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Görres, Joseph: Die teutschen Volksbücher. Heidelberg, 1807.

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Anfangs ein gebohrner Jud gewesen, in Mantua seinen
neuen Glaubensgenossen aufgebunden hat. Das Kostbarste
aber, das gleichfalls in jener Schrift enthalten ist, hat
der Herausgeber des Volksbuchs doch aufzunehmen sich
gescheut, nämlich eine glaubwürdige, vidimirte Copie
des Urtheils, was Pontius Pilatus über Christus gefällt,
mit allen Motiven und Bewegungsgründen, unterzeich-
net durch Räthe und Beamten des großen Raths der
Juden, und die Notarii der öffentlichen, peinlichen
Justici, angeblich gefunden in der Stadt Aquila in
einem Felsen von Marmelstein. Im Ganzen ist nur die
Idee poetisch-brauchbar und auch von A. W. Schlegel
in seiner Romanze trefflich benutzt, das Geschreibe selbst
aber ohne allen Werth und Zweck.


34.
Romanusbüchlein, vor Gott der Herr bewahre
meine Seele, meinen Aus- und Eingang,
von nun an bis in alle Ewigkeit, Amen, Hal-
leluja. Gedruckt zu Venedig.

Von allen Weltgegenden her zusammengetrommel-
ter Unsinn in Beschwörungen, Zaubersprüchen und

Anfangs ein gebohrner Jud geweſen, in Mantua ſeinen
neuen Glaubensgenoſſen aufgebunden hat. Das Koſtbarſte
aber, das gleichfalls in jener Schrift enthalten iſt, hat
der Herausgeber des Volksbuchs doch aufzunehmen ſich
geſcheut, nämlich eine glaubwürdige, vidimirte Copie
des Urtheils, was Pontius Pilatus über Chriſtus gefällt,
mit allen Motiven und Bewegungsgründen, unterzeich-
net durch Räthe und Beamten des großen Raths der
Juden, und die Notarii der öffentlichen, peinlichen
Justici, angeblich gefunden in der Stadt Aquila in
einem Felſen von Marmelſtein. Im Ganzen iſt nur die
Idee poetiſch-brauchbar und auch von A. W. Schlegel
in ſeiner Romanze trefflich benutzt, das Geſchreibe ſelbſt
aber ohne allen Werth und Zweck.


34.
Romanusbuͤchlein, vor Gott der Herr bewahre
meine Seele, meinen Aus- und Eingang,
von nun an bis in alle Ewigkeit, Amen, Hal-
leluja. Gedruckt zu Venedig.

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[203/0221] Anfangs ein gebohrner Jud geweſen, in Mantua ſeinen neuen Glaubensgenoſſen aufgebunden hat. Das Koſtbarſte aber, das gleichfalls in jener Schrift enthalten iſt, hat der Herausgeber des Volksbuchs doch aufzunehmen ſich geſcheut, nämlich eine glaubwürdige, vidimirte Copie des Urtheils, was Pontius Pilatus über Chriſtus gefällt, mit allen Motiven und Bewegungsgründen, unterzeich- net durch Räthe und Beamten des großen Raths der Juden, und die Notarii der öffentlichen, peinlichen Justici, angeblich gefunden in der Stadt Aquila in einem Felſen von Marmelſtein. Im Ganzen iſt nur die Idee poetiſch-brauchbar und auch von A. W. Schlegel in ſeiner Romanze trefflich benutzt, das Geſchreibe ſelbſt aber ohne allen Werth und Zweck. 34. Romanusbuͤchlein, vor Gott der Herr bewahre meine Seele, meinen Aus- und Eingang, von nun an bis in alle Ewigkeit, Amen, Hal- leluja. Gedruckt zu Venedig. Von allen Weltgegenden her zuſammengetrommel- ter Unſinn in Beſchwörungen, Zauberſprüchen und

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Zitationshilfe: Görres, Joseph: Die teutschen Volksbücher. Heidelberg, 1807, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goerres_volksbuecher_1807/221>, abgerufen am 28.03.2024.