Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790.

Bild:
<< vorherige Seite

de Constitutionibus Principum.
len 29). Dieses ist gegen die Regel des gemeinen Rechts,
nach welcher der Sohn nicht tragen soll die Missethat
des Vaters 30); von welcher aber die gedachte Kaisere
eine Ausnahme zu machen, darum für nöthig haben fin-
den wollen, quia in filiis paterni h. e. hereditarii criminis
exempla metuuntur
31).

§. 99.
Einige allgemeine Sätze von Privilegien; insonderheit von
deren Auslegung.

Alle Privilegien, man nehme nun das Wort in ei-
gentlicher oder uneigentlicher Bedeutung, kommen darin
mit einander überein:

1) daß sie nicht zur Folge noch Beyspiel ange-
zogen werden dürfen, vielmehr nur in denen Fällen ihre
Wirkung äussern, in welchen der Gesetzgeber eine Aus-
nahme vom Gesetz gemacht hat, nicht in andern ähnlichen
Fällen, wenn gleich eben derselbe Grund vorhanden seyn
sollte 32). Hat also z. B. der Landesherr dem Cajus in
einem gewissen Ehefalle dispensirt, oder ihm sonst ein Pri-
vilegium ertheilet, so kann ich mich nicht darauf berufen,
wenn ich mich auch in gleichem Falle mit jenem befinden
sollte 33).


2) Pri-
29) L. 5. C. ad L. Iul. Maiestat. worüber die neueste und beste
Schrift ist Henr. van adrichem Diss. de poena perduellio-
nis, veroque sensu Legis Quisquis 5. Cod. ad L. Iul. Maiestat.
Lugduni Batavor.
1784.
30) L. 26. D. de poenis. L. 22. C. eodem.
31) Eben dieser Meinung ist auch gebauer de privilegiis.
§. XV.
32) §. 6. I. de I. N. G. et C. L. 14. D. de LL.
33) theophilus Paraphr. Instit. graeca ad §. 6. cit. cap. 9. X.
de privilegiis.
M m 2

de Conſtitutionibus Principum.
len 29). Dieſes iſt gegen die Regel des gemeinen Rechts,
nach welcher der Sohn nicht tragen ſoll die Miſſethat
des Vaters 30); von welcher aber die gedachte Kaiſere
eine Ausnahme zu machen, darum fuͤr noͤthig haben fin-
den wollen, quia in filiis paterni h. e. hereditarii criminis
exempla metuuntur
31).

§. 99.
Einige allgemeine Saͤtze von Privilegien; inſonderheit von
deren Auslegung.

Alle Privilegien, man nehme nun das Wort in ei-
gentlicher oder uneigentlicher Bedeutung, kommen darin
mit einander uͤberein:

1) daß ſie nicht zur Folge noch Beyſpiel ange-
zogen werden duͤrfen, vielmehr nur in denen Faͤllen ihre
Wirkung aͤuſſern, in welchen der Geſetzgeber eine Aus-
nahme vom Geſetz gemacht hat, nicht in andern aͤhnlichen
Faͤllen, wenn gleich eben derſelbe Grund vorhanden ſeyn
ſollte 32). Hat alſo z. B. der Landesherr dem Cajus in
einem gewiſſen Ehefalle dispenſirt, oder ihm ſonſt ein Pri-
vilegium ertheilet, ſo kann ich mich nicht darauf berufen,
wenn ich mich auch in gleichem Falle mit jenem befinden
ſollte 33).


2) Pri-
29) L. 5. C. ad L. Iul. Maieſtat. woruͤber die neueſte und beſte
Schrift iſt Henr. van adrichem Diſſ. de poena perduellio-
nis, veroque ſenſu Legis Quisquis 5. Cod. ad L. Iul. Maieſtat.
Lugduni Batavor.
1784.
30) L. 26. D. de poenis. L. 22. C. eodem.
31) Eben dieſer Meinung iſt auch gebauer de privilegiis.
§. XV.
32) §. 6. I. de I. N. G. et C. L. 14. D. de LL.
33) theophilus Paraphr. Inſtit. graeca ad §. 6. cit. cap. 9. X.
de privilegiis.
M m 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0565" n="545"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">de Con&#x017F;titutionibus Principum.</hi></fw><lb/>
len <note place="foot" n="29)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 5. <hi rendition="#i">C. ad L. Iul. Maie&#x017F;tat.</hi></hi> woru&#x0364;ber die neue&#x017F;te und be&#x017F;te<lb/>
Schrift i&#x017F;t <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Henr. van</hi><hi rendition="#k">adrichem</hi> Di&#x017F;&#x017F;. de poena perduellio-<lb/>
nis, veroque &#x017F;en&#x017F;u Legis <hi rendition="#i">Quisquis</hi> 5. Cod. ad L. Iul. Maie&#x017F;tat.<lb/>
Lugduni Batavor.</hi> 1784.</note>. Die&#x017F;es i&#x017F;t gegen die Regel des gemeinen Rechts,<lb/>
nach welcher der Sohn nicht tragen &#x017F;oll die Mi&#x017F;&#x017F;ethat<lb/>
des Vaters <note place="foot" n="30)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 26. <hi rendition="#i">D. de poenis. L.</hi> 22. <hi rendition="#i">C. eodem.</hi></hi></note>; von welcher aber die gedachte Kai&#x017F;ere<lb/>
eine Ausnahme zu machen, darum fu&#x0364;r no&#x0364;thig haben fin-<lb/>
den wollen, <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">quia in filiis paterni h. e. hereditarii criminis<lb/>
exempla metuuntur</hi></hi> <note place="foot" n="31)">Eben die&#x017F;er Meinung i&#x017F;t auch <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">gebauer</hi> de privilegiis.<lb/>
§. XV.</hi></note>.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 99.<lb/>
Einige allgemeine Sa&#x0364;tze von Privilegien; in&#x017F;onderheit von<lb/>
deren Auslegung.</head><lb/>
            <p>Alle Privilegien, man nehme nun das Wort in ei-<lb/>
gentlicher oder uneigentlicher Bedeutung, kommen darin<lb/>
mit einander u&#x0364;berein:</p><lb/>
            <p>1) daß &#x017F;ie nicht zur <hi rendition="#g">Folge</hi> noch <hi rendition="#g">Bey&#x017F;piel</hi> ange-<lb/>
zogen werden du&#x0364;rfen, vielmehr nur in denen Fa&#x0364;llen ihre<lb/>
Wirkung a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;ern, in welchen der Ge&#x017F;etzgeber eine Aus-<lb/>
nahme vom Ge&#x017F;etz gemacht hat, nicht in andern a&#x0364;hnlichen<lb/>
Fa&#x0364;llen, wenn gleich eben der&#x017F;elbe Grund vorhanden &#x017F;eyn<lb/>
&#x017F;ollte <note place="foot" n="32)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">§.</hi> 6. <hi rendition="#i">I. de I. N. G. et C. L.</hi> 14. <hi rendition="#i">D. de LL.</hi></hi></note>. Hat al&#x017F;o z. B. der Landesherr dem Cajus in<lb/>
einem gewi&#x017F;&#x017F;en Ehefalle dispen&#x017F;irt, oder ihm &#x017F;on&#x017F;t ein Pri-<lb/>
vilegium ertheilet, &#x017F;o kann ich mich nicht darauf berufen,<lb/>
wenn ich mich auch in gleichem Falle mit jenem befinden<lb/>
&#x017F;ollte <note place="foot" n="33)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">theophilus</hi> Paraphr. In&#x017F;tit. graeca ad §. 6. cit. <hi rendition="#i">cap. 9. X.<lb/>
de privilegiis.</hi></hi></note>.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">M m 2</fw>
            <fw place="bottom" type="catch">2) Pri-</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[545/0565] de Conſtitutionibus Principum. len 29). Dieſes iſt gegen die Regel des gemeinen Rechts, nach welcher der Sohn nicht tragen ſoll die Miſſethat des Vaters 30); von welcher aber die gedachte Kaiſere eine Ausnahme zu machen, darum fuͤr noͤthig haben fin- den wollen, quia in filiis paterni h. e. hereditarii criminis exempla metuuntur 31). §. 99. Einige allgemeine Saͤtze von Privilegien; inſonderheit von deren Auslegung. Alle Privilegien, man nehme nun das Wort in ei- gentlicher oder uneigentlicher Bedeutung, kommen darin mit einander uͤberein: 1) daß ſie nicht zur Folge noch Beyſpiel ange- zogen werden duͤrfen, vielmehr nur in denen Faͤllen ihre Wirkung aͤuſſern, in welchen der Geſetzgeber eine Aus- nahme vom Geſetz gemacht hat, nicht in andern aͤhnlichen Faͤllen, wenn gleich eben derſelbe Grund vorhanden ſeyn ſollte 32). Hat alſo z. B. der Landesherr dem Cajus in einem gewiſſen Ehefalle dispenſirt, oder ihm ſonſt ein Pri- vilegium ertheilet, ſo kann ich mich nicht darauf berufen, wenn ich mich auch in gleichem Falle mit jenem befinden ſollte 33). 2) Pri- 29) L. 5. C. ad L. Iul. Maieſtat. woruͤber die neueſte und beſte Schrift iſt Henr. van adrichem Diſſ. de poena perduellio- nis, veroque ſenſu Legis Quisquis 5. Cod. ad L. Iul. Maieſtat. Lugduni Batavor. 1784. 30) L. 26. D. de poenis. L. 22. C. eodem. 31) Eben dieſer Meinung iſt auch gebauer de privilegiis. §. XV. 32) §. 6. I. de I. N. G. et C. L. 14. D. de LL. 33) theophilus Paraphr. Inſtit. graeca ad §. 6. cit. cap. 9. X. de privilegiis. M m 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten01_1790
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten01_1790/565
Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1790, S. 545. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten01_1790/565>, abgerufen am 29.03.2024.