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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810.

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durch Metallkalke hervorgebracht. Auch trübt man das
Glas dadurch, daß man gepülverte und calcinirte Kno-
chen mit ihm zusammenschmelzt, deßwegen man es auch
Beinglas nennt; doch geht dieses gar zu leicht ins Un-
durchsichtige über.

167.

Man kann dieses Glas zu Versuchen auf vieler-
ley Weise zurichten: denn entweder man macht es nur
wenig trüb, da man denn durch mehrere Schichten über
einander das Licht vom hellsten Gelb bis zum tiefsten
Purpur führen kann; oder man kann auch stark ge-
trübtes Glas in dünnern und stärkeren Scheiben an-
wenden. Auf beyde Arten lassen sich die Versuche an-
stellen; besonders darf man aber, um die hohe blaue
Farbe zu sehen, das Glas weder allzutrüb noch allzu-
stark nehmen. Denn da es natürlich ist, daß das
Finstere nur schwach durch die Trübe hindurch wirke,
so geht die Trübe, wenn sie zu dicht wird, gar schnell
in das Weiße hinüber.

168.

Fensterscheiben durch die Stellen, an welchen sie
blind geworden sind, werfen einen gelben Schein auf
die Gegenstände, und eben diese Stellen sehen blau
aus, wenn wir durch sie nach einem dunklen Gegen-
stande blicken.

169.

Das angerauchte Glas gehört auch hieher, und
ist gleichfalls als ein trübes Mittel anzusehen. Es zeigt

durch Metallkalke hervorgebracht. Auch truͤbt man das
Glas dadurch, daß man gepuͤlverte und calcinirte Kno-
chen mit ihm zuſammenſchmelzt, deßwegen man es auch
Beinglas nennt; doch geht dieſes gar zu leicht ins Un-
durchſichtige uͤber.

167.

Man kann dieſes Glas zu Verſuchen auf vieler-
ley Weiſe zurichten: denn entweder man macht es nur
wenig truͤb, da man denn durch mehrere Schichten uͤber
einander das Licht vom hellſten Gelb bis zum tiefſten
Purpur fuͤhren kann; oder man kann auch ſtark ge-
truͤbtes Glas in duͤnnern und ſtaͤrkeren Scheiben an-
wenden. Auf beyde Arten laſſen ſich die Verſuche an-
ſtellen; beſonders darf man aber, um die hohe blaue
Farbe zu ſehen, das Glas weder allzutruͤb noch allzu-
ſtark nehmen. Denn da es natuͤrlich iſt, daß das
Finſtere nur ſchwach durch die Truͤbe hindurch wirke,
ſo geht die Truͤbe, wenn ſie zu dicht wird, gar ſchnell
in das Weiße hinuͤber.

168.

Fenſterſcheiben durch die Stellen, an welchen ſie
blind geworden ſind, werfen einen gelben Schein auf
die Gegenſtaͤnde, und eben dieſe Stellen ſehen blau
aus, wenn wir durch ſie nach einem dunklen Gegen-
ſtande blicken.

169.

Das angerauchte Glas gehoͤrt auch hieher, und
iſt gleichfalls als ein truͤbes Mittel anzuſehen. Es zeigt

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[62/0116] durch Metallkalke hervorgebracht. Auch truͤbt man das Glas dadurch, daß man gepuͤlverte und calcinirte Kno- chen mit ihm zuſammenſchmelzt, deßwegen man es auch Beinglas nennt; doch geht dieſes gar zu leicht ins Un- durchſichtige uͤber. 167. Man kann dieſes Glas zu Verſuchen auf vieler- ley Weiſe zurichten: denn entweder man macht es nur wenig truͤb, da man denn durch mehrere Schichten uͤber einander das Licht vom hellſten Gelb bis zum tiefſten Purpur fuͤhren kann; oder man kann auch ſtark ge- truͤbtes Glas in duͤnnern und ſtaͤrkeren Scheiben an- wenden. Auf beyde Arten laſſen ſich die Verſuche an- ſtellen; beſonders darf man aber, um die hohe blaue Farbe zu ſehen, das Glas weder allzutruͤb noch allzu- ſtark nehmen. Denn da es natuͤrlich iſt, daß das Finſtere nur ſchwach durch die Truͤbe hindurch wirke, ſo geht die Truͤbe, wenn ſie zu dicht wird, gar ſchnell in das Weiße hinuͤber. 168. Fenſterſcheiben durch die Stellen, an welchen ſie blind geworden ſind, werfen einen gelben Schein auf die Gegenſtaͤnde, und eben dieſe Stellen ſehen blau aus, wenn wir durch ſie nach einem dunklen Gegen- ſtande blicken. 169. Das angerauchte Glas gehoͤrt auch hieher, und iſt gleichfalls als ein truͤbes Mittel anzuſehen. Es zeigt

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/116>, abgerufen am 28.03.2024.