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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 3. Berlin, 1789.

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Schaafe wieder kuriren können, daß sie so rein wie zuvor
werden, sie halten es aber geheim.

Boshafte Schäfer knechte, wenn sie ihren Herren
einen Possen thun wollen, lassen ein dergleichen rau-
diges Schaaf von weitem herkommen, zeigen ihnen sol-
ches, machen dadurch die ganze Heerde verdächtig, daß
sie sie wohlfeil verkaufen müssen, wenn sie nicht selbst
genaue Aufsicht haben.

Wider die Raude, welche nach Herrn Ellis Mei-
nung daher kommt, wenn die Schaafe feuchtes, un-
reines Gras fressen, und des Nachts auf nassem Bo-
den liegen müssen, soll folgendes Mittel helfen:

Hünermist 24 Stunden in Wasser geweicht, mit
2 Pfund Tobacksrippen wohl gekocht und zugedeckt,
sodann die raudige Oerter öfters damit gewaschen;
man kann auch Alaun, Attigkraut, Gerstenmalz und
Salpetersalz, Vitriol und Weinessig dazu nehmen.

Man macht auch Lauge von Strohasche, kocht
sie eine Stunde, thut ein paar Pfund Theer, welches
aus den Wurzeln, Stubben und Kienstöcken geschwä-
let wird, item eine Metze grob Rockenmehl dazu, rüh-
ret es um, giebt es dem Schäfer in einer Büchse und
lässet die Schaafe damit schmieren. Das vornehm-
ste soll seyn, sie alle zusammen einsperren und schwiz-
zen lassen, drey Tage nichts zu saufen geben, sondern
auf junges Gras treiben, und sie so wieder kuriren
lassen.

Einige nehmen auch nur grüne Hanfstengel, zie-
hen solche den Schaafen durch das Maul, binden sol-
che hinter den Ohren auf dem Hals zu; weil nun
die Schaafe solche Hanfstengel brav zerkauen und den
Saft davon einschlucken müssen, so purgiren sie da-
von, und reinigen sich inwendig aus.

Dieses Mittel soll curative und praeservative nu-
tzen. Die mit der Raude angesteckte Schaafe, heißt
man das Schmiervieh, und die Schäfer Schmier-

Schä-
O

Schaafe wieder kuriren koͤnnen, daß ſie ſo rein wie zuvor
werden, ſie halten es aber geheim.

Boshafte Schaͤfer knechte, wenn ſie ihren Herren
einen Poſſen thun wollen, laſſen ein dergleichen rau-
diges Schaaf von weitem herkommen, zeigen ihnen ſol-
ches, machen dadurch die ganze Heerde verdaͤchtig, daß
ſie ſie wohlfeil verkaufen muͤſſen, wenn ſie nicht ſelbſt
genaue Aufſicht haben.

Wider die Raude, welche nach Herrn Ellis Mei-
nung daher kommt, wenn die Schaafe feuchtes, un-
reines Gras freſſen, und des Nachts auf naſſem Bo-
den liegen muͤſſen, ſoll folgendes Mittel helfen:

Huͤnermiſt 24 Stunden in Waſſer geweicht, mit
2 Pfund Tobacksrippen wohl gekocht und zugedeckt,
ſodann die raudige Oerter oͤfters damit gewaſchen;
man kann auch Alaun, Attigkraut, Gerſtenmalz und
Salpeterſalz, Vitriol und Weineſſig dazu nehmen.

Man macht auch Lauge von Strohaſche, kocht
ſie eine Stunde, thut ein paar Pfund Theer, welches
aus den Wurzeln, Stubben und Kienſtoͤcken geſchwaͤ-
let wird, item eine Metze grob Rockenmehl dazu, ruͤh-
ret es um, giebt es dem Schaͤfer in einer Buͤchſe und
laͤſſet die Schaafe damit ſchmieren. Das vornehm-
ſte ſoll ſeyn, ſie alle zuſammen einſperren und ſchwiz-
zen laſſen, drey Tage nichts zu ſaufen geben, ſondern
auf junges Gras treiben, und ſie ſo wieder kuriren
laſſen.

Einige nehmen auch nur gruͤne Hanfſtengel, zie-
hen ſolche den Schaafen durch das Maul, binden ſol-
che hinter den Ohren auf dem Hals zu; weil nun
die Schaafe ſolche Hanfſtengel brav zerkauen und den
Saft davon einſchlucken muͤſſen, ſo purgiren ſie da-
von, und reinigen ſich inwendig aus.

Dieſes Mittel ſoll curative und præſervative nu-
tzen. Die mit der Raude angeſteckte Schaafe, heißt
man das Schmiervieh, und die Schaͤfer Schmier-

Schaͤ-
O
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[209/0219] Schaafe wieder kuriren koͤnnen, daß ſie ſo rein wie zuvor werden, ſie halten es aber geheim. Boshafte Schaͤfer knechte, wenn ſie ihren Herren einen Poſſen thun wollen, laſſen ein dergleichen rau- diges Schaaf von weitem herkommen, zeigen ihnen ſol- ches, machen dadurch die ganze Heerde verdaͤchtig, daß ſie ſie wohlfeil verkaufen muͤſſen, wenn ſie nicht ſelbſt genaue Aufſicht haben. Wider die Raude, welche nach Herrn Ellis Mei- nung daher kommt, wenn die Schaafe feuchtes, un- reines Gras freſſen, und des Nachts auf naſſem Bo- den liegen muͤſſen, ſoll folgendes Mittel helfen: Huͤnermiſt 24 Stunden in Waſſer geweicht, mit 2 Pfund Tobacksrippen wohl gekocht und zugedeckt, ſodann die raudige Oerter oͤfters damit gewaſchen; man kann auch Alaun, Attigkraut, Gerſtenmalz und Salpeterſalz, Vitriol und Weineſſig dazu nehmen. Man macht auch Lauge von Strohaſche, kocht ſie eine Stunde, thut ein paar Pfund Theer, welches aus den Wurzeln, Stubben und Kienſtoͤcken geſchwaͤ- let wird, item eine Metze grob Rockenmehl dazu, ruͤh- ret es um, giebt es dem Schaͤfer in einer Buͤchſe und laͤſſet die Schaafe damit ſchmieren. Das vornehm- ſte ſoll ſeyn, ſie alle zuſammen einſperren und ſchwiz- zen laſſen, drey Tage nichts zu ſaufen geben, ſondern auf junges Gras treiben, und ſie ſo wieder kuriren laſſen. Einige nehmen auch nur gruͤne Hanfſtengel, zie- hen ſolche den Schaafen durch das Maul, binden ſol- che hinter den Ohren auf dem Hals zu; weil nun die Schaafe ſolche Hanfſtengel brav zerkauen und den Saft davon einſchlucken muͤſſen, ſo purgiren ſie da- von, und reinigen ſich inwendig aus. Dieſes Mittel ſoll curative und præſervative nu- tzen. Die mit der Raude angeſteckte Schaafe, heißt man das Schmiervieh, und die Schaͤfer Schmier- Schaͤ- O

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Zitationshilfe: Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 3. Berlin, 1789, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen03_1789/219>, abgerufen am 25.04.2024.