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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810.

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ihrer ewigen Ruhe und Herrlichkeit dastehen, der Phi-
losoph nehme sie in seine Region auf, und er wird
finden, daß ihm nicht in einzelnen Fällen, allgemeinen
Rubriken, Meynungen und Hypothesen, sondern im
Grund- und Urphänomen ein würdiger Stoff zu wei-
terer Behandlung und Bearbeitung überliefert werde.


XI.
Dioptrische Farben.

Der zweyten Classe.

Refraction.

178.

Die dioptrischen Farben der beyden Classen schlie-
ßen sich genau an einander an, wie sich bey einiger
Betrachtung sogleich finden läßt. Die der ersten Classe
erschienen in dem Felde der trüben Mittel, die der
zweyten sollen uns nun in durchsichtigen Mitteln er-
scheinen. Da aber jedes empirisch Durchsichtige an sich
schon als trüb angesehen werden kann, wie uns jede
vermehrte Masse eines durchsichtig genannten Mittels
zeigt; so ist die nahe Verwandtschaft beyder Arten ge-
nugsam einleuchtend.

179.

Doch wir abstrahiren vorerst, indem wir uns zu
den durchsichtigen Mitteln wenden, von aller ihnen ei-

ihrer ewigen Ruhe und Herrlichkeit daſtehen, der Phi-
loſoph nehme ſie in ſeine Region auf, und er wird
finden, daß ihm nicht in einzelnen Faͤllen, allgemeinen
Rubriken, Meynungen und Hypotheſen, ſondern im
Grund- und Urphaͤnomen ein wuͤrdiger Stoff zu wei-
terer Behandlung und Bearbeitung uͤberliefert werde.


XI.
Dioptriſche Farben.

Der zweyten Claſſe.

Refraction.

178.

Die dioptriſchen Farben der beyden Claſſen ſchlie-
ßen ſich genau an einander an, wie ſich bey einiger
Betrachtung ſogleich finden laͤßt. Die der erſten Claſſe
erſchienen in dem Felde der truͤben Mittel, die der
zweyten ſollen uns nun in durchſichtigen Mitteln er-
ſcheinen. Da aber jedes empiriſch Durchſichtige an ſich
ſchon als truͤb angeſehen werden kann, wie uns jede
vermehrte Maſſe eines durchſichtig genannten Mittels
zeigt; ſo iſt die nahe Verwandtſchaft beyder Arten ge-
nugſam einleuchtend.

179.

Doch wir abſtrahiren vorerſt, indem wir uns zu
den durchſichtigen Mitteln wenden, von aller ihnen ei-

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[68/0122] ihrer ewigen Ruhe und Herrlichkeit daſtehen, der Phi- loſoph nehme ſie in ſeine Region auf, und er wird finden, daß ihm nicht in einzelnen Faͤllen, allgemeinen Rubriken, Meynungen und Hypotheſen, ſondern im Grund- und Urphaͤnomen ein wuͤrdiger Stoff zu wei- terer Behandlung und Bearbeitung uͤberliefert werde. XI. Dioptriſche Farben. Der zweyten Claſſe. Refraction. 178. Die dioptriſchen Farben der beyden Claſſen ſchlie- ßen ſich genau an einander an, wie ſich bey einiger Betrachtung ſogleich finden laͤßt. Die der erſten Claſſe erſchienen in dem Felde der truͤben Mittel, die der zweyten ſollen uns nun in durchſichtigen Mitteln er- ſcheinen. Da aber jedes empiriſch Durchſichtige an ſich ſchon als truͤb angeſehen werden kann, wie uns jede vermehrte Maſſe eines durchſichtig genannten Mittels zeigt; ſo iſt die nahe Verwandtſchaft beyder Arten ge- nugſam einleuchtend. 179. Doch wir abſtrahiren vorerſt, indem wir uns zu den durchſichtigen Mitteln wenden, von aller ihnen ei-

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/122>, abgerufen am 29.03.2024.