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Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810.

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man oben den blauen und violetten, unten hingegen
den rothen und gelben Rand. Diese Beobachtung wird
für die nächste Abtheilung höchst wichtig.


XVIII.
Farbige Bilder durch Brechung verrückt.

258.

Eine farbige große Fläche zeigt innerhalb ihrer
selbst, so wenig als eine schwarze, weiße oder graue,
irgend eine prismatische Farbe; es müßte denn zufällig
oder vorsätzlich auf ihr Hell und Dunkel abwechseln.
Es sind also auch nur Beobachtungen durchs Prisma
an farbigen Flächen anzustellen, in so fern sie durch
einen Rand von einer andern verschieden tingirten Flä-
che abgesondert werden, also auch nur an farbigen
Bildern.

259.

Es kommen alle Farben, welcher Art sie auch seyn
mögen, darin mit dem Grauen überein, daß sie dunk-
ler als Weiß, und heller als Schwarz erscheinen. Die-
ses Schattenhafte der Farbe (skieron) ist schon früher
angedeutet worden, (69.) und wird uns immer bedeu-
tender werden. Wenn wir also vorerst farbige Bilder
auf schwarze und weiße Flächen bringen, und sie durchs

I. 7

man oben den blauen und violetten, unten hingegen
den rothen und gelben Rand. Dieſe Beobachtung wird
fuͤr die naͤchſte Abtheilung hoͤchſt wichtig.


XVIII.
Farbige Bilder durch Brechung verruͤckt.

258.

Eine farbige große Flaͤche zeigt innerhalb ihrer
ſelbſt, ſo wenig als eine ſchwarze, weiße oder graue,
irgend eine prismatiſche Farbe; es muͤßte denn zufaͤllig
oder vorſaͤtzlich auf ihr Hell und Dunkel abwechſeln.
Es ſind alſo auch nur Beobachtungen durchs Prisma
an farbigen Flaͤchen anzuſtellen, in ſo fern ſie durch
einen Rand von einer andern verſchieden tingirten Flaͤ-
che abgeſondert werden, alſo auch nur an farbigen
Bildern.

259.

Es kommen alle Farben, welcher Art ſie auch ſeyn
moͤgen, darin mit dem Grauen uͤberein, daß ſie dunk-
ler als Weiß, und heller als Schwarz erſcheinen. Die-
ſes Schattenhafte der Farbe (σκιεϱόν) iſt ſchon fruͤher
angedeutet worden, (69.) und wird uns immer bedeu-
tender werden. Wenn wir alſo vorerſt farbige Bilder
auf ſchwarze und weiße Flaͤchen bringen, und ſie durchs

I. 7
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[97/0151] man oben den blauen und violetten, unten hingegen den rothen und gelben Rand. Dieſe Beobachtung wird fuͤr die naͤchſte Abtheilung hoͤchſt wichtig. XVIII. Farbige Bilder durch Brechung verruͤckt. 258. Eine farbige große Flaͤche zeigt innerhalb ihrer ſelbſt, ſo wenig als eine ſchwarze, weiße oder graue, irgend eine prismatiſche Farbe; es muͤßte denn zufaͤllig oder vorſaͤtzlich auf ihr Hell und Dunkel abwechſeln. Es ſind alſo auch nur Beobachtungen durchs Prisma an farbigen Flaͤchen anzuſtellen, in ſo fern ſie durch einen Rand von einer andern verſchieden tingirten Flaͤ- che abgeſondert werden, alſo auch nur an farbigen Bildern. 259. Es kommen alle Farben, welcher Art ſie auch ſeyn moͤgen, darin mit dem Grauen uͤberein, daß ſie dunk- ler als Weiß, und heller als Schwarz erſcheinen. Die- ſes Schattenhafte der Farbe (σκιεϱόν) iſt ſchon fruͤher angedeutet worden, (69.) und wird uns immer bedeu- tender werden. Wenn wir alſo vorerſt farbige Bilder auf ſchwarze und weiße Flaͤchen bringen, und ſie durchs I. 7

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Zitationshilfe: Goethe, Johann Wolfgang von: Zur Farbenlehre. Bd. 1. Tübingen, 1810, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/goethe_farbenlehre01_1810/151>, abgerufen am 20.04.2024.