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Goethe, Johann Wolfgang von: West-östlicher Divan. Stuttgart, 1819.

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Erschaffen und Beleben.

Hans Adam war ein Erdenklos,
Den Gott zum Menschen machte,
Doch bracht' er aus der Mutter Schooss
Noch vieles Ungeschlachte.
Die Elohim zur Nas' hinein
Den besten Geist ihm bliesen,
Nun schien er schon was mehr zu seyn,
Denn er fing an zu niesen.
Doch mit Gebein und Glied und Kopf
Blieb er ein halber Klumpen,
Bis endlich Noah für den Tropf
Das Wahre fand, den Humpen.
Der Klumpe fühlt sogleich den Schwung,
Sobald er sich benetzet,
So wie der Teig durch Säuerung
Sich in Bewegung setzet.
Erschaffen und Beleben.

Hans Adam war ein Erdenklos,
Den Gott zum Menschen machte,
Doch bracht’ er aus der Mutter Schooſs
Noch vieles Ungeschlachte.
Die Elohim zur Nas’ hinein
Den besten Geist ihm bliesen,
Nun schien er schon was mehr zu seyn,
Denn er fing an zu niesen.
Doch mit Gebein und Glied und Kopf
Blieb er ein halber Klumpen,
Bis endlich Noah für den Tropf
Das Wahre fand, den Humpen.
Der Klumpe fühlt sogleich den Schwung,
Sobald er sich benetzet,
So wie der Teig durch Säuerung
Sich in Bewegung setzet.
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[16/0026] Erschaffen und Beleben. Hans Adam war ein Erdenklos, Den Gott zum Menschen machte, Doch bracht’ er aus der Mutter Schooſs Noch vieles Ungeschlachte. Die Elohim zur Nas’ hinein Den besten Geist ihm bliesen, Nun schien er schon was mehr zu seyn, Denn er fing an zu niesen. Doch mit Gebein und Glied und Kopf Blieb er ein halber Klumpen, Bis endlich Noah für den Tropf Das Wahre fand, den Humpen. Der Klumpe fühlt sogleich den Schwung, Sobald er sich benetzet, So wie der Teig durch Säuerung Sich in Bewegung setzet.

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: West-östlicher Divan. Stuttgart, 1819, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_divan_1819/26>, abgerufen am 25.04.2024.