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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.

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de Statu Hominum.
tiget, sie zu ihrer Schuldigkeit anzuhalten. Ob aber der
Herrschaft auch das Recht zustehe, das Gesinde begange-
ner Vergehungen, oder seiner Halsstarrigkeit wegen, zu
züchtigen? wird von einigen verneinet 26), von den mei-
sten aber beiahet 27). Aus der Natur des Mieth-Con-
tracts läßt sich freylich kein Züchtigungsrecht herleiten,
auch keine Gesetze sprechen für die Herrschaft 28). Da
inzwischen bey manchen rohen Leuten der Endzweck des
Mieth-Contracts unmöglich zu erreichen wäre, wenn alle
Uebertretungen der Befehle des Herrn nur die Richter
ahnden dürften, so erlaubt man heutiges Tages der Herr-
schaft eine mäßige Züchtigung 29). Sollte jedoch diesel-
be ihr Gesinde ohne Ursach mißhandeln, so hat es keinen
Zweifel, daß auch Bediente zur Anstellung der Inju-

rien-
26) stryck in Usu Mod. Pandectar. h. t. §. 12. Eichmann
Erklärungen des bürgerl. Rechts 2. Th. S. 356.
27) Bechmann in der angef. Schrift Cap. IV. §. 51. schef-
fer
cit. Dissert. Cap. III. §. 3. leyser in Meditat. ad Pan-
dect. Vol. I. Spec. XVI. med. 4. müller ad Leyserum
Obs.
86. Höpfner im Commentar über die Institutionen
§. 70. S. 85. der dritten Auflage u. a. m.
28) L. un. C. de emendat. servor. gehört so wenig als L. un. C.
de emendat. propinquor.
hierher, denn ersteres Gesetz redet
von Sclaven, letzteres von minderjährigen Verwandten, wel-
che unartig sich betragen. L. 13. §. 4. D. locati aber erlaubt
nur einen Lehrmeister den ihm anvertrauten Lehrpur-
schen
durch vernünftige Züchtigung zum Fleiß, Aufmerksam-
keit und Ordnung anzuhalten; redet also auch nicht vom Mieth-
gesinde.
29) mevius ad Ius Lubecanse P. III. Tit. VIII. Art. 10. n. 13. 15.
Glafey Vernunft- und Völkerrecht S. 920. Struben
rechtliche Bedenken. III. Theil, Bed. 39. S. 153.
Glücks Erläut. d. Pand. 2. Th. K

de Statu Hominum.
tiget, ſie zu ihrer Schuldigkeit anzuhalten. Ob aber der
Herrſchaft auch das Recht zuſtehe, das Geſinde begange-
ner Vergehungen, oder ſeiner Halsſtarrigkeit wegen, zu
zuͤchtigen? wird von einigen verneinet 26), von den mei-
ſten aber beiahet 27). Aus der Natur des Mieth-Con-
tracts laͤßt ſich freylich kein Zuͤchtigungsrecht herleiten,
auch keine Geſetze ſprechen fuͤr die Herrſchaft 28). Da
inzwiſchen bey manchen rohen Leuten der Endzweck des
Mieth-Contracts unmoͤglich zu erreichen waͤre, wenn alle
Uebertretungen der Befehle des Herrn nur die Richter
ahnden duͤrften, ſo erlaubt man heutiges Tages der Herr-
ſchaft eine maͤßige Zuͤchtigung 29). Sollte jedoch dieſel-
be ihr Geſinde ohne Urſach mißhandeln, ſo hat es keinen
Zweifel, daß auch Bediente zur Anſtellung der Inju-

rien-
26) stryck in Uſu Mod. Pandectar. h. t. §. 12. Eichmann
Erklaͤrungen des buͤrgerl. Rechts 2. Th. S. 356.
27) Bechmann in der angef. Schrift Cap. IV. §. 51. schef-
fer
cit. Diſſert. Cap. III. §. 3. leyser in Meditat. ad Pan-
dect. Vol. I. Spec. XVI. med. 4. müller ad Leyſerum
Obſ.
86. Hoͤpfner im Commentar uͤber die Inſtitutionen
§. 70. S. 85. der dritten Auflage u. a. m.
28) L. un. C. de emendat. ſervor. gehoͤrt ſo wenig als L. un. C.
de emendat. propinquor.
hierher, denn erſteres Geſetz redet
von Sclaven, letzteres von minderjaͤhrigen Verwandten, wel-
che unartig ſich betragen. L. 13. §. 4. D. locati aber erlaubt
nur einen Lehrmeiſter den ihm anvertrauten Lehrpur-
ſchen
durch vernuͤnftige Zuͤchtigung zum Fleiß, Aufmerkſam-
keit und Ordnung anzuhalten; redet alſo auch nicht vom Mieth-
geſinde.
29) mevius ad Ius Lubecanſe P. III. Tit. VIII. Art. 10. n. 13. 15.
Glafey Vernunft- und Voͤlkerrecht S. 920. Struben
rechtliche Bedenken. III. Theil, Bed. 39. S. 153.
Gluͤcks Erlaͤut. d. Pand. 2. Th. K
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[145/0159] de Statu Hominum. tiget, ſie zu ihrer Schuldigkeit anzuhalten. Ob aber der Herrſchaft auch das Recht zuſtehe, das Geſinde begange- ner Vergehungen, oder ſeiner Halsſtarrigkeit wegen, zu zuͤchtigen? wird von einigen verneinet 26), von den mei- ſten aber beiahet 27). Aus der Natur des Mieth-Con- tracts laͤßt ſich freylich kein Zuͤchtigungsrecht herleiten, auch keine Geſetze ſprechen fuͤr die Herrſchaft 28). Da inzwiſchen bey manchen rohen Leuten der Endzweck des Mieth-Contracts unmoͤglich zu erreichen waͤre, wenn alle Uebertretungen der Befehle des Herrn nur die Richter ahnden duͤrften, ſo erlaubt man heutiges Tages der Herr- ſchaft eine maͤßige Zuͤchtigung 29). Sollte jedoch dieſel- be ihr Geſinde ohne Urſach mißhandeln, ſo hat es keinen Zweifel, daß auch Bediente zur Anſtellung der Inju- rien- 26) stryck in Uſu Mod. Pandectar. h. t. §. 12. Eichmann Erklaͤrungen des buͤrgerl. Rechts 2. Th. S. 356. 27) Bechmann in der angef. Schrift Cap. IV. §. 51. schef- fer cit. Diſſert. Cap. III. §. 3. leyser in Meditat. ad Pan- dect. Vol. I. Spec. XVI. med. 4. müller ad Leyſerum Obſ. 86. Hoͤpfner im Commentar uͤber die Inſtitutionen §. 70. S. 85. der dritten Auflage u. a. m. 28) L. un. C. de emendat. ſervor. gehoͤrt ſo wenig als L. un. C. de emendat. propinquor. hierher, denn erſteres Geſetz redet von Sclaven, letzteres von minderjaͤhrigen Verwandten, wel- che unartig ſich betragen. L. 13. §. 4. D. locati aber erlaubt nur einen Lehrmeiſter den ihm anvertrauten Lehrpur- ſchen durch vernuͤnftige Zuͤchtigung zum Fleiß, Aufmerkſam- keit und Ordnung anzuhalten; redet alſo auch nicht vom Mieth- geſinde. 29) mevius ad Ius Lubecanſe P. III. Tit. VIII. Art. 10. n. 13. 15. Glafey Vernunft- und Voͤlkerrecht S. 920. Struben rechtliche Bedenken. III. Theil, Bed. 39. S. 153. Gluͤcks Erlaͤut. d. Pand. 2. Th. K

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/159>, abgerufen am 29.03.2024.