Voll Locken kraus ein Haupt so rund! -- Und darf ich dann in solchen reichen Haaren, Mit vollen Händen hin und wieder fahren Da fühl' ich mich von Herzensgrund gesund. Und küss' ich Stirne, Bogen, Auge, Mund, Dann bin ich frisch und immer wieder wund. Der fünfgezackte Kamm wo sollt' er stocken? Er kehrt schon wieder zu den Locken. Das Ohr versagt sich nicht dem Spiel, Hier ist nicht Fleisch, hier ist nicht Haut, So zart zum Scherz so liebeviel! Doch wie man auf dem Köpfchen kraut, Man wird in solchen reichen Haaren Für ewig auf und nieder fahren. So hast du Hafis auch gethan, Wir fangen es von vornen an.
Versunken.
Voll Locken kraus ein Haupt so rund! — Und darf ich dann in solchen reichen Haaren, Mit vollen Händen hin und wieder fahren Da fühl’ ich mich von Herzensgrund gesund. Und küss’ ich Stirne, Bogen, Auge, Mund, Dann bin ich frisch und immer wieder wund. Der fünfgezackte Kamm wo sollt’ er stocken? Er kehrt schon wieder zu den Locken. Das Ohr versagt sich nicht dem Spiel, Hier ist nicht Fleisch, hier ist nicht Haut, So zart zum Scherz so liebeviel! Doch wie man auf dem Köpfchen kraut, Man wird in solchen reichen Haaren Für ewig auf und nieder fahren. So hast du Hafis auch gethan, Wir fangen es von vornen an.
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0062"n="52"/><divn="2"><head><hirendition="#b"><hirendition="#i"><hirendition="#g">Versunken</hi></hi>.</hi></head><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lgtype="poem"><l>Voll Locken kraus ein Haupt so rund! —</l><lb/><l>Und darf ich dann in solchen <choice><sic>reicheu</sic><corr>reichen</corr></choice> Haaren,</l><lb/><l>Mit vollen Händen hin und wieder fahren</l><lb/><l>Da fühl’ ich mich von Herzensgrund gesund.</l><lb/><l>Und küss’ ich Stirne, Bogen, Auge, Mund,</l><lb/><l>Dann bin ich frisch und immer wieder wund.</l><lb/><l>Der fünfgezackte Kamm wo sollt’ er stocken?</l><lb/><l>Er kehrt schon wieder zu den Locken.</l><lb/><l>Das Ohr versagt sich nicht dem Spiel,</l><lb/><l>Hier ist nicht Fleisch, hier ist nicht Haut,</l><lb/><l>So zart zum Scherz so liebeviel!</l><lb/><l>Doch wie man auf dem Köpfchen kraut,</l><lb/><l>Man wird in solchen reichen Haaren</l><lb/><l>Für ewig auf und nieder fahren.</l><lb/><l>So hast du Hafis auch gethan,</l><lb/><l>Wir fangen es von vornen an.</l></lg></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/></div></body></text></TEI>
[52/0062]
Versunken.
Voll Locken kraus ein Haupt so rund! —
Und darf ich dann in solchen reichen Haaren,
Mit vollen Händen hin und wieder fahren
Da fühl’ ich mich von Herzensgrund gesund.
Und küss’ ich Stirne, Bogen, Auge, Mund,
Dann bin ich frisch und immer wieder wund.
Der fünfgezackte Kamm wo sollt’ er stocken?
Er kehrt schon wieder zu den Locken.
Das Ohr versagt sich nicht dem Spiel,
Hier ist nicht Fleisch, hier ist nicht Haut,
So zart zum Scherz so liebeviel!
Doch wie man auf dem Köpfchen kraut,
Man wird in solchen reichen Haaren
Für ewig auf und nieder fahren.
So hast du Hafis auch gethan,
Wir fangen es von vornen an.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Goethe, Johann Wolfgang von: West-östlicher Divan. Stuttgart, 1819, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_divan_1819/62>, abgerufen am 25.04.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.