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Goethe, Johann Wolfgang von: West-östlicher Divan. Stuttgart, 1819.

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Olearius.

Die Bogenzahl unserer, bis hierher ab-
gedruckten Arbeiten erinnert uns vorsich-
tiger und weniger abschweifend von nun
an fortzufahren. Desswegen sprechen wir
von dem genannten trefflichen Manne nur
im Vorübergehen. Sehr merkwürdig ist es,
verschiedene Nationen als Reisende zu be-
trachten. Wir finden Engländer, unter
welchen wir Sherley und Herbert ungern
vorbeygingen; sodann aber Italiäner; zu-
letzt Franzosen. Hier trete nun ein Deut-
scher hervor in seiner Kraft und Würde.
Leider war er auf seiner Reise nach dem
persischen Hof an einen Mann gebunden,
der mehr als Abenteurer, denn als Gesand-
ter erscheint; in beidem Sinne aber sich
eigenwillig, ungeschickt, ja unsinnig be-
nimmt. Der Geradsinn des trefflichen Olea-
rius lässt sich dadurch nicht irre machen; er
giebt uns höchst erfreuliche und belehrende
Reiseberichte, die um so schätzbarer sind,

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Olearius.

Die Bogenzahl unserer, bis hierher ab-
gedruckten Arbeiten erinnert uns vorsich-
tiger und weniger abschweifend von nun
an fortzufahren. Deſswegen sprechen wir
von dem genannten trefflichen Manne nur
im Vorübergehen. Sehr merkwürdig ist es,
verschiedene Nationen als Reisende zu be-
trachten. Wir finden Engländer, unter
welchen wir Sherley und Herbert ungern
vorbeygingen; sodann aber Italiäner; zu-
letzt Franzosen. Hier trete nun ein Deut-
scher hervor in seiner Kraft und Würde.
Leider war er auf seiner Reise nach dem
persischen Hof an einen Mann gebunden,
der mehr als Abenteurer, denn als Gesand-
ter erscheint; in beidem Sinne aber sich
eigenwillig, ungeschickt, ja unsinnig be-
nimmt. Der Geradsinn des trefflichen Olea-
rius läſst sich dadurch nicht irre machen; er
giebt uns höchst erfreuliche und belehrende
Reiseberichte, die um so schätzbarer sind,

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[499/0509] Olearius. Die Bogenzahl unserer, bis hierher ab- gedruckten Arbeiten erinnert uns vorsich- tiger und weniger abschweifend von nun an fortzufahren. Deſswegen sprechen wir von dem genannten trefflichen Manne nur im Vorübergehen. Sehr merkwürdig ist es, verschiedene Nationen als Reisende zu be- trachten. Wir finden Engländer, unter welchen wir Sherley und Herbert ungern vorbeygingen; sodann aber Italiäner; zu- letzt Franzosen. Hier trete nun ein Deut- scher hervor in seiner Kraft und Würde. Leider war er auf seiner Reise nach dem persischen Hof an einen Mann gebunden, der mehr als Abenteurer, denn als Gesand- ter erscheint; in beidem Sinne aber sich eigenwillig, ungeschickt, ja unsinnig be- nimmt. Der Geradsinn des trefflichen Olea- rius läſst sich dadurch nicht irre machen; er giebt uns höchst erfreuliche und belehrende Reiseberichte, die um so schätzbarer sind, 32 *

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: West-östlicher Divan. Stuttgart, 1819, S. 499. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_divan_1819/509>, abgerufen am 19.04.2024.