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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790.

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de Constitutionibus Principum.
und Decisiv Rescripte werden alsdann, wie Urthei-
le, angesehen, und können, wie diese, die Rechtskraft
beschreiten 77), dahero derjenigen Parthey, welche damit
nicht zufrieden ist, obliegt, binnen zehen Tagen Vorstel-
lung darwider zu thun, und dieserhalb ihre Nothdurft
entweder bey dem Richter, an welchen das Decret oder
Rescript ergangen ist, anzubringen, und um Berichter-
stattung an den Landesherrn zu bitten, oder sich mit ih-
rer Vorstellung unmittelbar an den Landesherrn selbst zu
wenden 78).

§. 97.
Form und Gültigkeit landesherrlicher Rescripte und Rechtsmittel
gegen deren Erschleichung.

Sollen jedoch Rescripte gültig seyn, so wird hier-
zu folgendes erfordert.

I) Sie müssen entweder vom Landesherrn selbst un-
terschrieben, oder wenigstens auf dessen Befehl von ei-
nem Minister, oder dem Cabinets-Secretair unterzeich-
net worden, und mit dem landesherrlichen Siegel verse-
hen seyn 79).



II) Sie
tur, ut ultra negotium, circa quod pronunciat, sententia non
extendatur, facile exinde patet, alios, quos negotium istud
non concernit, eo decreto non obligari. Ratio est, quia tum

nudi iudicis partes sustinet, non legislatoris, quae duo
officia in Principe accurate distingui debent
.
77) Dav. Gottl. diez Pr. de rescriptis Principum auctoritatem
rei iudicatae habentibus. Lipsiae
1727. Nettelbladt prak-
tische Rechtsgelahrtheit. §. 575.
78) S. Eichmann Erklärungen des bürgerl. Rechts. 2. Th.
§. 97. b. S. 60. u. ff. Iust. H. boehmer in Iur. Eccl. Pro-
test. Lib. I. Tit.
3. §. 9.
79) L. 3. L. 6. Cod. Iust. de divers. rescript. Auch bey den
Römern war der Fall nicht selten, daß nur der Geheimsecre-
tair

de Conſtitutionibus Principum.
und Deciſiv Reſcripte werden alsdann, wie Urthei-
le, angeſehen, und koͤnnen, wie dieſe, die Rechtskraft
beſchreiten 77), dahero derjenigen Parthey, welche damit
nicht zufrieden iſt, obliegt, binnen zehen Tagen Vorſtel-
lung darwider zu thun, und dieſerhalb ihre Nothdurft
entweder bey dem Richter, an welchen das Decret oder
Reſcript ergangen iſt, anzubringen, und um Berichter-
ſtattung an den Landesherrn zu bitten, oder ſich mit ih-
rer Vorſtellung unmittelbar an den Landesherrn ſelbſt zu
wenden 78).

§. 97.
Form und Guͤltigkeit landesherrlicher Reſcripte und Rechtsmittel
gegen deren Erſchleichung.

Sollen jedoch Reſcripte guͤltig ſeyn, ſo wird hier-
zu folgendes erfordert.

I) Sie muͤſſen entweder vom Landesherrn ſelbſt un-
terſchrieben, oder wenigſtens auf deſſen Befehl von ei-
nem Miniſter, oder dem Cabinets-Secretair unterzeich-
net worden, und mit dem landesherrlichen Siegel verſe-
hen ſeyn 79).



II) Sie
tur, ut ultra negotium, circa quod pronunciat, ſententia non
extendatur, facile exinde patet, alios, quos negotium iſtud
non concernit, eo decreto non obligari. Ratio eſt, quia tum

nudi iudicis partes ſuſtinet, non legislatoris, quae duo
officia in Principe accurate diſtingui debent
.
77) Dav. Gottl. diez Pr. de reſcriptis Principum auctoritatem
rei iudicatae habentibus. Lipſiae
1727. Nettelbladt prak-
tiſche Rechtsgelahrtheit. §. 575.
78) S. Eichmann Erklaͤrungen des buͤrgerl. Rechts. 2. Th.
§. 97. b. S. 60. u. ff. Iuſt. H. boehmer in Iur. Eccl. Pro-
teſt. Lib. I. Tit.
3. §. 9.
79) L. 3. L. 6. Cod. Iuſt. de diverſ. reſcript. Auch bey den
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[523/0543] de Conſtitutionibus Principum. und Deciſiv Reſcripte werden alsdann, wie Urthei- le, angeſehen, und koͤnnen, wie dieſe, die Rechtskraft beſchreiten 77), dahero derjenigen Parthey, welche damit nicht zufrieden iſt, obliegt, binnen zehen Tagen Vorſtel- lung darwider zu thun, und dieſerhalb ihre Nothdurft entweder bey dem Richter, an welchen das Decret oder Reſcript ergangen iſt, anzubringen, und um Berichter- ſtattung an den Landesherrn zu bitten, oder ſich mit ih- rer Vorſtellung unmittelbar an den Landesherrn ſelbſt zu wenden 78). §. 97. Form und Guͤltigkeit landesherrlicher Reſcripte und Rechtsmittel gegen deren Erſchleichung. Sollen jedoch Reſcripte guͤltig ſeyn, ſo wird hier- zu folgendes erfordert. I) Sie muͤſſen entweder vom Landesherrn ſelbſt un- terſchrieben, oder wenigſtens auf deſſen Befehl von ei- nem Miniſter, oder dem Cabinets-Secretair unterzeich- net worden, und mit dem landesherrlichen Siegel verſe- hen ſeyn 79). II) Sie 76) 77) Dav. Gottl. diez Pr. de reſcriptis Principum auctoritatem rei iudicatae habentibus. Lipſiae 1727. Nettelbladt prak- tiſche Rechtsgelahrtheit. §. 575. 78) S. Eichmann Erklaͤrungen des buͤrgerl. Rechts. 2. Th. §. 97. b. S. 60. u. ff. Iuſt. H. boehmer in Iur. Eccl. Pro- teſt. Lib. I. Tit. 3. §. 9. 79) L. 3. L. 6. Cod. Iuſt. de diverſ. reſcript. Auch bey den Roͤmern war der Fall nicht ſelten, daß nur der Geheimſecre- tair 76) tur, ut ultra negotium, circa quod pronunciat, ſententia non extendatur, facile exinde patet, alios, quos negotium iſtud non concernit, eo decreto non obligari. Ratio eſt, quia tum nudi iudicis partes ſuſtinet, non legislatoris, quae duo officia in Principe accurate diſtingui debent.

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790, S. 523. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten01_1790/543>, abgerufen am 28.03.2024.