolches ihnen zu trinken gegeben wird,
ſoll es die Egeln, oder Egelſchnecken, wenn derglei-
chen im Leibe ſind, toͤdten, und die Schaafe curiren.
Es ſoll dieſes Mittel ſehr bewaͤhrt ſeyn.

11) Schaaflaͤuſe werden vertrieben, wenn man
Toback und deſſen Rippen kocht und die Schaafe da-
mit waͤſchet, Peterſilienſaamen in die Wolle geſtreuet
vertreibet ſie auch.

Doch iſt von der Raͤude noch zu gedenken, daß,
weil ſelbige anſtecket, ein Schaͤfer, deſſen Heerde da-
mit angeſteckt iſt, ſich der benachbarten Koppelweide
enthalten und keinen Anlaß geben muß, ihn daruͤber
zu verklagen, deshalben haͤlt man die Gemeinden, de-
ren Schaafvieh dergeſtalt inficiret iſt, von Obrigkeits
wegen an, ihre raͤudige Schaafe weg zu thun. Es
giebt aber Schaͤfer, welche eine gewiſſe Salbe ha-
ben wollen, womit ſie eine ganze raͤudige Heerde

Schaafe
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[208/0218] Deßhalben laͤſſet man gern den Schaͤfern und ih- ren Knechten ihr Antheil an Schaafen unter der Heer- de, damit ſie dieſe um der ihrigen willen, deſto beſſer in acht nehmen, und das iſt die Urſach, warum man- che Schaͤfereien der Lohnſchaͤfer ihren vorgezogen wer- den wollen, weil um des gemeinſchaftlichen Viehes willen, die ganze Heerde beſſer in acht genommen wird. So bald ſich ein oder mehrere Stuͤcke krank erzei- gen, ſoll der Schaͤfer es anzeigen, das Kranke in ei- nen beſondern kleinen Stall gethan, viſitiret und nach Befinden curiret werden. Geuͤbte Schaͤfer, wenn ſie die Raͤude an ihrer Heerde merken, machen das Vieh auf einer fetten Weide geſchwind fett, verkaufen es hernach an die Fleiſcher etwas wohlfeiler, und dieſe machen ſich kein Gewiſſen, dergleichen Fleiſch zu ver- kaufen, da es niemand weiß. Wenn denen Schaafen Salpeterſalz in Waſſer gemiſcht und ſolches ihnen zu trinken gegeben wird, ſoll es die Egeln, oder Egelſchnecken, wenn derglei- chen im Leibe ſind, toͤdten, und die Schaafe curiren. Es ſoll dieſes Mittel ſehr bewaͤhrt ſeyn. 11) Schaaflaͤuſe werden vertrieben, wenn man Toback und deſſen Rippen kocht und die Schaafe da- mit waͤſchet, Peterſilienſaamen in die Wolle geſtreuet vertreibet ſie auch. Doch iſt von der Raͤude noch zu gedenken, daß, weil ſelbige anſtecket, ein Schaͤfer, deſſen Heerde da- mit angeſteckt iſt, ſich der benachbarten Koppelweide enthalten und keinen Anlaß geben muß, ihn daruͤber zu verklagen, deshalben haͤlt man die Gemeinden, de- ren Schaafvieh dergeſtalt inficiret iſt, von Obrigkeits wegen an, ihre raͤudige Schaafe weg zu thun. Es giebt aber Schaͤfer, welche eine gewiſſe Salbe ha- ben wollen, womit ſie eine ganze raͤudige Heerde Schaafe

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Zitationshilfe: Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 3. Berlin, 1789, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen03_1789/218>, abgerufen am 29.03.2024.