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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.

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1. Buch. 5. Tit. §. 120.
wurden nicht so, wie bey den Römern, zu gewissen be-
stimmten häuslichen Geschäften gebraucht, sondern ein
jeder hatte seine eigene Wohnung, und stand nur seinem
Hauswesen vor. Zweytens; dem Leibherrn mußten sie
von den ihnen anvertraueten Aeckern und Grundstücken
gewisse bestimmte Abgaben an Getraide oder Vieh ent-
richten, das übrige aber, und was sie sonst durch ihren
Fleiß erwarben, war ihr Eigenthum. Römische Scla-
ven hingegen hatten kein Eigenthum. Darinn haben
jedoch die Leibeignen der Teutschen mit den Sclaven
der Römer eine Aehnlichkeit, daß sie für ihre Person im
Eigenthum ihres Herrn sich befinden, und daher von dem-
selben veräussert werden können, und zwar an einigen
Orten nur mit den Höfen, worauf sie gesetzt sind, an
andern aber auch ohne das Gut. Sie müssen ferner
für ihre Person dem Leibherrn gewisse Dienste und Zin-
sen leisten. Uebigens ist ihr Zustand nach der Verschie-
denheit der Provinzen und Orte in Teutschland sehr ver-
schieden; in einigen härter, in andern aber erträglicher.
Da diese Materie eigentlich in das teutsche Recht gehört,
so will ich nur einige wenige Grundsätze hiervon vortra-
gen, die als ganz allgemeine Wahrheiten gelten kön-
nen 11). Dahin gehört


I) daß
11) Man vergleiche übrigens Io. Nic. hert Diss. de hominibus
propriis, in Opusc. T. I. Vol. II. pag. 108. sqq. Ioach. pot-
giesseri
Commentar. iuris germ. de statu servorum veteri pe-
rinde atque novo. Lemgoviae
1736. 4. (Joh. Christ.
Palm
) Entwurf des Leibeigenthumsrechts. Hannover 1746.
4. Struben Bedenken IV. Th. N. 15. Cramer Neben-
stunden Th. CII. n. VI. und Th. CXVII. n. 9. Estors klei-
ne Schriften V. St. N. 5. de balthasar de hominibus pro-
priis eorumque origine natura, et iure in Pomeran. et Rug.
Greifswald.
1779. Westphal teutsches Privatrecht. I. Th.
32.

1. Buch. 5. Tit. §. 120.
wurden nicht ſo, wie bey den Roͤmern, zu gewiſſen be-
ſtimmten haͤuslichen Geſchaͤften gebraucht, ſondern ein
jeder hatte ſeine eigene Wohnung, und ſtand nur ſeinem
Hausweſen vor. Zweytens; dem Leibherrn mußten ſie
von den ihnen anvertraueten Aeckern und Grundſtuͤcken
gewiſſe beſtimmte Abgaben an Getraide oder Vieh ent-
richten, das uͤbrige aber, und was ſie ſonſt durch ihren
Fleiß erwarben, war ihr Eigenthum. Roͤmiſche Scla-
ven hingegen hatten kein Eigenthum. Darinn haben
jedoch die Leibeignen der Teutſchen mit den Sclaven
der Roͤmer eine Aehnlichkeit, daß ſie fuͤr ihre Perſon im
Eigenthum ihres Herrn ſich befinden, und daher von dem-
ſelben veraͤuſſert werden koͤnnen, und zwar an einigen
Orten nur mit den Hoͤfen, worauf ſie geſetzt ſind, an
andern aber auch ohne das Gut. Sie muͤſſen ferner
fuͤr ihre Perſon dem Leibherrn gewiſſe Dienſte und Zin-
ſen leiſten. Uebigens iſt ihr Zuſtand nach der Verſchie-
denheit der Provinzen und Orte in Teutſchland ſehr ver-
ſchieden; in einigen haͤrter, in andern aber ertraͤglicher.
Da dieſe Materie eigentlich in das teutſche Recht gehoͤrt,
ſo will ich nur einige wenige Grundſaͤtze hiervon vortra-
gen, die als ganz allgemeine Wahrheiten gelten koͤn-
nen 11). Dahin gehoͤrt


I) daß
11) Man vergleiche uͤbrigens Io. Nic. hert Diſſ. de hominibus
propriis, in Opuſc. T. I. Vol. II. pag. 108. ſqq. Ioach. pot-
giesseri
Commentar. iuris germ. de ſtatu ſervorum veteri pe-
rinde atque novo. Lemgoviae
1736. 4. (Joh. Chriſt.
Palm
) Entwurf des Leibeigenthumsrechts. Hannover 1746.
4. Struben Bedenken IV. Th. N. 15. Cramer Neben-
ſtunden Th. CII. n. VI. und Th. CXVII. n. 9. Eſtors klei-
ne Schriften V. St. N. 5. de balthasar de hominibus pro-
priis eorumque origine natura, et iure in Pomeran. et Rug.
Greifswald.
1779. Weſtphal teutſches Privatrecht. I. Th.
32.
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[136/0150] 1. Buch. 5. Tit. §. 120. wurden nicht ſo, wie bey den Roͤmern, zu gewiſſen be- ſtimmten haͤuslichen Geſchaͤften gebraucht, ſondern ein jeder hatte ſeine eigene Wohnung, und ſtand nur ſeinem Hausweſen vor. Zweytens; dem Leibherrn mußten ſie von den ihnen anvertraueten Aeckern und Grundſtuͤcken gewiſſe beſtimmte Abgaben an Getraide oder Vieh ent- richten, das uͤbrige aber, und was ſie ſonſt durch ihren Fleiß erwarben, war ihr Eigenthum. Roͤmiſche Scla- ven hingegen hatten kein Eigenthum. Darinn haben jedoch die Leibeignen der Teutſchen mit den Sclaven der Roͤmer eine Aehnlichkeit, daß ſie fuͤr ihre Perſon im Eigenthum ihres Herrn ſich befinden, und daher von dem- ſelben veraͤuſſert werden koͤnnen, und zwar an einigen Orten nur mit den Hoͤfen, worauf ſie geſetzt ſind, an andern aber auch ohne das Gut. Sie muͤſſen ferner fuͤr ihre Perſon dem Leibherrn gewiſſe Dienſte und Zin- ſen leiſten. Uebigens iſt ihr Zuſtand nach der Verſchie- denheit der Provinzen und Orte in Teutſchland ſehr ver- ſchieden; in einigen haͤrter, in andern aber ertraͤglicher. Da dieſe Materie eigentlich in das teutſche Recht gehoͤrt, ſo will ich nur einige wenige Grundſaͤtze hiervon vortra- gen, die als ganz allgemeine Wahrheiten gelten koͤn- nen 11). Dahin gehoͤrt I) daß 11) Man vergleiche uͤbrigens Io. Nic. hert Diſſ. de hominibus propriis, in Opuſc. T. I. Vol. II. pag. 108. ſqq. Ioach. pot- giesseri Commentar. iuris germ. de ſtatu ſervorum veteri pe- rinde atque novo. Lemgoviae 1736. 4. (Joh. Chriſt. Palm) Entwurf des Leibeigenthumsrechts. Hannover 1746. 4. Struben Bedenken IV. Th. N. 15. Cramer Neben- ſtunden Th. CII. n. VI. und Th. CXVII. n. 9. Eſtors klei- ne Schriften V. St. N. 5. de balthasar de hominibus pro- priis eorumque origine natura, et iure in Pomeran. et Rug. Greifswald. 1779. Weſtphal teutſches Privatrecht. I. Th. 32.

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/150>, abgerufen am 24.04.2024.