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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790.

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de Origine Iuris.
schon am oben angeführten Ort gehandelt habe. Hier
will ich nur noch eine Ausnahme hinzufügen. Sollten
Unterthanen bey ihren Rechtshandlungen, die sie ausser-
halb Landes auf eine erlaubte Art unternommen, z.
B. wenn sie in einem fremden Lande ein Testament ge-
macht, oder mit einander contrahirt haben, sich, ohne
die Gesetze ihres zeitigen Aufenthalts zu beobachten,
blos nach denen Gesetzen ihres Vaterlandes gerichtet
haben, so sind solche Handlungen nicht nach den Gese-
tzen des Orts, wo sie vorgenommen worden, sondern
nach den Gesetzen des Domiciliums zu beurtheilen, in
sofern blos von der Gültigkeit und rechtlichen Wirkung der-
selben in ihrem Vaterlande die Rede ist 86). Denn da Un-
terthanen auch ausser Landes, wenn sie nur den Vor-
saz haben, in ihr Vaterland zurückzukehren, in der Un-
terthänigkeit gegen ihren Landesherrn verbleiben, mithin
die Verbindlichkeit der Gesetze ihres Vaterlandes in An-
sehung ihrer in sofern nicht aufgehoben wird, so muß
es ihnen auch noch auswärts freygestanden haben, sich
nach den Gesetzen ihres Vaterlandes verbindlich zu ma-
chen, oder in Gemäßheit derselben sonst eine Handlung
vorzunehmen, die nur in ihrem Vaterlande ihre Gül-
tigkeit und Wirkung haben soll 87). Nur in sofern

ihre
86) Ausser Casp. ziegler in Dicastice Concl. XV. §. 11.
und folgg. behauptet eben dieses, auch hert a. a. O.
§. X. S. 182. -- Si actus a solo agente dependeat v. g.
testamentum, et hic sit exterus; vel si actus inter duos
celebretur, v. g. pactum, et uterque paciscens sit exterus,
et unius civitatis cives, dubitandum non est, actum a tali-
bus
secundum leges patriae factum in patria
valere
.
87) cuiacius Lib. XIV. Obs. 12. meint zwar, in diesem
Falle müsse der Auswärtige die Gesetze seines Vaterlandes
alle-
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de Origine Iuris.
ſchon am oben angefuͤhrten Ort gehandelt habe. Hier
will ich nur noch eine Ausnahme hinzufuͤgen. Sollten
Unterthanen bey ihren Rechtshandlungen, die ſie auſſer-
halb Landes auf eine erlaubte Art unternommen, z.
B. wenn ſie in einem fremden Lande ein Teſtament ge-
macht, oder mit einander contrahirt haben, ſich, ohne
die Geſetze ihres zeitigen Aufenthalts zu beobachten,
blos nach denen Geſetzen ihres Vaterlandes gerichtet
haben, ſo ſind ſolche Handlungen nicht nach den Geſe-
tzen des Orts, wo ſie vorgenommen worden, ſondern
nach den Geſetzen des Domiciliums zu beurtheilen, in
ſofern blos von der Guͤltigkeit und rechtlichen Wirkung der-
ſelben in ihrem Vaterlande die Rede iſt 86). Denn da Un-
terthanen auch auſſer Landes, wenn ſie nur den Vor-
ſaz haben, in ihr Vaterland zuruͤckzukehren, in der Un-
terthaͤnigkeit gegen ihren Landesherrn verbleiben, mithin
die Verbindlichkeit der Geſetze ihres Vaterlandes in An-
ſehung ihrer in ſofern nicht aufgehoben wird, ſo muß
es ihnen auch noch auswaͤrts freygeſtanden haben, ſich
nach den Geſetzen ihres Vaterlandes verbindlich zu ma-
chen, oder in Gemaͤßheit derſelben ſonſt eine Handlung
vorzunehmen, die nur in ihrem Vaterlande ihre Guͤl-
tigkeit und Wirkung haben ſoll 87). Nur in ſofern

ihre
86) Auſſer Caſp. ziegler in Dicaſtice Concl. XV. §. 11.
und folgg. behauptet eben dieſes, auch hert a. a. O.
§. X. S. 182. — Si actus a ſolo agente dependeat v. g.
teſtamentum, et hic ſit exterus; vel ſi actus inter duos
celebretur, v. g. pactum, et uterque paciſcens ſit exterus,
et unius civitatis cives, dubitandum non eſt, actum a tali-
bus
secundum leges patriae factum in patria
valere
.
87) cuiacius Lib. XIV. Obſ. 12. meint zwar, in dieſem
Falle muͤſſe der Auswaͤrtige die Geſetze ſeines Vaterlandes
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[391/0411] de Origine Iuris. ſchon am oben angefuͤhrten Ort gehandelt habe. Hier will ich nur noch eine Ausnahme hinzufuͤgen. Sollten Unterthanen bey ihren Rechtshandlungen, die ſie auſſer- halb Landes auf eine erlaubte Art unternommen, z. B. wenn ſie in einem fremden Lande ein Teſtament ge- macht, oder mit einander contrahirt haben, ſich, ohne die Geſetze ihres zeitigen Aufenthalts zu beobachten, blos nach denen Geſetzen ihres Vaterlandes gerichtet haben, ſo ſind ſolche Handlungen nicht nach den Geſe- tzen des Orts, wo ſie vorgenommen worden, ſondern nach den Geſetzen des Domiciliums zu beurtheilen, in ſofern blos von der Guͤltigkeit und rechtlichen Wirkung der- ſelben in ihrem Vaterlande die Rede iſt 86). Denn da Un- terthanen auch auſſer Landes, wenn ſie nur den Vor- ſaz haben, in ihr Vaterland zuruͤckzukehren, in der Un- terthaͤnigkeit gegen ihren Landesherrn verbleiben, mithin die Verbindlichkeit der Geſetze ihres Vaterlandes in An- ſehung ihrer in ſofern nicht aufgehoben wird, ſo muß es ihnen auch noch auswaͤrts freygeſtanden haben, ſich nach den Geſetzen ihres Vaterlandes verbindlich zu ma- chen, oder in Gemaͤßheit derſelben ſonſt eine Handlung vorzunehmen, die nur in ihrem Vaterlande ihre Guͤl- tigkeit und Wirkung haben ſoll 87). Nur in ſofern ihre 86) Auſſer Caſp. ziegler in Dicaſtice Concl. XV. §. 11. und folgg. behauptet eben dieſes, auch hert a. a. O. §. X. S. 182. — Si actus a ſolo agente dependeat v. g. teſtamentum, et hic ſit exterus; vel ſi actus inter duos celebretur, v. g. pactum, et uterque paciſcens ſit exterus, et unius civitatis cives, dubitandum non eſt, actum a tali- bus secundum leges patriae factum in patria valere. 87) cuiacius Lib. XIV. Obſ. 12. meint zwar, in dieſem Falle muͤſſe der Auswaͤrtige die Geſetze ſeines Vaterlandes alle- B b 5

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790, S. 391. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten01_1790/411>, abgerufen am 28.03.2024.