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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790.

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macht, ist also jünger als die Institutionen und Pan-
decten, und derogirt beyden 52). Er ist in zwölf Bü-
cher eingetheilt, wovon jedes wieder gewisse Titel hat.
Jeder Titel hat seine Aufschrift, die allemahl eine ge-
wisse Rechtsmaterie anzeigt, unter welcher alsdenn die
zu derselben gehörigen Kaiserlichen Verordnungen, welche
Leges Codicis genennt werden, chronologisch geordnet
sind. Diese Leges Codicis enthalten jedoch die Ver-
ordnungen der röm. Kaiser nie ganz, sondern nur Aus-
züge aus denenselben, die oft sehr dunkel und verstüm-
melt sind, daher uns bey Erklärung derselben die Frag-
mente der oben gedachten ältern Codicum trefliche Dien-
ste leisten 53). Sie haben ferner meist eine Inscri-
ption und Subscription. Leztere zeigt das Datum oder
Ort und Zeit der Promulgation an, erstere aber den
Nahmen des Kaisers oder derjenigen Kaiser, von denen
die Verordnung ist bekannt gemacht worden, auch die-
jenige Persohn, an welche die Constitution gerichtet ist,
welche bey den Edicten und Decisionen eine Magistrats-
persohn, bey Decreten und Rescripten aber nur eine
Privatpersohn ist. Beyde, die In- und Subscription
haben zur Erklärung und Bestimmung der Chronologie
grosen Nutzen 54). Von den ächten Legibus Codicis
müssen unterschieden werden,

I) die leges restitutae Codicis. Nicht wenig Con-
stitutionen waren nehmlich theils durch die Nachlässigkeit

und
52) Höpfner im Commentar. §. 16.
53) B. H. reinoldi Exerc. de necessitate adeun-
di ad fontes, si quis in lectione Codicis re-
petitae praelectionis feliciter versari ve-
lit.
in Opusc.
S. 611.
54) reinoldi Orat. de Inscriptionibus Legum
Digester. et Codicis
eum notis Abr. wielingi
§. XIII. in Opusc.
S. 580.

1. Buch. 2. Tit.
macht, iſt alſo juͤnger als die Inſtitutionen und Pan-
decten, und derogirt beyden 52). Er iſt in zwoͤlf Buͤ-
cher eingetheilt, wovon jedes wieder gewiſſe Titel hat.
Jeder Titel hat ſeine Aufſchrift, die allemahl eine ge-
wiſſe Rechtsmaterie anzeigt, unter welcher alsdenn die
zu derſelben gehoͤrigen Kaiſerlichen Verordnungen, welche
Leges Codicis genennt werden, chronologiſch geordnet
ſind. Dieſe Leges Codicis enthalten jedoch die Ver-
ordnungen der roͤm. Kaiſer nie ganz, ſondern nur Aus-
zuͤge aus denenſelben, die oft ſehr dunkel und verſtuͤm-
melt ſind, daher uns bey Erklaͤrung derſelben die Frag-
mente der oben gedachten aͤltern Codicum trefliche Dien-
ſte leiſten 53). Sie haben ferner meiſt eine Inſcri-
ption und Subſcription. Leztere zeigt das Datum oder
Ort und Zeit der Promulgation an, erſtere aber den
Nahmen des Kaiſers oder derjenigen Kaiſer, von denen
die Verordnung iſt bekannt gemacht worden, auch die-
jenige Perſohn, an welche die Conſtitution gerichtet iſt,
welche bey den Edicten und Deciſionen eine Magiſtrats-
perſohn, bey Decreten und Reſcripten aber nur eine
Privatperſohn iſt. Beyde, die In- und Subſcription
haben zur Erklaͤrung und Beſtimmung der Chronologie
groſen Nutzen 54). Von den aͤchten Legibus Codicis
muͤſſen unterſchieden werden,

I) die leges reſtitutae Codicis. Nicht wenig Con-
ſtitutionen waren nehmlich theils durch die Nachlaͤſſigkeit

und
52) Hoͤpfner im Commentar. §. 16.
53) B. H. reinoldi Exerc. de neceſſitate adeun-
di ad fontes, ſi quis in lectione Codicis re-
petitae praelectionis feliciter verſari ve-
lit.
in Opuſc.
S. 611.
54) reinoldi Orat. de Inſcriptionibus Legum
Digeſter. et Codicis
eum notis Abr. wielingi
§. XIII. in Opuſc.
S. 580.
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[324/0344] 1. Buch. 2. Tit. macht, iſt alſo juͤnger als die Inſtitutionen und Pan- decten, und derogirt beyden 52). Er iſt in zwoͤlf Buͤ- cher eingetheilt, wovon jedes wieder gewiſſe Titel hat. Jeder Titel hat ſeine Aufſchrift, die allemahl eine ge- wiſſe Rechtsmaterie anzeigt, unter welcher alsdenn die zu derſelben gehoͤrigen Kaiſerlichen Verordnungen, welche Leges Codicis genennt werden, chronologiſch geordnet ſind. Dieſe Leges Codicis enthalten jedoch die Ver- ordnungen der roͤm. Kaiſer nie ganz, ſondern nur Aus- zuͤge aus denenſelben, die oft ſehr dunkel und verſtuͤm- melt ſind, daher uns bey Erklaͤrung derſelben die Frag- mente der oben gedachten aͤltern Codicum trefliche Dien- ſte leiſten 53). Sie haben ferner meiſt eine Inſcri- ption und Subſcription. Leztere zeigt das Datum oder Ort und Zeit der Promulgation an, erſtere aber den Nahmen des Kaiſers oder derjenigen Kaiſer, von denen die Verordnung iſt bekannt gemacht worden, auch die- jenige Perſohn, an welche die Conſtitution gerichtet iſt, welche bey den Edicten und Deciſionen eine Magiſtrats- perſohn, bey Decreten und Reſcripten aber nur eine Privatperſohn iſt. Beyde, die In- und Subſcription haben zur Erklaͤrung und Beſtimmung der Chronologie groſen Nutzen 54). Von den aͤchten Legibus Codicis muͤſſen unterſchieden werden, I) die leges reſtitutae Codicis. Nicht wenig Con- ſtitutionen waren nehmlich theils durch die Nachlaͤſſigkeit und 52) Hoͤpfner im Commentar. §. 16. 53) B. H. reinoldi Exerc. de neceſſitate adeun- di ad fontes, ſi quis in lectione Codicis re- petitae praelectionis feliciter verſari ve- lit. in Opuſc. S. 611. 54) reinoldi Orat. de Inſcriptionibus Legum Digeſter. et Codicis eum notis Abr. wielingi §. XIII. in Opuſc. S. 580.

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790, S. 324. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten01_1790/344>, abgerufen am 16.04.2024.