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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810.

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162.

Die Infusion des nephritischen Holzes, (der Gui-
landina Linnaei,
) welche früher so großes Aufsehen
machte, ist nur ein trüber Liquor, der im dunklen
hölzernen Becher blau aussehen, in einem durchsichti-
gen Glase aber gegen die Sonne gehalten, eine gelbe
Erscheinung hervorbringen muß.

163.

Einige Tropfen wohlriechender Wasser, eines Wein-
geistfirnisses, mancher metallischen Solutionen können
das Wasser zu solchen Versuchen in allen Graden trübe
machen. Seifenspiritus thut fast die beste Wirkung.

164.

Der Grund des Meeres erscheint den Tauchern
bey hellem Sonnenschein purpurfarb, wobey das Meer-
wasser als ein trübes und tiefes Mittel wirkt. Sie
bemerken bey dieser Gelegenheit die Schatten grün, wel-
ches die geforderte Farbe ist. (78.)

165.

Unter den festen Mitteln begegnet uns in der Na-
tur zuerst der Opal, dessen Farben wenigstens zum
Theil daraus zu erklären sind, daß er eigentlich ein
trübes Mittel sey, wodurch bald helle, bald dunkle
Unterlagen sichtbar werden.

166.

Zu allen Versuchen aber ist das Opalglas (vitrum
astroides, girasole)
der erwünschteste Körper. Es
wird auf verschiedene Weise verfertigt und seine Trübe

162.

Die Infuſion des nephritiſchen Holzes, (der Gui-
landina Linnaei,
) welche fruͤher ſo großes Aufſehen
machte, iſt nur ein truͤber Liquor, der im dunklen
hoͤlzernen Becher blau ausſehen, in einem durchſichti-
gen Glaſe aber gegen die Sonne gehalten, eine gelbe
Erſcheinung hervorbringen muß.

163.

Einige Tropfen wohlriechender Waſſer, eines Wein-
geiſtfirniſſes, mancher metalliſchen Solutionen koͤnnen
das Waſſer zu ſolchen Verſuchen in allen Graden truͤbe
machen. Seifenſpiritus thut faſt die beſte Wirkung.

164.

Der Grund des Meeres erſcheint den Tauchern
bey hellem Sonnenſchein purpurfarb, wobey das Meer-
waſſer als ein truͤbes und tiefes Mittel wirkt. Sie
bemerken bey dieſer Gelegenheit die Schatten gruͤn, wel-
ches die geforderte Farbe iſt. (78.)

165.

Unter den feſten Mitteln begegnet uns in der Na-
tur zuerſt der Opal, deſſen Farben wenigſtens zum
Theil daraus zu erklaͤren ſind, daß er eigentlich ein
truͤbes Mittel ſey, wodurch bald helle, bald dunkle
Unterlagen ſichtbar werden.

166.

Zu allen Verſuchen aber iſt das Opalglas (vitrum
astroides, girasole)
der erwuͤnſchteſte Koͤrper. Es
wird auf verſchiedene Weiſe verfertigt und ſeine Truͤbe

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[61/0115] 162. Die Infuſion des nephritiſchen Holzes, (der Gui- landina Linnaei,) welche fruͤher ſo großes Aufſehen machte, iſt nur ein truͤber Liquor, der im dunklen hoͤlzernen Becher blau ausſehen, in einem durchſichti- gen Glaſe aber gegen die Sonne gehalten, eine gelbe Erſcheinung hervorbringen muß. 163. Einige Tropfen wohlriechender Waſſer, eines Wein- geiſtfirniſſes, mancher metalliſchen Solutionen koͤnnen das Waſſer zu ſolchen Verſuchen in allen Graden truͤbe machen. Seifenſpiritus thut faſt die beſte Wirkung. 164. Der Grund des Meeres erſcheint den Tauchern bey hellem Sonnenſchein purpurfarb, wobey das Meer- waſſer als ein truͤbes und tiefes Mittel wirkt. Sie bemerken bey dieſer Gelegenheit die Schatten gruͤn, wel- ches die geforderte Farbe iſt. (78.) 165. Unter den feſten Mitteln begegnet uns in der Na- tur zuerſt der Opal, deſſen Farben wenigſtens zum Theil daraus zu erklaͤren ſind, daß er eigentlich ein truͤbes Mittel ſey, wodurch bald helle, bald dunkle Unterlagen ſichtbar werden. 166. Zu allen Verſuchen aber iſt das Opalglas (vitrum astroides, girasole) der erwuͤnſchteſte Koͤrper. Es wird auf verſchiedene Weiſe verfertigt und ſeine Truͤbe

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/115>, abgerufen am 19.04.2024.