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Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791.

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1. Buch. 7. Tit. §. 151.
nehmung an Kindesstatt von einer Mannsperson gesche-
hen, so ist zwischen Arrogation und eigentlicher
Adoption
ein Unterschied zu machen. Die erstere be-
wirkt nach bürgerlichen Gesetzen

1) eine Verwandschaft, die jedoch kein Recht
der Blutsfreundschaft, sondern nur ein Agnations-
recht
giebt 64). Sie äussert sich

a) zwischen den Arrogator und den arrogirten Kinde,
und zwar auf Seiten des erstern unter dem Nahmen pa-
ternitas,
auf Seiten des letztern aber unter dem Nahmen
Suitas 65);

b) zwischen den arrogirten Kinde und den leiblichen
Kindern des Arrogators, unter dem Nahmen fraterni-
tas
66) jedoch werden diese Geschwister nur als consan-
guinei
angesehen 67);

c) zwischen den arrogirten Kinde, und den Agna-
ten des Arrogators, unter dem eigentlichen Namen ag-
natio.
Mit allen denjenigen aber, welche blos Cognaten
vom Arrogator sind, contrahirt das angenommene Kind
keine Verwandschaft. Die Mutter des Arrogirenden
wird also nicht als Großmutter des arrogirten Kindes
angesehen, denn sie ist nur eine cognata von dem Arro-

gator,
64) L. 23. D. h. t.
65) §. 1. I. de Nupt.
66) L. 23. D. h. t. L. 17. pr. D. de ritu nupt.
67) Hat jedoch der Arrogator schon einen Enkel von seinem
Sohne, und will noch ein fremdes Kind zum Enkel annehmen,
so entstehen unter beyden Enkeln die Rechte der Consanguini-
tät anders nicht, als wenn die Annehmung ausdrücklich und
unter der Bedingung geschehen, daß der Arrogirte als ein
von des Arrogirenden Sohne und desselben Frau gebohrner
Enkel angesehen werden solle. L. 44. D. h. t.

1. Buch. 7. Tit. §. 151.
nehmung an Kindesſtatt von einer Mannsperſon geſche-
hen, ſo iſt zwiſchen Arrogation und eigentlicher
Adoption
ein Unterſchied zu machen. Die erſtere be-
wirkt nach buͤrgerlichen Geſetzen

1) eine Verwandſchaft, die jedoch kein Recht
der Blutsfreundſchaft, ſondern nur ein Agnations-
recht
giebt 64). Sie aͤuſſert ſich

a) zwiſchen den Arrogator und den arrogirten Kinde,
und zwar auf Seiten des erſtern unter dem Nahmen pa-
ternitas,
auf Seiten des letztern aber unter dem Nahmen
Suitas 65);

b) zwiſchen den arrogirten Kinde und den leiblichen
Kindern des Arrogators, unter dem Nahmen fraterni-
tas
66) jedoch werden dieſe Geſchwiſter nur als conſan-
guinei
angeſehen 67);

c) zwiſchen den arrogirten Kinde, und den Agna-
ten des Arrogators, unter dem eigentlichen Namen ag-
natio.
Mit allen denjenigen aber, welche blos Cognaten
vom Arrogator ſind, contrahirt das angenommene Kind
keine Verwandſchaft. Die Mutter des Arrogirenden
wird alſo nicht als Großmutter des arrogirten Kindes
angeſehen, denn ſie iſt nur eine cognata von dem Arro-

gator,
64) L. 23. D. h. t.
65) §. 1. I. de Nupt.
66) L. 23. D. h. t. L. 17. pr. D. de ritu nupt.
67) Hat jedoch der Arrogator ſchon einen Enkel von ſeinem
Sohne, und will noch ein fremdes Kind zum Enkel annehmen,
ſo entſtehen unter beyden Enkeln die Rechte der Conſanguini-
taͤt anders nicht, als wenn die Annehmung ausdruͤcklich und
unter der Bedingung geſchehen, daß der Arrogirte als ein
von des Arrogirenden Sohne und deſſelben Frau gebohrner
Enkel angeſehen werden ſolle. L. 44. D. h. t.
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[308/0322] 1. Buch. 7. Tit. §. 151. nehmung an Kindesſtatt von einer Mannsperſon geſche- hen, ſo iſt zwiſchen Arrogation und eigentlicher Adoption ein Unterſchied zu machen. Die erſtere be- wirkt nach buͤrgerlichen Geſetzen 1) eine Verwandſchaft, die jedoch kein Recht der Blutsfreundſchaft, ſondern nur ein Agnations- recht giebt 64). Sie aͤuſſert ſich a) zwiſchen den Arrogator und den arrogirten Kinde, und zwar auf Seiten des erſtern unter dem Nahmen pa- ternitas, auf Seiten des letztern aber unter dem Nahmen Suitas 65); b) zwiſchen den arrogirten Kinde und den leiblichen Kindern des Arrogators, unter dem Nahmen fraterni- tas 66) jedoch werden dieſe Geſchwiſter nur als conſan- guinei angeſehen 67); c) zwiſchen den arrogirten Kinde, und den Agna- ten des Arrogators, unter dem eigentlichen Namen ag- natio. Mit allen denjenigen aber, welche blos Cognaten vom Arrogator ſind, contrahirt das angenommene Kind keine Verwandſchaft. Die Mutter des Arrogirenden wird alſo nicht als Großmutter des arrogirten Kindes angeſehen, denn ſie iſt nur eine cognata von dem Arro- gator, 64) L. 23. D. h. t. 65) §. 1. I. de Nupt. 66) L. 23. D. h. t. L. 17. pr. D. de ritu nupt. 67) Hat jedoch der Arrogator ſchon einen Enkel von ſeinem Sohne, und will noch ein fremdes Kind zum Enkel annehmen, ſo entſtehen unter beyden Enkeln die Rechte der Conſanguini- taͤt anders nicht, als wenn die Annehmung ausdruͤcklich und unter der Bedingung geſchehen, daß der Arrogirte als ein von des Arrogirenden Sohne und deſſelben Frau gebohrner Enkel angeſehen werden ſolle. L. 44. D. h. t.

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Versuch einer ausführlichen Erläuterung der Pandecten nach Hellfeld ein Commentar für meine Zuhörer. Erlangen, 1791, S. 308. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02_1791/322>, abgerufen am 29.03.2024.