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Glück, Christian Friedrich von: Berichtigungen und Zusätze zum zweyten Bande des Glückischen Commentars über die Pandecten. Für die Besitzer der ersten Ausgabe. Erlangen, 1800.

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Eigenthümers, eines Usufructuars, eines Pfandgläubigers, kein
status, denn diese Qualität beruhet nicht in dem Subject des
Menschen, sondern kommt ihm wegen der Sache zu, die er be-
sitzt, und wegen welcher er Rechte auszuüben hat.

Statt S. 52--54.

§. 112.
Natürlicher und bürgerlicher Zustand des Menschen. Be-
griff von status und ius personarum im engern Verstande
des römischen Civilrechts.

Der Zustand des Menschen wird nun entweder durch seine
physische Beschaffenheit begründet, oder durch sein politisches
oder moralisches Verhältniß, in welchem er sich befindet. In
dem ersten Falle ist sein Zustand ein natürlicher (status ho-
minis naturalis
) in dem andern aber ein bürgerlicher (status
hominis civilis
). Der natürliche Zustand des Menschen
ist also eine physische Eigenschaft desselben, aus welcher Rechte
entstehen. Z. E. daß ein Mensch eine Manns- oder Frauens-
person ist, daß er jung oder alt, gesund oder krank ist. Der
bürgerliche Zustand hingegen ist eine durch positive Gese-
tze bestimmte moralische Eigenschaft des Menschen, von welcher
gewisse Rechte und Verbindlichkeiten in der bürgerlichen Gesell-
schaft abhangen. Z. B. daß Jemand ein freyer Mensch, ein
Bürger, ein Soldat u. s. w. ist.

Der natürliche Zustand der Menschen 53) ist wie-
ber verschieden. Er bezieht sich entweder auf die Geburt --
status nativitatis; oder auf das Geschlecht, -- status sexus;
oder auf die natürliche Eigenschaft des Leibes oder
der Seele -- status integritatis; oder auf das Alter, --
status aetatis.


So-
53) S. Franc. Car. conradi Exerc. de iure personarum ex di-
scrimine hominum naturali vario Lipsiae 1727. Godofr. Rei-
nold.
koeselisius de iure personarum ex statu hominum natu-
rali. Ibid. 1733 et Sam. puffendorf de statu hominum natu-
rali, in Eius disput. academ. sel.

Eigenthuͤmers, eines Uſufructuars, eines Pfandglaͤubigers, kein
ſtatus, denn dieſe Qualitaͤt beruhet nicht in dem Subject des
Menſchen, ſondern kommt ihm wegen der Sache zu, die er be-
ſitzt, und wegen welcher er Rechte auszuuͤben hat.

Statt S. 52—54.

§. 112.
Natuͤrlicher und buͤrgerlicher Zuſtand des Menſchen. Be-
griff von ſtatus und ius perſonarum im engern Verſtande
des roͤmiſchen Civilrechts.

Der Zuſtand des Menſchen wird nun entweder durch ſeine
phyſiſche Beſchaffenheit begruͤndet, oder durch ſein politiſches
oder moraliſches Verhaͤltniß, in welchem er ſich befindet. In
dem erſten Falle iſt ſein Zuſtand ein natuͤrlicher (ſtatus ho-
minis naturalis
) in dem andern aber ein buͤrgerlicher (ſtatus
hominis civilis
). Der natuͤrliche Zuſtand des Menſchen
iſt alſo eine phyſiſche Eigenſchaft deſſelben, aus welcher Rechte
entſtehen. Z. E. daß ein Menſch eine Manns- oder Frauens-
perſon iſt, daß er jung oder alt, geſund oder krank iſt. Der
buͤrgerliche Zuſtand hingegen iſt eine durch poſitive Geſe-
tze beſtimmte moraliſche Eigenſchaft des Menſchen, von welcher
gewiſſe Rechte und Verbindlichkeiten in der buͤrgerlichen Geſell-
ſchaft abhangen. Z. B. daß Jemand ein freyer Menſch, ein
Buͤrger, ein Soldat u. ſ. w. iſt.

Der natuͤrliche Zuſtand der Menſchen 53) iſt wie-
ber verſchieden. Er bezieht ſich entweder auf die Geburt
ſtatus nativitatis; oder auf das Geſchlecht, — ſtatus ſexus;
oder auf die natuͤrliche Eigenſchaft des Leibes oder
der Seeleſtatus integritatis; oder auf das Alter, —
ſtatus aetatis.


So-
53) S. Franc. Car. conradi Exerc. de iure perſonarum ex di-
ſcrimine hominum naturali vario Lipſiae 1727. Godofr. Rei-
nold.
koeselisius de iure perſonarum ex ſtatu hominum natu-
rali. Ibid. 1733 et Sam. puffendorf de ſtatu hominum natu-
rali, in Eius diſput. academ. ſel.
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[13/0019] Eigenthuͤmers, eines Uſufructuars, eines Pfandglaͤubigers, kein ſtatus, denn dieſe Qualitaͤt beruhet nicht in dem Subject des Menſchen, ſondern kommt ihm wegen der Sache zu, die er be- ſitzt, und wegen welcher er Rechte auszuuͤben hat. Statt S. 52—54. §. 112. Natuͤrlicher und buͤrgerlicher Zuſtand des Menſchen. Be- griff von ſtatus und ius perſonarum im engern Verſtande des roͤmiſchen Civilrechts. Der Zuſtand des Menſchen wird nun entweder durch ſeine phyſiſche Beſchaffenheit begruͤndet, oder durch ſein politiſches oder moraliſches Verhaͤltniß, in welchem er ſich befindet. In dem erſten Falle iſt ſein Zuſtand ein natuͤrlicher (ſtatus ho- minis naturalis) in dem andern aber ein buͤrgerlicher (ſtatus hominis civilis). Der natuͤrliche Zuſtand des Menſchen iſt alſo eine phyſiſche Eigenſchaft deſſelben, aus welcher Rechte entſtehen. Z. E. daß ein Menſch eine Manns- oder Frauens- perſon iſt, daß er jung oder alt, geſund oder krank iſt. Der buͤrgerliche Zuſtand hingegen iſt eine durch poſitive Geſe- tze beſtimmte moraliſche Eigenſchaft des Menſchen, von welcher gewiſſe Rechte und Verbindlichkeiten in der buͤrgerlichen Geſell- ſchaft abhangen. Z. B. daß Jemand ein freyer Menſch, ein Buͤrger, ein Soldat u. ſ. w. iſt. Der natuͤrliche Zuſtand der Menſchen 53) iſt wie- ber verſchieden. Er bezieht ſich entweder auf die Geburt — ſtatus nativitatis; oder auf das Geſchlecht, — ſtatus ſexus; oder auf die natuͤrliche Eigenſchaft des Leibes oder der Seele — ſtatus integritatis; oder auf das Alter, — ſtatus aetatis. So- 53) S. Franc. Car. conradi Exerc. de iure perſonarum ex di- ſcrimine hominum naturali vario Lipſiae 1727. Godofr. Rei- nold. koeselisius de iure perſonarum ex ſtatu hominum natu- rali. Ibid. 1733 et Sam. puffendorf de ſtatu hominum natu- rali, in Eius diſput. academ. ſel.

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Berichtigungen und Zusätze zum zweyten Bande des Glückischen Commentars über die Pandecten. Für die Besitzer der ersten Ausgabe. Erlangen, 1800, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02verbesserungen_1800/19>, abgerufen am 25.04.2024.