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Görres, Joseph: Die teutschen Volksbücher. Heidelberg, 1807.

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seinem Wehrgehenke den Vater erkennt, und nun mit dem
König bei Nacht ihm zu Füßen fällt. Das Abentheuer
auf dem Schlosse, und die Riesengeschichten sind ein-
gelegt. Diese Riesen, die angeblich im Lande Kalmukey
und in der Tartarey wohnten, deren König Butschko
ist, und unter denen vorzüglich der Riese Scharmack
sich auszeichnete, in dessen Nacken alle Monathe drei
Pfund Haare wachsen, deuten ebenfalls wieder nach der
allgemeinen geographischen Fabelquelle hin. Das Ganze
ist nicht ohne Geist, obgleich häufig mit vieler Nach-
lässigkeit geschrieben. Das Riesenwesen besonders ist
recht gut dargestellt, insofern die Kraft in ihrem Ue-
bermaße unter sich selbst erliegt, und als Plumpheit
erscheint. Wenn das Buch von einem älteren Gedichte
ausgegangen ist, dann würde dessen Verlust für die
Kunst zu bedauern seyn.


14.
Wahrhafte Beschreibung von dem großen Helden
und Herzogen Heinrich dem Löwen, und
seiner wunderbaren höchst gefährlichen Reise.

ſeinem Wehrgehenke den Vater erkennt, und nun mit dem
König bei Nacht ihm zu Füßen fällt. Das Abentheuer
auf dem Schloſſe, und die Rieſengeſchichten ſind ein-
gelegt. Dieſe Rieſen, die angeblich im Lande Kalmukey
und in der Tartarey wohnten, deren König Butſchko
iſt, und unter denen vorzüglich der Rieſe Scharmack
ſich auszeichnete, in deſſen Nacken alle Monathe drei
Pfund Haare wachſen, deuten ebenfalls wieder nach der
allgemeinen geographiſchen Fabelquelle hin. Das Ganze
iſt nicht ohne Geiſt, obgleich häufig mit vieler Nach-
läſſigkeit geſchrieben. Das Rieſenweſen beſonders iſt
recht gut dargeſtellt, inſofern die Kraft in ihrem Ue-
bermaße unter ſich ſelbſt erliegt, und als Plumpheit
erſcheint. Wenn das Buch von einem älteren Gedichte
ausgegangen iſt, dann würde deſſen Verluſt für die
Kunſt zu bedauern ſeyn.


14.
Wahrhafte Beſchreibung von dem großen Helden
und Herzogen Heinrich dem Loͤwen, und
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[90/0108] ſeinem Wehrgehenke den Vater erkennt, und nun mit dem König bei Nacht ihm zu Füßen fällt. Das Abentheuer auf dem Schloſſe, und die Rieſengeſchichten ſind ein- gelegt. Dieſe Rieſen, die angeblich im Lande Kalmukey und in der Tartarey wohnten, deren König Butſchko iſt, und unter denen vorzüglich der Rieſe Scharmack ſich auszeichnete, in deſſen Nacken alle Monathe drei Pfund Haare wachſen, deuten ebenfalls wieder nach der allgemeinen geographiſchen Fabelquelle hin. Das Ganze iſt nicht ohne Geiſt, obgleich häufig mit vieler Nach- läſſigkeit geſchrieben. Das Rieſenweſen beſonders iſt recht gut dargeſtellt, inſofern die Kraft in ihrem Ue- bermaße unter ſich ſelbſt erliegt, und als Plumpheit erſcheint. Wenn das Buch von einem älteren Gedichte ausgegangen iſt, dann würde deſſen Verluſt für die Kunſt zu bedauern ſeyn. 14. Wahrhafte Beſchreibung von dem großen Helden und Herzogen Heinrich dem Loͤwen, und ſeiner wunderbaren hoͤchſt gefaͤhrlichen Reiſe.

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Zitationshilfe: Görres, Joseph: Die teutschen Volksbücher. Heidelberg, 1807, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goerres_volksbuecher_1807/108>, abgerufen am 23.04.2024.