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Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 3. Berlin, 1789.

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zweyte mahl trage! Dieser Zustand wird uns beleh-
ren, ob wir etwas hierinnen bestimmen können, oder
die Bestimmung weiter verschieben sollen. Denn un-
ter solchen Pflanzen, welche etwa eine Männliche von
der Weiblichen, bloß durch die Lage und den Sitz
auf verschiedenen Zweigen abgesonderte Blüte brin-
gen, wie etwa der Haselstrauch Corylus und der Wal-
nußbaum Fuylans, wenn einer von beyden die erste
Blüte trägt, so findet man nicht immer die erste
Zeit daran, eine Männliche und Weibliche zugleich,
daß man daraus erkennen könnte, was er sey, und
in welche natürliche Ordnung v. gr. im Linneischen
System er gehöre, sondern mit der Zeit kommen erst
beyde Arten dieser Blumen zugleich zum Vorschein.

Es trift sich sogar bey dem Walnußbaume, in
gewissen Jahren zuweilen, daß er sehr häufig Männ-
liche, aber sehr wenig Weibliche Blüte trägt, oder
auch eine erstaunende Menge von Weiblichen, ohne
eine einzige Männliche zu haben: in welchem Falle
die Insecten, als besondere Diener der Natur, bey
diesem Geschäfte, das befruchtende Blumenmehl von
andern Nußbäumen in der Nähe häufig zuführen.
Dieses Beyspiel habe ich nicht nur öfters vor mir ge-
habt, sondern noch in diesem Jahre an einem zwan-
zigjährigen Baume, in der Nähe sehr genau beob-
achten können. Ein in der Sache unerfahrner,
könnte leicht auf die Gedanken gerathen, als ob es
außer dem bekannten Wallnußbaume und Haselstaude,
noch andere davon abgesonderte Männliche oder
Weibliche gebe! Denn es könnte auch seyn, daß sie
zu einer besonders vermischten oder zwitterblümigen
Gattung gehörten, dergleichen das Ahorn Acer und
Creuzdorngeschlechte Rhamni enthalten, und bey dem
Johannisbrodbaume Ceradonia nunmehro auch ent-
deckt worden sind.

Man

zweyte mahl trage! Dieſer Zuſtand wird uns beleh-
ren, ob wir etwas hierinnen beſtimmen koͤnnen, oder
die Beſtimmung weiter verſchieben ſollen. Denn un-
ter ſolchen Pflanzen, welche etwa eine Maͤnnliche von
der Weiblichen, bloß durch die Lage und den Sitz
auf verſchiedenen Zweigen abgeſonderte Bluͤte brin-
gen, wie etwa der Haſelſtrauch Corylus und der Wal-
nußbaum Fuylans, wenn einer von beyden die erſte
Bluͤte traͤgt, ſo findet man nicht immer die erſte
Zeit daran, eine Maͤnnliche und Weibliche zugleich,
daß man daraus erkennen koͤnnte, was er ſey, und
in welche natuͤrliche Ordnung v. gr. im Linneiſchen
Syſtem er gehoͤre, ſondern mit der Zeit kommen erſt
beyde Arten dieſer Blumen zugleich zum Vorſchein.

Es trift ſich ſogar bey dem Walnußbaume, in
gewiſſen Jahren zuweilen, daß er ſehr haͤufig Maͤnn-
liche, aber ſehr wenig Weibliche Bluͤte traͤgt, oder
auch eine erſtaunende Menge von Weiblichen, ohne
eine einzige Maͤnnliche zu haben: in welchem Falle
die Inſecten, als beſondere Diener der Natur, bey
dieſem Geſchaͤfte, das befruchtende Blumenmehl von
andern Nußbaͤumen in der Naͤhe haͤufig zufuͤhren.
Dieſes Beyſpiel habe ich nicht nur oͤfters vor mir ge-
habt, ſondern noch in dieſem Jahre an einem zwan-
zigjaͤhrigen Baume, in der Naͤhe ſehr genau beob-
achten koͤnnen. Ein in der Sache unerfahrner,
koͤnnte leicht auf die Gedanken gerathen, als ob es
außer dem bekannten Wallnußbaume und Haſelſtaude,
noch andere davon abgeſonderte Maͤnnliche oder
Weibliche gebe! Denn es koͤnnte auch ſeyn, daß ſie
zu einer beſonders vermiſchten oder zwitterbluͤmigen
Gattung gehoͤrten, dergleichen das Ahorn Acer und
Creuzdorngeſchlechte Rhamni enthalten, und bey dem
Johannisbrodbaume Ceradonia nunmehro auch ent-
deckt worden ſind.

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[43/0053] zweyte mahl trage! Dieſer Zuſtand wird uns beleh- ren, ob wir etwas hierinnen beſtimmen koͤnnen, oder die Beſtimmung weiter verſchieben ſollen. Denn un- ter ſolchen Pflanzen, welche etwa eine Maͤnnliche von der Weiblichen, bloß durch die Lage und den Sitz auf verſchiedenen Zweigen abgeſonderte Bluͤte brin- gen, wie etwa der Haſelſtrauch Corylus und der Wal- nußbaum Fuylans, wenn einer von beyden die erſte Bluͤte traͤgt, ſo findet man nicht immer die erſte Zeit daran, eine Maͤnnliche und Weibliche zugleich, daß man daraus erkennen koͤnnte, was er ſey, und in welche natuͤrliche Ordnung v. gr. im Linneiſchen Syſtem er gehoͤre, ſondern mit der Zeit kommen erſt beyde Arten dieſer Blumen zugleich zum Vorſchein. Es trift ſich ſogar bey dem Walnußbaume, in gewiſſen Jahren zuweilen, daß er ſehr haͤufig Maͤnn- liche, aber ſehr wenig Weibliche Bluͤte traͤgt, oder auch eine erſtaunende Menge von Weiblichen, ohne eine einzige Maͤnnliche zu haben: in welchem Falle die Inſecten, als beſondere Diener der Natur, bey dieſem Geſchaͤfte, das befruchtende Blumenmehl von andern Nußbaͤumen in der Naͤhe haͤufig zufuͤhren. Dieſes Beyſpiel habe ich nicht nur oͤfters vor mir ge- habt, ſondern noch in dieſem Jahre an einem zwan- zigjaͤhrigen Baume, in der Naͤhe ſehr genau beob- achten koͤnnen. Ein in der Sache unerfahrner, koͤnnte leicht auf die Gedanken gerathen, als ob es außer dem bekannten Wallnußbaume und Haſelſtaude, noch andere davon abgeſonderte Maͤnnliche oder Weibliche gebe! Denn es koͤnnte auch ſeyn, daß ſie zu einer beſonders vermiſchten oder zwitterbluͤmigen Gattung gehoͤrten, dergleichen das Ahorn Acer und Creuzdorngeſchlechte Rhamni enthalten, und bey dem Johannisbrodbaume Ceradonia nunmehro auch ent- deckt worden ſind. Man

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Zitationshilfe: Gleditsch, Johann Gottlieb: Vermischte botanische und ökonomische Abhandlungen. Bd. 3. Berlin, 1789, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gleditsch_abhandlungen03_1789/53>, abgerufen am 25.04.2024.