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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.

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1. Buch. 7. Tit. §. 155.
§. 155.
Heutiger Gebrauch der Lehre von der Adoption.

Daß es noch heutiges Tages römische Adoptionen
gebe, und geben könne, ist an sich keinem Zweifel unter-
worfen. Denn einmal ist ihnen kein teutsches Gesetz entge-
gen; und dann zweytens kann man auch nicht sagen, daß
die röm. Rechtslehre von der Adoption auf Grundsätzen
beruhe, die selbige in Teutschland unanwendbar mach-
ten 70). Vielmehr beweisen die von solchen Adoptionen
in den Schriften der practischen Rechtsgelehrten vorkom-
mende Beyspiele genugsam den heutigen Gebrauch dersel-
ben 71). Es kann indessen nicht geläugnet werden, daß
die Fälle bey uns in Teutschland so häufig nicht sind, als
sie bey den Römern waren. Denn gesetzlich vorgeschrie-
bene Sorge für die Erhaltung der sacrorum familiae
privatorum,
Strafen kinderlosen Ehen, Streben nach
einem plebejischen Tribunate, und große Vorrechte der vä-
terlichen Gewalt, wodurch die Römer vorzüglich zu Adop-

tionen
70) philippi usus pract. Institut. Iustin. Lib. I. Tit. XI.
Eclog.
73.
71) Beyspiele von Adoptionen unter Privatpersonen haben
kulpis de adoptionibus §. VII. I. H. boehmer T. III. P. 2.
Resp. 12. cocceji iure civ. controv. h. t. quaest. 9. de
cramer Obs. iur. univ. T. I. Obs. 26. et T. IV. Obs. 1235.
pufendorf T. III. Obs.
46. Struben rechtl. Bedenken
II. Theil Bed. 62. Eisenharts Erzählungen von beson-
dern Rechtshändeln 3. Th. N. 3. stryck Us. Mod. Pand.
h. t. §. 3. et lib. IV. Tit. V.
§. 6. Den Gebrauch der Adop-
tion unter Personen von hohen und niedern Adel bezeugen
Burc. Gotth. struve Iurispr. heroic. P. III. cap. 5. Sect. 1.
2. 3. Joh. Jac. Moser Familienstaatsrecht Th. II.
Kap. 17. §. 120. und Caspar Lerch de ordine eq[u]estri
P. I. n.
12.
1. Buch. 7. Tit. §. 155.
§. 155.
Heutiger Gebrauch der Lehre von der Adoption.

Daß es noch heutiges Tages roͤmiſche Adoptionen
gebe, und geben koͤnne, iſt an ſich keinem Zweifel unter-
worfen. Denn einmal iſt ihnen kein teutſches Geſetz entge-
gen; und dann zweytens kann man auch nicht ſagen, daß
die roͤm. Rechtslehre von der Adoption auf Grundſaͤtzen
beruhe, die ſelbige in Teutſchland unanwendbar mach-
ten 70). Vielmehr beweiſen die von ſolchen Adoptionen
in den Schriften der practiſchen Rechtsgelehrten vorkom-
mende Beyſpiele genugſam den heutigen Gebrauch derſel-
ben 71). Es kann indeſſen nicht gelaͤugnet werden, daß
die Faͤlle bey uns in Teutſchland ſo haͤufig nicht ſind, als
ſie bey den Roͤmern waren. Denn geſetzlich vorgeſchrie-
bene Sorge fuͤr die Erhaltung der ſacrorum familiae
privatorum,
Strafen kinderloſen Ehen, Streben nach
einem plebejiſchen Tribunate, und große Vorrechte der vaͤ-
terlichen Gewalt, wodurch die Roͤmer vorzuͤglich zu Adop-

tionen
70) philippi uſus pract. Inſtitut. Iuſtin. Lib. I. Tit. XI.
Eclog.
73.
71) Beyſpiele von Adoptionen unter Privatperſonen haben
kulpis de adoptionibus §. VII. I. H. boehmer T. III. P. 2.
Reſp. 12. cocceji iure civ. controv. h. t. quaeſt. 9. de
cramer Obſ. iur. univ. T. I. Obſ. 26. et T. IV. Obſ. 1235.
pufendorf T. III. Obſ.
46. Struben rechtl. Bedenken
II. Theil Bed. 62. Eiſenharts Erzaͤhlungen von beſon-
dern Rechtshaͤndeln 3. Th. N. 3. stryck Uſ. Mod. Pand.
h. t. §. 3. et lib. IV. Tit. V.
§. 6. Den Gebrauch der Adop-
tion unter Perſonen von hohen und niedern Adel bezeugen
Burc. Gotth. struve Iurispr. heroic. P. III. cap. 5. Sect. 1.
2. 3. Joh. Jac. Moſer Familienſtaatsrecht Th. II.
Kap. 17. §. 120. und Caſpar Lerch de ordine eq[u]eſtri
P. I. n.
12.
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[336/0350] 1. Buch. 7. Tit. §. 155. §. 155. Heutiger Gebrauch der Lehre von der Adoption. Daß es noch heutiges Tages roͤmiſche Adoptionen gebe, und geben koͤnne, iſt an ſich keinem Zweifel unter- worfen. Denn einmal iſt ihnen kein teutſches Geſetz entge- gen; und dann zweytens kann man auch nicht ſagen, daß die roͤm. Rechtslehre von der Adoption auf Grundſaͤtzen beruhe, die ſelbige in Teutſchland unanwendbar mach- ten 70). Vielmehr beweiſen die von ſolchen Adoptionen in den Schriften der practiſchen Rechtsgelehrten vorkom- mende Beyſpiele genugſam den heutigen Gebrauch derſel- ben 71). Es kann indeſſen nicht gelaͤugnet werden, daß die Faͤlle bey uns in Teutſchland ſo haͤufig nicht ſind, als ſie bey den Roͤmern waren. Denn geſetzlich vorgeſchrie- bene Sorge fuͤr die Erhaltung der ſacrorum familiae privatorum, Strafen kinderloſen Ehen, Streben nach einem plebejiſchen Tribunate, und große Vorrechte der vaͤ- terlichen Gewalt, wodurch die Roͤmer vorzuͤglich zu Adop- tionen 70) philippi uſus pract. Inſtitut. Iuſtin. Lib. I. Tit. XI. Eclog. 73. 71) Beyſpiele von Adoptionen unter Privatperſonen haben kulpis de adoptionibus §. VII. I. H. boehmer T. III. P. 2. Reſp. 12. cocceji iure civ. controv. h. t. quaeſt. 9. de cramer Obſ. iur. univ. T. I. Obſ. 26. et T. IV. Obſ. 1235. pufendorf T. III. Obſ. 46. Struben rechtl. Bedenken II. Theil Bed. 62. Eiſenharts Erzaͤhlungen von beſon- dern Rechtshaͤndeln 3. Th. N. 3. stryck Uſ. Mod. Pand. h. t. §. 3. et lib. IV. Tit. V. §. 6. Den Gebrauch der Adop- tion unter Perſonen von hohen und niedern Adel bezeugen Burc. Gotth. struve Iurispr. heroic. P. III. cap. 5. Sect. 1. 2. 3. Joh. Jac. Moſer Familienſtaatsrecht Th. II. Kap. 17. §. 120. und Caſpar Lerch de ordine equeſtri P. I. n. 12.

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791, S. 336. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/350>, abgerufen am 28.03.2024.