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Glück, Christian Friedrich von: Berichtigungen und Zusätze zum zweyten Bande des Glückischen Commentars über die Pandecten. Für die Besitzer der ersten Ausgabe. Erlangen, 1800.

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S. 86. Not. 29. statt: Ueber diese Stelle etc. Was
das für ein Gesetz sey, welches von der angeführten Regel eine
Ausnahme macht, sagt Ulpian in Fragm. Tit. V. §. 8. näm-
lich die Lex Mensia, nach welcher das Kind, welches aus der
Ehe eines peregrini mit einer cive Rom. war gebohren worden,
den Stand des Vaters erhielt. Siehe heineccius ad Leg. Iu-
liam et Pap. Poppaeam. p.
225. und besonders Chr. rau Diss. de
lege Mensia. Lipsiae 1786.

S. 90--92. statt: Es ist nun noch übrig etc.

§. 116. b.
II.
Von den rechtmäßigen Kindern. Bestimmung des
Zeitpuncts der rechtmäßigen Geburt eines Kindes.

Sollen nun im Gegentheil Kinder für eheliche und le-
gitime
gehalten werden, so wird dazu.

1) das Daseyn einer rechtmäßigen Ehe erfordert.
In dem Röm. Recht wird zwar nur eine solche Ehe ein matri-
monium iustum
genennt, si inter eos, qui nuptias contrahunt, con-
nubium sit
,
wie Ulpian 83) sagt; ein connubium aber war, wie
eben dieser Jurist 84) hinzufügt, uxoris iure ducendae facultas,
und hatte nur unter Röm. Bürgern Statt, wofern es nicht auch
als Ausnahme bey einzelnen Latinis oder peregrinis war erlaubt
worden 85). Allein jetzt verstehen wir unter einer recht-
mäßigen Ehe
überhaupt eine solche, die nach Vorschrift der
Kirchen- oder der bürgerlichen Gesetze gültig geschlossen worden
ist. Dies mag nun entweder eine wahre oder auch nur eine
vermeintliche, d. i. eine solche Ehe seyn, welcher zwar ein
öffentliches trennendes Hinderniß entgegenstehet, die aber doch
darum, weil selbige zwischen Personen, denen entweder beyder-
seits, oder wenigstens eines Theils dies Hinderniß nicht bekannt
war, öffentlich und förmlich vollzogen worden ist, in der Zwi-

schen
83) Fragm. Tit. V. §. 2. (in schulting Iurisprud. Antejust.
pag. 577.)
84) c. loc. §. 3.
85) ulpian. c. l. §. 4,
B 4

S. 86. Not. 29. ſtatt: Ueber dieſe Stelle ꝛc. Was
das fuͤr ein Geſetz ſey, welches von der angefuͤhrten Regel eine
Ausnahme macht, ſagt Ulpian in Fragm. Tit. V. §. 8. naͤm-
lich die Lex Menſia, nach welcher das Kind, welches aus der
Ehe eines peregrini mit einer cive Rom. war gebohren worden,
den Stand des Vaters erhielt. Siehe heineccius ad Leg. Iu-
liam et Pap. Poppaeam. p.
225. und beſonders Chr. rau Diſſ. de
lege Menſia. Lipſiae 1786.

S. 90—92. ſtatt: Es iſt nun noch uͤbrig ꝛc.

§. 116. b.
II.
Von den rechtmaͤßigen Kindern. Beſtimmung des
Zeitpuncts der rechtmaͤßigen Geburt eines Kindes.

Sollen nun im Gegentheil Kinder fuͤr eheliche und le-
gitime
gehalten werden, ſo wird dazu.

1) das Daſeyn einer rechtmaͤßigen Ehe erfordert.
In dem Roͤm. Recht wird zwar nur eine ſolche Ehe ein matri-
monium iuſtum
genennt, ſi inter eos, qui nuptias contrahunt, con-
nubium ſit
,
wie Ulpian 83) ſagt; ein connubium aber war, wie
eben dieſer Juriſt 84) hinzufuͤgt, uxoris iure ducendae facultas,
und hatte nur unter Roͤm. Buͤrgern Statt, wofern es nicht auch
als Ausnahme bey einzelnen Latinis oder peregrinis war erlaubt
worden 85). Allein jetzt verſtehen wir unter einer recht-
maͤßigen Ehe
uͤberhaupt eine ſolche, die nach Vorſchrift der
Kirchen- oder der buͤrgerlichen Geſetze guͤltig geſchloſſen worden
iſt. Dies mag nun entweder eine wahre oder auch nur eine
vermeintliche, d. i. eine ſolche Ehe ſeyn, welcher zwar ein
oͤffentliches trennendes Hinderniß entgegenſtehet, die aber doch
darum, weil ſelbige zwiſchen Perſonen, denen entweder beyder-
ſeits, oder wenigſtens eines Theils dies Hinderniß nicht bekannt
war, oͤffentlich und foͤrmlich vollzogen worden iſt, in der Zwi-

ſchen
83) Fragm. Tit. V. §. 2. (in schulting Iurisprud. Antejuſt.
pag. 577.)
84) c. loc. §. 3.
85) ulpian. c. l. §. 4,
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[23/0029] S. 86. Not. 29. ſtatt: Ueber dieſe Stelle ꝛc. Was das fuͤr ein Geſetz ſey, welches von der angefuͤhrten Regel eine Ausnahme macht, ſagt Ulpian in Fragm. Tit. V. §. 8. naͤm- lich die Lex Menſia, nach welcher das Kind, welches aus der Ehe eines peregrini mit einer cive Rom. war gebohren worden, den Stand des Vaters erhielt. Siehe heineccius ad Leg. Iu- liam et Pap. Poppaeam. p. 225. und beſonders Chr. rau Diſſ. de lege Menſia. Lipſiae 1786. S. 90—92. ſtatt: Es iſt nun noch uͤbrig ꝛc. §. 116. b. II. Von den rechtmaͤßigen Kindern. Beſtimmung des Zeitpuncts der rechtmaͤßigen Geburt eines Kindes. Sollen nun im Gegentheil Kinder fuͤr eheliche und le- gitime gehalten werden, ſo wird dazu. 1) das Daſeyn einer rechtmaͤßigen Ehe erfordert. In dem Roͤm. Recht wird zwar nur eine ſolche Ehe ein matri- monium iuſtum genennt, ſi inter eos, qui nuptias contrahunt, con- nubium ſit, wie Ulpian 83) ſagt; ein connubium aber war, wie eben dieſer Juriſt 84) hinzufuͤgt, uxoris iure ducendae facultas, und hatte nur unter Roͤm. Buͤrgern Statt, wofern es nicht auch als Ausnahme bey einzelnen Latinis oder peregrinis war erlaubt worden 85). Allein jetzt verſtehen wir unter einer recht- maͤßigen Ehe uͤberhaupt eine ſolche, die nach Vorſchrift der Kirchen- oder der buͤrgerlichen Geſetze guͤltig geſchloſſen worden iſt. Dies mag nun entweder eine wahre oder auch nur eine vermeintliche, d. i. eine ſolche Ehe ſeyn, welcher zwar ein oͤffentliches trennendes Hinderniß entgegenſtehet, die aber doch darum, weil ſelbige zwiſchen Perſonen, denen entweder beyder- ſeits, oder wenigſtens eines Theils dies Hinderniß nicht bekannt war, oͤffentlich und foͤrmlich vollzogen worden iſt, in der Zwi- ſchen 83) Fragm. Tit. V. §. 2. (in schulting Iurisprud. Antejuſt. pag. 577.) 84) c. loc. §. 3. 85) ulpian. c. l. §. 4, B 4

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Zitationshilfe: Glück, Christian Friedrich von: Berichtigungen und Zusätze zum zweyten Bande des Glückischen Commentars über die Pandecten. Für die Besitzer der ersten Ausgabe. Erlangen, 1800, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/glueck_pandecten02verbesserungen_1800/29>, abgerufen am 29.03.2024.