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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810.

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des Trüben bis zum undurchsichtigen Weißen sind un-
endlich.

149.

Auf welcher Stufe wir auch das Trübe vor seiner
Undurchsichtigkeit festhalten, gewährt es uns, wenn
wir es in Verhältniß zum Hellen und Dunkeln setzen,
einfache und bedeutende Phänomene.

150.

Das höchstenergische Licht, wie das der Sonne,
des Phosphors in Lebensluft verbrennend, ist blendend
und farblos. So kommt auch das Licht der Fixsterne
meistens farblos zu uns. Dieses Licht aber durch ein
auch nur wenig trübes Mittel gesehen, erscheint uns
gelb. Nimmt die Trübe eines solchen Mittels zu, oder
wird seine Tiefe vermehrt, so sehen wir das Licht nach
und nach eine gelbrothe Farbe annehmen, die sich end-
lich bis zum Rubinrothen steigert.

151.

Wird hingegen durch ein trübes, von einem dar-
auffallenden Lichte erleuchtetes Mittel die Finsterniß ge-
sehen, so erscheint uns eine blaue Farbe, welche immer
heller und blässer wird, jemehr sich die Trübe des Mit-
tels vermehrt, hingegen immer dunkler und satter sich
zeigt, je durchsichtiger das Trübe werden kann, ja bey
dem mindesten Grad der reinsten Trübe, als das schönste
Violet dem Auge fühlbar wird.

des Truͤben bis zum undurchſichtigen Weißen ſind un-
endlich.

149.

Auf welcher Stufe wir auch das Truͤbe vor ſeiner
Undurchſichtigkeit feſthalten, gewaͤhrt es uns, wenn
wir es in Verhaͤltniß zum Hellen und Dunkeln ſetzen,
einfache und bedeutende Phaͤnomene.

150.

Das hoͤchſtenergiſche Licht, wie das der Sonne,
des Phosphors in Lebensluft verbrennend, iſt blendend
und farblos. So kommt auch das Licht der Fixſterne
meiſtens farblos zu uns. Dieſes Licht aber durch ein
auch nur wenig truͤbes Mittel geſehen, erſcheint uns
gelb. Nimmt die Truͤbe eines ſolchen Mittels zu, oder
wird ſeine Tiefe vermehrt, ſo ſehen wir das Licht nach
und nach eine gelbrothe Farbe annehmen, die ſich end-
lich bis zum Rubinrothen ſteigert.

151.

Wird hingegen durch ein truͤbes, von einem dar-
auffallenden Lichte erleuchtetes Mittel die Finſterniß ge-
ſehen, ſo erſcheint uns eine blaue Farbe, welche immer
heller und blaͤſſer wird, jemehr ſich die Truͤbe des Mit-
tels vermehrt, hingegen immer dunkler und ſatter ſich
zeigt, je durchſichtiger das Truͤbe werden kann, ja bey
dem mindeſten Grad der reinſten Truͤbe, als das ſchoͤnſte
Violet dem Auge fuͤhlbar wird.

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[57/0111] des Truͤben bis zum undurchſichtigen Weißen ſind un- endlich. 149. Auf welcher Stufe wir auch das Truͤbe vor ſeiner Undurchſichtigkeit feſthalten, gewaͤhrt es uns, wenn wir es in Verhaͤltniß zum Hellen und Dunkeln ſetzen, einfache und bedeutende Phaͤnomene. 150. Das hoͤchſtenergiſche Licht, wie das der Sonne, des Phosphors in Lebensluft verbrennend, iſt blendend und farblos. So kommt auch das Licht der Fixſterne meiſtens farblos zu uns. Dieſes Licht aber durch ein auch nur wenig truͤbes Mittel geſehen, erſcheint uns gelb. Nimmt die Truͤbe eines ſolchen Mittels zu, oder wird ſeine Tiefe vermehrt, ſo ſehen wir das Licht nach und nach eine gelbrothe Farbe annehmen, die ſich end- lich bis zum Rubinrothen ſteigert. 151. Wird hingegen durch ein truͤbes, von einem dar- auffallenden Lichte erleuchtetes Mittel die Finſterniß ge- ſehen, ſo erſcheint uns eine blaue Farbe, welche immer heller und blaͤſſer wird, jemehr ſich die Truͤbe des Mit- tels vermehrt, hingegen immer dunkler und ſatter ſich zeigt, je durchſichtiger das Truͤbe werden kann, ja bey dem mindeſten Grad der reinſten Truͤbe, als das ſchoͤnſte Violet dem Auge fuͤhlbar wird.

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/111>, abgerufen am 23.04.2024.