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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.

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1. Buch. 5. Tit. §. 121.
§. 121.
Zustand des heutigen Miethgesindes.

Weder mit römischen Sclaven, noch teutschen Leib-
eigenen ist des heutige Miethgesinde zu verwechseln.
Denn unsere Bediente, Mägde, Gutscher, Köchinnen u. s. f.
sind freye Leute, die ihre Dienste einer Herrschaft ver-
miethen, und von derselben Lohn und Kost erhalten 24).
Ihre Rechte und Verbindlichkeiten sind lediglich aus dem
Mieth-Contract herzuleiten, den sie mit ihrer Herrschaft
geschlossen haben 25). Sie sind schuldig, bey Leistung
der Dienste die gehörige Vorsichtigkeit zu beobachten,
thun sie aus Mangel derselben Schaden, so müssen sie
solchen ersetzen. Die Herrschaft kann auch verlangen,
daß sie die Miethzeit aushalten müssen, und ist berech-

tiget,
24) Man pflegt sie zwar auch Domestiquen, Hausge-
nossen, Hausleute
zu nennen; doch darf damit der
römische Begriff von domesticis nicht confundirt werden.
domesticos nannten die Römer alle diejenigen, welche zu
dem Hause eines Paterfamilias gerechnet wurden, und in
dieser Rücksicht auf irgend eine Art mit demselben in Verbin,
dung standen. Man rechnete daher zu denselben nicht nur alle
Arten von Knechten, Dienstboten, die Freygelassenen, und
Clienten; sondern auch den Hausvater selbst, Haussöhne und
Töchter, Schwestern und Brüder; und auch die Hausfrau,
wegen der Herrschaft ihres Ehemannes über sie. S. Ian.
langlaeus in Semestr. Lib. III. c.
2. Der Unterschied ist
besonders beym Hausdiebstahl von Wichtigkeit. S. gün-
ther
Diss. de furto domestico. Lipsiae
1785.
25) Die beste und ausführlichste Schrift hiervon ist Io. Volk.
Bechmann Disp. de iure famulorum hodierno, quatenus
veteri Servorum iuri convenit, aut ab eo discrepat. Ienae

1672. Die übrigen Schriften als Io. Th. schefferi Diss. de
iure famulorum, stryck,
und harpprecht Diss. de iuribus
domesticorum
sind seicht.
1. Buch. 5. Tit. §. 121.
§. 121.
Zuſtand des heutigen Miethgeſindes.

Weder mit roͤmiſchen Sclaven, noch teutſchen Leib-
eigenen iſt des heutige Miethgeſinde zu verwechſeln.
Denn unſere Bediente, Maͤgde, Gutſcher, Koͤchinnen u. ſ. f.
ſind freye Leute, die ihre Dienſte einer Herrſchaft ver-
miethen, und von derſelben Lohn und Koſt erhalten 24).
Ihre Rechte und Verbindlichkeiten ſind lediglich aus dem
Mieth-Contract herzuleiten, den ſie mit ihrer Herrſchaft
geſchloſſen haben 25). Sie ſind ſchuldig, bey Leiſtung
der Dienſte die gehoͤrige Vorſichtigkeit zu beobachten,
thun ſie aus Mangel derſelben Schaden, ſo muͤſſen ſie
ſolchen erſetzen. Die Herrſchaft kann auch verlangen,
daß ſie die Miethzeit aushalten muͤſſen, und iſt berech-

tiget,
24) Man pflegt ſie zwar auch Domeſtiquen, Hausge-
noſſen, Hausleute
zu nennen; doch darf damit der
roͤmiſche Begriff von domeſticis nicht confundirt werden.
domesticos nannten die Roͤmer alle diejenigen, welche zu
dem Hauſe eines Paterfamilias gerechnet wurden, und in
dieſer Ruͤckſicht auf irgend eine Art mit demſelben in Verbin,
dung ſtanden. Man rechnete daher zu denſelben nicht nur alle
Arten von Knechten, Dienſtboten, die Freygelaſſenen, und
Clienten; ſondern auch den Hausvater ſelbſt, Hausſoͤhne und
Toͤchter, Schweſtern und Bruͤder; und auch die Hausfrau,
wegen der Herrſchaft ihres Ehemannes uͤber ſie. S. Ian.
langlaeus in Semeſtr. Lib. III. c.
2. Der Unterſchied iſt
beſonders beym Hausdiebſtahl von Wichtigkeit. S. gün-
ther
Diſſ. de furto domeſtico. Lipſiae
1785.
25) Die beſte und ausfuͤhrlichſte Schrift hiervon iſt Io. Volk.
Bechmann Diſp. de iure famulorum hodierno, quatenus
veteri Servorum iuri convenit, aut ab eo diſcrepat. Ienae

1672. Die uͤbrigen Schriften als Io. Th. schefferi Diſſ. de
iure famulorum, stryck,
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[144/0158] 1. Buch. 5. Tit. §. 121. §. 121. Zuſtand des heutigen Miethgeſindes. Weder mit roͤmiſchen Sclaven, noch teutſchen Leib- eigenen iſt des heutige Miethgeſinde zu verwechſeln. Denn unſere Bediente, Maͤgde, Gutſcher, Koͤchinnen u. ſ. f. ſind freye Leute, die ihre Dienſte einer Herrſchaft ver- miethen, und von derſelben Lohn und Koſt erhalten 24). Ihre Rechte und Verbindlichkeiten ſind lediglich aus dem Mieth-Contract herzuleiten, den ſie mit ihrer Herrſchaft geſchloſſen haben 25). Sie ſind ſchuldig, bey Leiſtung der Dienſte die gehoͤrige Vorſichtigkeit zu beobachten, thun ſie aus Mangel derſelben Schaden, ſo muͤſſen ſie ſolchen erſetzen. Die Herrſchaft kann auch verlangen, daß ſie die Miethzeit aushalten muͤſſen, und iſt berech- tiget, 24) Man pflegt ſie zwar auch Domeſtiquen, Hausge- noſſen, Hausleute zu nennen; doch darf damit der roͤmiſche Begriff von domeſticis nicht confundirt werden. domesticos nannten die Roͤmer alle diejenigen, welche zu dem Hauſe eines Paterfamilias gerechnet wurden, und in dieſer Ruͤckſicht auf irgend eine Art mit demſelben in Verbin, dung ſtanden. Man rechnete daher zu denſelben nicht nur alle Arten von Knechten, Dienſtboten, die Freygelaſſenen, und Clienten; ſondern auch den Hausvater ſelbſt, Hausſoͤhne und Toͤchter, Schweſtern und Bruͤder; und auch die Hausfrau, wegen der Herrſchaft ihres Ehemannes uͤber ſie. S. Ian. langlaeus in Semeſtr. Lib. III. c. 2. Der Unterſchied iſt beſonders beym Hausdiebſtahl von Wichtigkeit. S. gün- ther Diſſ. de furto domeſtico. Lipſiae 1785. 25) Die beſte und ausfuͤhrlichſte Schrift hiervon iſt Io. Volk. Bechmann Diſp. de iure famulorum hodierno, quatenus veteri Servorum iuri convenit, aut ab eo diſcrepat. Ienae 1672. Die uͤbrigen Schriften als Io. Th. schefferi Diſſ. de iure famulorum, stryck, und harpprecht Diſſ. de iuribus domeſticorum ſind ſeicht.

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/158>, abgerufen am 19.04.2024.