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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.

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1. Buch. 4. Tit. §. 101.
gewehret werden, die vor der Bekanntmachung des Pri-
vilegiums verfertigte Waaren zu verkaufen. So wie in-
dessen ein jedes andere Gesetz, ad praeterita erstrecket
werden kann 2), wenn es der Regent für gut findet, so ist
nun solches auch bey den Privilegien keinen Zweifel un-
terworfen.

2) Ein Privilegium legt allen andern Unterthanen
die negative Verbindlichkeit auf, demselben nicht entge-
gen zu handeln, noch den Privilegirten in der Ausü-
bung seines Privilegiums zu hindern. Soll jedoch diese
Verbindungskraft statt finden, so muß das Privilegium
durch eine Insinuation oder sonst gehörig bekannt gemacht
worden seyn 3). Ist dieses geschehen, welches auch durch
den Privilegirten selbst bewürket werden kann, z. B. wenn
der Buchhändler das ihm wegen eines gewissen Verlags-
werks verliehene Privilegium auf dem Titel des Buchs
anzeigt, oder nach den Titelblatt selbst abdrucken läßt,
so kann nicht nur gegen Jeden, der auf solche Art Wis-
senschaft desselben erhalten hat, wegen einer Verletzung
desselben geklagt werden 4), sondern es ist auch eine jede
Handlung für null und nichtig zu halten, welche gegen

das-
2) S. schaumburg in Diss. de natura privilegiorum, tam gra-
tiosorum, quam conventional. (Ienae 1736.) §. 16. ziegler
de Iur. Maiestat[.] lib. II. cap.
15. §. 43.
3) hommel Rhapsod. Vol. IV. Obs. 533. leyser Meditat. ad
Pandect. Vol. XI. Supplem. Spec. V. obs. XI.
4) boehmer in iure Digestor. h. t. §. 12. Das Rechtsmittel
gegen den Stöhrer eines Privilegiums ist in petitorio, die
actio confessoria utilis, in possessorio das Interdictum uti possi-
detis utile.
Siehe Schmidts Lehrbuch von gerichtl. Kla-
gen §. 471 ff. und §. 173. berger Oecon. iur. Lib. II. Tit. VI.
§. 3. n.
3.

1. Buch. 4. Tit. §. 101.
gewehret werden, die vor der Bekanntmachung des Pri-
vilegiums verfertigte Waaren zu verkaufen. So wie in-
deſſen ein jedes andere Geſetz, ad praeterita erſtrecket
werden kann 2), wenn es der Regent fuͤr gut findet, ſo iſt
nun ſolches auch bey den Privilegien keinen Zweifel un-
terworfen.

2) Ein Privilegium legt allen andern Unterthanen
die negative Verbindlichkeit auf, demſelben nicht entge-
gen zu handeln, noch den Privilegirten in der Ausuͤ-
bung ſeines Privilegiums zu hindern. Soll jedoch dieſe
Verbindungskraft ſtatt finden, ſo muß das Privilegium
durch eine Inſinuation oder ſonſt gehoͤrig bekannt gemacht
worden ſeyn 3). Iſt dieſes geſchehen, welches auch durch
den Privilegirten ſelbſt bewuͤrket werden kann, z. B. wenn
der Buchhaͤndler das ihm wegen eines gewiſſen Verlags-
werks verliehene Privilegium auf dem Titel des Buchs
anzeigt, oder nach den Titelblatt ſelbſt abdrucken laͤßt,
ſo kann nicht nur gegen Jeden, der auf ſolche Art Wiſ-
ſenſchaft deſſelben erhalten hat, wegen einer Verletzung
deſſelben geklagt werden 4), ſondern es iſt auch eine jede
Handlung fuͤr null und nichtig zu halten, welche gegen

daſ-
2) S. schaumburg in Diſſ. de natura privilegiorum, tam gra-
tioſorum, quam conventional. (Ienae 1736.) §. 16. ziegler
de Iur. Maieſtat[.] lib. II. cap.
15. §. 43.
3) hommel Rhapſod. Vol. IV. Obſ. 533. leyser Meditat. ad
Pandect. Vol. XI. Supplem. Spec. V. obſ. XI.
4) boehmer in iure Digeſtor. h. t. §. 12. Das Rechtsmittel
gegen den Stoͤhrer eines Privilegiums iſt in petitorio, die
actio confeſſoria utilis, in poſſeſſorio das Interdictum uti poſſi-
detis utile.
Siehe Schmidts Lehrbuch von gerichtl. Kla-
gen §. 471 ff. und §. 173. berger Oecon. iur. Lib. II. Tit. VI.
§. 3. n.
3.
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[2/0016] 1. Buch. 4. Tit. §. 101. gewehret werden, die vor der Bekanntmachung des Pri- vilegiums verfertigte Waaren zu verkaufen. So wie in- deſſen ein jedes andere Geſetz, ad praeterita erſtrecket werden kann 2), wenn es der Regent fuͤr gut findet, ſo iſt nun ſolches auch bey den Privilegien keinen Zweifel un- terworfen. 2) Ein Privilegium legt allen andern Unterthanen die negative Verbindlichkeit auf, demſelben nicht entge- gen zu handeln, noch den Privilegirten in der Ausuͤ- bung ſeines Privilegiums zu hindern. Soll jedoch dieſe Verbindungskraft ſtatt finden, ſo muß das Privilegium durch eine Inſinuation oder ſonſt gehoͤrig bekannt gemacht worden ſeyn 3). Iſt dieſes geſchehen, welches auch durch den Privilegirten ſelbſt bewuͤrket werden kann, z. B. wenn der Buchhaͤndler das ihm wegen eines gewiſſen Verlags- werks verliehene Privilegium auf dem Titel des Buchs anzeigt, oder nach den Titelblatt ſelbſt abdrucken laͤßt, ſo kann nicht nur gegen Jeden, der auf ſolche Art Wiſ- ſenſchaft deſſelben erhalten hat, wegen einer Verletzung deſſelben geklagt werden 4), ſondern es iſt auch eine jede Handlung fuͤr null und nichtig zu halten, welche gegen daſ- 2) S. schaumburg in Diſſ. de natura privilegiorum, tam gra- tioſorum, quam conventional. (Ienae 1736.) §. 16. ziegler de Iur. Maieſtat. lib. II. cap. 15. §. 43. 3) hommel Rhapſod. Vol. IV. Obſ. 533. leyser Meditat. ad Pandect. Vol. XI. Supplem. Spec. V. obſ. XI. 4) boehmer in iure Digeſtor. h. t. §. 12. Das Rechtsmittel gegen den Stoͤhrer eines Privilegiums iſt in petitorio, die actio confeſſoria utilis, in poſſeſſorio das Interdictum uti poſſi- detis utile. Siehe Schmidts Lehrbuch von gerichtl. Kla- gen §. 471 ff. und §. 173. berger Oecon. iur. Lib. II. Tit. VI. §. 3. n. 3.

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/16>, abgerufen am 29.03.2024.