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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 3. Berlin, 1789.

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kann sowohl Pflanzen beschädigen, als auch durch das
plötzliche zu starke Luftmachen den jungen Stämmen
Schaden zufügen, und ich würde also das Korn nie-
mals höher als zwey Fuß hoch aufwachsen lassen, da-
mit die Pflanzen nicht zu wenig Luft und Regen hät-
ten. Bey unbedeckten Plätzen giebt es auch keine
Hindernisse, sondern vielmehr Vortheil, wenn zu-
gleich von selbst verschiedene Sträucher mit aufwach-
sen, und zu besserer Bedeckung dienen. Ist aber der
Boden so beschaffen, daß man mit dem Pfluge nicht
arbeiten kann, so läßt sich die von mir bereits ange-
gebene Methode mit Kreuzlinien anbringen, und will
auch diese zu kostbar scheinen, so bleibet abermahls
das schon beschriebene Einhauen des Saamens
übrig.

Wegen Mangel der nöthigen Decke sind jedoch
diese Arten der Aussäung vielen Gefahren unterwor-
fen. Es gehört daher eine geprüfte Geduld dazu,
mit der man alle Jahre das beschädigte auszubessern
nicht ermüdet, auch sich nicht eher mit einer neuen
Abtheilung abgiebt, als bis die erste keiner weitern
Wartung bedarf. Das fürchterlichste Uebel von allen
sind aber die späten Fröste. Oft gehet die Frucht ei-
ner jährigen Arbeit bey dem allerschönsten Ansehen, in
einer Nacht verlohren, man muß von neuem anfan-
gen, die Kosten verneuern sich zugleich mit, die Zei-
ten gehen fort, das dicke Gras und das hochwachsen-
de Unkraut vermehret sich, und dieses locket die Mäuse
wieder herbey. Und wird nun der Besitzer niederge-
schlagen und verdrieslich, so verwandelt sich nur gar
zu leicht die schönste Anlage in wenig Jahren in ihr
voriges nichts.

Gedan-

kann ſowohl Pflanzen beſchaͤdigen, als auch durch das
ploͤtzliche zu ſtarke Luftmachen den jungen Staͤmmen
Schaden zufuͤgen, und ich wuͤrde alſo das Korn nie-
mals hoͤher als zwey Fuß hoch aufwachſen laſſen, da-
mit die Pflanzen nicht zu wenig Luft und Regen haͤt-
ten. Bey unbedeckten Plaͤtzen giebt es auch keine
Hinderniſſe, ſondern vielmehr Vortheil, wenn zu-
gleich von ſelbſt verſchiedene Straͤucher mit aufwach-
ſen, und zu beſſerer Bedeckung dienen. Iſt aber der
Boden ſo beſchaffen, daß man mit dem Pfluge nicht
arbeiten kann, ſo laͤßt ſich die von mir bereits ange-
gebene Methode mit Kreuzlinien anbringen, und will
auch dieſe zu koſtbar ſcheinen, ſo bleibet abermahls
das ſchon beſchriebene Einhauen des Saamens
uͤbrig.

Wegen Mangel der noͤthigen Decke ſind jedoch
dieſe Arten der Ausſaͤung vielen Gefahren unterwor-
fen. Es gehoͤrt daher eine gepruͤfte Geduld dazu,
mit der man alle Jahre das beſchaͤdigte auszubeſſern
nicht ermuͤdet, auch ſich nicht eher mit einer neuen
Abtheilung abgiebt, als bis die erſte keiner weitern
Wartung bedarf. Das fuͤrchterlichſte Uebel von allen
ſind aber die ſpaͤten Froͤſte. Oft gehet die Frucht ei-
ner jaͤhrigen Arbeit bey dem allerſchoͤnſten Anſehen, in
einer Nacht verlohren, man muß von neuem anfan-
gen, die Koſten verneuern ſich zugleich mit, die Zei-
ten gehen fort, das dicke Gras und das hochwachſen-
de Unkraut vermehret ſich, und dieſes locket die Maͤuſe
wieder herbey. Und wird nun der Beſitzer niederge-
ſchlagen und verdrieslich, ſo verwandelt ſich nur gar
zu leicht die ſchoͤnſte Anlage in wenig Jahren in ihr
voriges nichts.

Gedan-
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[16/0026] kann ſowohl Pflanzen beſchaͤdigen, als auch durch das ploͤtzliche zu ſtarke Luftmachen den jungen Staͤmmen Schaden zufuͤgen, und ich wuͤrde alſo das Korn nie- mals hoͤher als zwey Fuß hoch aufwachſen laſſen, da- mit die Pflanzen nicht zu wenig Luft und Regen haͤt- ten. Bey unbedeckten Plaͤtzen giebt es auch keine Hinderniſſe, ſondern vielmehr Vortheil, wenn zu- gleich von ſelbſt verſchiedene Straͤucher mit aufwach- ſen, und zu beſſerer Bedeckung dienen. Iſt aber der Boden ſo beſchaffen, daß man mit dem Pfluge nicht arbeiten kann, ſo laͤßt ſich die von mir bereits ange- gebene Methode mit Kreuzlinien anbringen, und will auch dieſe zu koſtbar ſcheinen, ſo bleibet abermahls das ſchon beſchriebene Einhauen des Saamens uͤbrig. Wegen Mangel der noͤthigen Decke ſind jedoch dieſe Arten der Ausſaͤung vielen Gefahren unterwor- fen. Es gehoͤrt daher eine gepruͤfte Geduld dazu, mit der man alle Jahre das beſchaͤdigte auszubeſſern nicht ermuͤdet, auch ſich nicht eher mit einer neuen Abtheilung abgiebt, als bis die erſte keiner weitern Wartung bedarf. Das fuͤrchterlichſte Uebel von allen ſind aber die ſpaͤten Froͤſte. Oft gehet die Frucht ei- ner jaͤhrigen Arbeit bey dem allerſchoͤnſten Anſehen, in einer Nacht verlohren, man muß von neuem anfan- gen, die Koſten verneuern ſich zugleich mit, die Zei- ten gehen fort, das dicke Gras und das hochwachſen- de Unkraut vermehret ſich, und dieſes locket die Maͤuſe wieder herbey. Und wird nun der Beſitzer niederge- ſchlagen und verdrieslich, ſo verwandelt ſich nur gar zu leicht die ſchoͤnſte Anlage in wenig Jahren in ihr voriges nichts. Gedan-

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Zitationshilfe: Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 3. Berlin, 1789, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen03_1789/26>, abgerufen am 29.03.2024.